# taz.de -- Kommentar Verkauf der HSH Nordbank: Gier frisst Hirn
       
       > Der Ausflug von Provinzbankern und Provinzpolitikern in die große weite
       > Welt der internationalen Finanzströme wurde zu einem Horrortrip.
       
 (IMG) Bild: Sie wussten nicht, was sie taten: Heide Simonis (2.v.l.) und Ole von Beust (r), dahinter Finanzminister Claus Möller (l) und Wolfgang Peiner (M) bei der Fusion der Landesbanken 2003
       
       Es ist ein [1][Ende mit Schrecken]. Das Debakel mit der HSH Nordbank wird
       die Steuerzahler in Hamburg und Schleswig-Holstein mindestens 14
       Elbphilharmonien kosten, vielleicht läppert es sich auch auf 17. Genauer
       kann es zurzeit niemand sagen, gewiss ist nur: Es hätte noch schlimmer
       kommen können. Der Ausflug von Provinzbankern und Provinzpolitikern in die
       große weite Welt der internationalen Finanzströme wurde zu einem
       Horrortrip.
       
       Grundfehler war die Gewährträgerhaftung der beiden Eignerländer. Unter
       diesem Schutzschirm saugte sich die HSH zwischenzeitlich mit Liquidität
       voll bis zum Bersten: Sie wusste buchstäblich nicht, wohin mit ihrem Geld.
       Deshalb kaufte und finanzierte sie wahllos alles, was nicht niet- und
       nagelfest war, an der Wall Street wurde über „Stupid German Money“
       gelästert, die deutschen Manager als „Stopfgänse“ veralbert. Das Rad, das
       sie drehen wollten, war zu groß für die Bankfachangestellten in Hamburg und
       Kiel.
       
       Auch die Politik überblickte nicht, was sie tat, weder Hamburgs
       Bürgermeister Ole von Beust und sein Finanzsenator Wolfgang Peiner (beide
       CDU) noch Schleswig-Holsteins SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis. Alle
       waren besoffen von den Aussichten auf Millionengewinne ihres Global Players
       von der Küste.
       
       Hinzu kam der Druck der internationalen Ratingagenturen. Erst ab 15 Prozent
       Rendite bekam man das höchste Label AAA+, ohne das aber ließen die wirklich
       Großen einen gar nicht mitspielen. Deshalb wurden zu viele und zu hohe
       Risiken eingegangen, und als 2008 die internationale Bankenkrise losbrach,
       stürzte das Kartenhaus in sich zusammen. Gier frisst Hirn – selten stimmte
       dieser Satz so sehr wie bei der HSH Nordbank.
       
       Die ganze Sache war zu kompliziert und zu undurchschaubar für norddeutsche
       Landespolitiker und ihre Regionalbank. Die Aufräumarbeiten, die jetzt ihren
       vorläufigen Abschluss finden, sind mühsam, schmerzhaft und teuer. Und die
       volle Rechnung liegt noch nicht vor. Es könnten auch noch zwei, drei Elphis
       mehr werden.
       
       1 Mar 2018
       
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