# taz.de -- Zustand der Bundeswehr: Bartels’ Trümmertruppe
       
       > In seinem Jahresbericht 2017 beklagt der Wehrbeauftragte den Zustand der
       > Bundeswehr. Die Materiallage sei dramatisch schlecht.
       
 (IMG) Bild: Taucht es nicht mehr auf? Laut Hans-Peter Bartels steht es schlecht um die U-Boote der Bundeswehr
       
       Berlin taz | Fregatten laufen nicht aus, U-Boote tauchen nicht ab und
       Flugzeuge fliegen nicht: Glaubt man dem Wehrbeauftragten des Bundestags,
       Hans-Peter Bartels (SPD), steht es nicht gut um die Bundeswehr. „Die
       Materiallage bleibt dramatisch schlecht, an manchen Stellen ist sie noch
       schlechter geworden“, so Bartels bei der Vorstellung seines Jahresberichts
       für 2017 am Dienstag in Berlin. Zwar seien die vom Verteidigungsministerium
       proklamierten Trendwenden bei Personal, Material und Finanzen „unbedingt zu
       begrüßen“ – aber „die Proklamation allein“ mache „nichts besser“.
       
       Verantwortlich für diesen Zustand der Truppe macht Bartels eine „Überlast“:
       Vor 1990 habe ihre Hauptaufgabe in der Landesverteidigung bestanden, in der
       Ära danach in „Out of area“-Einsätzen außerhalb des Nato-Gebietes. Heute
       stünden Auslandseinsätze und Teilnahme an der kollektiven Verteidigung
       jedoch gleichrangig nebeneinander. Für eine Einschränkung der Aufgaben,
       etwa eine Reduzierung der derzeit 13 Auslandseinsätze von Afghanistan bis
       Mali, plädiert er nicht.
       
       Stattdessen blickt der Sozialdemokrat in die Zukunft, um seinem Begehren
       nach einer besseren Finanzierung des deutschen Militärs weiteren Nachdruck
       zu verleihen: „Der im Berichtsjahr diskutierte und durch eine Übung unter
       Leitung der Polizei erprobte Einsatz der Bundeswehr im Inneren zur
       Terrorabwehr stellt eine potenzielle zusätzliche Aufgabe dar, für die wie
       für das militärische Kerngeschäft in der kollektiven Verteidigung und ‚out
       of area‘ eine materiell voll ausgestattete und personell voll aufgestellte
       Truppe erforderlich ist.“
       
       Was dafür zusätzlich gebraucht werde, koste zusätzliches Geld, das in den
       Verteidigungshaushalt kommen müsse, konstatierte Bartels: „Dort aber steht
       bisher noch nichts substanziell Zusätzliches.“ Auch im neuen
       Koalitionsvertrag von Union und SPD fehle „eine belastbare Aussage zu den
       Finanzen“, kritisierte er.
       
       ## Nur vermeintliche Unterfinanzierung?
       
       Um die Stimmung der Soldatinnen und Soldaten kurzfristig zu verbessern,
       forderte Bartels „besonders liebevoll gemanagte schnelle Lösungen für
       sichtbare, spürbare Verbesserungen, etwa bei der neuen Kampfkleidung,
       einschließlich Stiefel“. Viele wünschten sich „eine Art Befreiungsschlag“
       im Sinne schneller Beschaffungspakete.
       
       Unterstützung kommt von den Grünen. „Trotz der vielen Ankündigungen und
       Trendwenden, ist wenig Zählbares passiert“, kritisierte deren
       sicherheitspolitischen Sprecher Tobias Lindner. „Es ist der Ministerin
       bisher nicht gelungen, eine wirkliche Verbesserung der Situation in der
       Bundeswehr zu erreichen“, sagte er in Richtung von Verteidigungsministerin
       Ursula von der Leyen (CDU).
       
       Scharfe Kritik kommt hingegen von der Linksfraktion. „Der Wehrbeauftragte
       gibt den Aufrüstungsbeauftragten“, sagte die Bundestagsabgeordnete
       Christine Buchholz, die für die Linkspartei im Verteidigungsausschuss
       sitzt. Bartels beklage die vermeintliche Unterfinanzierung der Bundeswehr,
       „um damit Akzeptanz für die geplante Aufstockung des Wehretats zu
       schaffen“.
       
       20 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hans-Peter Bartels
 (DIR) Wehrbeauftragte
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Moor
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Verhältnis Iran - Israel
 (DIR) Sicherheitskonferenz
 (DIR) Bundeswehr
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Übung mit scharfer Munition bei Meppen: Bundeswehr fackelt Moor ab
       
       Die Bundeswehr nutzt das Gelände bei Meppen für Munitionstests. Nun brennen
       über sechs Hektar Moor. Der Naturschutzbund Niedersachsen ist entsetzt.
       
 (DIR) Nach dem Bericht des Wehrbeauftragten: Der Kummerkasten läuft bald über
       
       Die Bundeswehr hat ein großes Problem, das nicht neu ist. Es gibt viele
       Beschwerden über Rassismus, Sexismus und Übergriffe.
       
 (DIR) Kommentar Zustand der Bundeswehr: Die wahren Mängel liegen woanders
       
       Der Wehrbeauftragte bemängelt die Ausrüstung der Bundeswehr. Dabei lässt er
       etwas Wichtiges unbeachtet: den Umgang in der Truppe.
       
 (DIR) Sicherheitskonferenz in München: Auf Konfrontationskurs
       
       Der Krieg in Syrien, der Konflikt zwischen dem Iran und Israel, die
       Beziehung zwischen den USA und Russland – die Debatten in München verliefen
       hitzig.
       
 (DIR) Sicherheitskonferenz in München: Von der Leyen kritisiert USA
       
       Zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz fordert die
       Verteidigungsministerin mehr Diplomatie von der Trump-Administration.
       
 (DIR) Gewalttätige Rituale bei der Bundeswehr: Soldaten zu recht entlassen
       
       Wegen schockierender „Folterrituale“ wurden vier Bundeswehrsoldaten
       entlassen. Nun stellt ein Gericht fest: Ihre Teilnahme war schweres
       Fehlverhalten.