# taz.de -- Zukunft der Berliner S-Bahn: Regine Günther geht auf den Markt
       
       > Die Verkehrssenatorin plant die Zukunft der S-Bahn. Fünf Modelle zwischen
       > Privatisierung und Kommunalisierung werden geprüft.
       
 (IMG) Bild: Wem gehört die S-Bahn in Berlin? Gute Frage!
       
       Für die Zukunft der S-Bahn wird es spannend: In der kommenden Woche startet
       die Senatsverkehrsverwaltung unter Senatorin Regine Günther die vor einiger
       Zeit angekündigte „Markterkundung“. Mit dem Verfahren, dass sich bis zum
       Sommer hinziehen wird, soll herausgefunden werden, welche Eigentumsvariante
       bei der S-Bahn für das Land am vorteilhaftesten ist. Zurzeit betreibt die
       S-Bahn Berlin GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn (DB),
       den zweitgrößten Anbieter im Berliner Nahverkehr.
       
       Der S-Bahn GmbH gehören auch die Fahrzeuge, zurzeit rund 650 sogenannte
       Viertelzüge unterschiedlichen Alters. Andere Verkehrsunternehmen haben bei
       den Ausschreibungen für die drei S-Bahn-Teilnetze so gut wie keine Chance:
       Weil die Berliner S-Bahn technisch betrachtet ein Inselsystem mit ganz
       speziellen Anforderungen ist, können sie nicht einfach eigene Fahrzeuge
       mitbringen.
       
       Die Anschaffung neuer Fahrzeuge tut jedoch dringend Not, und hier will der
       Senat ansetzen, um das Monopol der DB – der im Übrigen auch die Schienen
       und die Bahnhöfe gehören – aufzubrechen. Für eines der drei Teilnetze, die
       Ringbahn, ist es schon zu spät, die S-Bahn GmbH hat 2015 den Zuschlag
       bekommen und lässt bereits rund 200 neue Viertelzüge produzieren.
       
       Für den Betrieb der Teilnetze Nord-Süd und Stadtbahn hingegen ist die
       Ausschreibung noch anhängig. Bevor diese abgeschlossen wird, soll nun die
       Beschaffung, Instandhaltung und Bereitstellung von bis zu 670 Viertelzügen
       separat vergeben werden.
       
       „Nicht im Nebel stochern“ 
       
       Fünf Modelle will man laut Günther im Rahmen der Markterkundung prüfen. Sie
       reichen von einem reinen „Fahrzeugdienstleistermodell“, bei dem ein
       weiterer privater Anbieter die neuen Züge besäße und an die S-Bahn GmbH
       vermieten würde, bis hin zur Kommunalisierung des Fahrzeugparks und der
       Gründung eines landeseigenen Eisenbahnunternehmens, das perspektivisch per
       Direktvergabe mit dem S-Bahn-Betrieb betraut würde.
       
       Dazwischen liegen abgestufte Modelle, bei denen das Land Eigentümer der
       Fahrzeuge oder der Fahrzeugdienstleister-Gesellschaft – oder von beidem –
       wird. Klingt komplex und ist es auch, zumal die neuen Fahrzeuge, egal wer
       sie am Ende besitzt, eine lange Produktionszeit haben und zwischen 2026 und
       2033 nur sukzessive in Betrieb genommen werden können.
       
       Einen klaren Schnitt wird es also nicht geben, sogenannte Interimsverträge
       müssen die Zwischenzeiten überbrücken. „Wir machen die Markterkundung, weil
       wir nicht im Nebel stochern wollen“, erklärte Günther am Mittwoch. Man
       müsse alle Modelle „auf ihre Vorteile hin abklopfen, damit wir am Ende eine
       funktionierende und effiziente S-Bahn haben“.
       
       113 Millionen Euro für Fahrzeuge 
       
       Ein Weiter-so mit Betrieb und Fahrzeugdienstleistung aus einer Hand sei
       nicht erstrebenswert, das habe sich bei der Ausschreibung der Ringbahn
       gezeigt, bei der am Ende nur noch die S-Bahn-GmbH mit ihrem Know-how und
       dem Bestand an Altfahrzeugen dem Senat gegenübersaß. „Wer jemals an
       Verhandlungen beteiligt war, weiß, dass das keine günstige Position ist“,
       so die Senatorin. Im Übrigen laufe der Betrieb auch jetzt noch – Jahre nach
       dem Ende der S-Bahn-Krise – „suboptimal“.
       
       SPD und Linke hatten um den Jahreswechsel die Kommunalisierung der
       S-Bahn-Fahrzeuge und nach Möglichkeit auch des Betriebs gefordert. Günthers
       offene Markterkundung sahen sie kritisch. Am Mittwoch hielt die grünen-nahe
       Senatorin fest: „Die Privatisierung ist nicht mein Modell, sie ist ein
       Modell.“ Am Ende werde eine politische Entscheidung getroffen, diese müsse
       sich aber an den realen Gegebenheiten orientieren.
       
       Für die kommunale Option habe man in jedem Fall schon mal einen „Pflock
       eingeschlagen“, indem der Senat 113 Millionen Euro aus dem aktuellen
       Haushaltsüberschuss als Grundstock für eine mögliche Fahrzeugbeschaffung
       zurückgestellt habe. Eine sechstes Modell gibt es laut Günther übrigens
       auch noch, theoretisch jedenfalls: „Wir kaufen die S-Bahn GmbH.“ Diese
       Option solle der Senat weiterhin prüfen. Viel Aussicht auf Erfolg – das ist
       Günther klar – hat diese Option nicht. Die DB würde sich einen solchen Deal
       wohl nur sehr, sehr teuer bezahlen lassen.
       
       14 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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