# taz.de -- Kommentar Pressefreiheit in der Türkei: Zum 365. Mal: Free Deniz!
       
       > Deniz Yücel sitzt seit einem Jahr in Haft. Warum seine Freilassung so
       > wichtig ist – für ihn, für alle inhaftierten Journalisten und für die
       > Pressefreiheit.
       
 (IMG) Bild: So frei soll er wieder sein: Deniz Yücel mit einigen KollegInnen
       
       Der 14. Februar 2017 war ein schlechter Tag, weil damals Deniz Yücel die
       Freiheit geraubt wurde. Der Korrespondent der Welt ging ins
       Polizeipräsidium von Istanbul, um sich einer Befragung zu stellen. [1][Sie
       ließen ihn nicht mehr gehen.] Sie: die Polizei, die Justiz, dieser Staat
       des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Damals: weil er jetzt
       schon ein Jahr gefangen ist.
       
       Und deshalb ist auch der 14. Februar 2018 ein schlechter Tag. Deniz Yücel,
       [2][früher Redakteur der taz], lebt eingezwängt in einer Einzelzelle des
       Gefängnisses von Silivri bei Istanbul. Er teilt mit dem Gefangenen aus der
       Nachbarzelle einen winzigen Hof. Er darf alleine Fußball spielen, mit
       Anwälten sprechen und einmal in der Woche seine Frau sehen, [3][Dilek
       Mayatürk-Yucel], sie haben im Gefängnis geheiratet.
       
       Deniz Yücel denkt schnell, bewegt sich schnell, redet schnell. Manchmal hat
       man früher gedacht: Du rauchst im Grunde, um dich ein wenig zu bremsen.
       Ausgerechnet dieser Mann sitzt.
       
       Seit einem Jahr.
       
       Als die deutschen Medien damit konfrontiert wurden, dass ein Korrespondent
       in der Türkei als Geisel gehalten wird, war das neu. Es gab den Impuls,
       sich zu solidarisieren, indem man Artikel schreibt oder twittert oder hupt.
       So ist die medienübergreifende Kampagne entstanden, die [4][FreeDeniz]
       heißt.
       
       Aber vor allem am Anfang zögerten einige. Riskieren Journalisten, die mit
       einer Kampagne verschmelzen, nicht ihre Glaubwürdigkeit? Es heißt doch,
       dass sich kein Reporter mit einer Sache gemein machen soll, auch nicht mit
       einer guten? Die Frage ist beantwortet. Die Pressefreiheit ist unsere
       Sache. Wenn ein Journalist eingesperrt wird, schweben alle in Gefahr.
       
       Die zweite Frage drehte sich um die anderen in der Türkei inhaftierten
       Journalistinnen und Journalisten. Ist es nicht zynisch, über Deniz Yücel so
       viel zu schreiben, wenn doch so viele andere gefangen genommen wurden? In
       der taz trugen wir dem Rechnung, etwa indem wir die Namen anderer
       Inhaftierter auf eine Titelseite druckten. Wer auf Twitter [5][#FreeDeniz]
       schrieb, tippte daneben [6][#FreeThemAll] oder [7][#FreeTurkeyMedia].
       
       Ein Jahr später hat sich gezeigt: Die Kampagne für Deniz Yücel ist eine
       für ihn, aber auch eine Kampagne für die Pressefreiheit. Personalisierung
       und Nähe schafft Öffentlichkeit. Und wenn wir über den einen sprechen,
       sprechen wir auch über die anderen. Etwa wenn Fatih Polat, Chefredakteur
       der unabhängigen Zeitung Evrensel, über die Knebelung der Presse berichtet.
       
       Da sind wir schon bei der dritten Frage. Sie betrifft Deniz Yücel und unser
       Verhältnis zu ihm. Wenn er auf T-Shirts gedruckt wird, auf Sticker, wenn er
       weichgezeichnet wird zum Helden, entfernt er sich dann nicht von uns? Das
       Problem mit der Distanz löst er selbst, er überwindet sie. Indem er erzählt
       aus dem Gefängnis, vom Essen, vom Lesen. Indem er seine Sprache mit uns
       teilt, seinen Humor, seine Meinung.
       
       Insofern ist der 14. Februar 2018 ein schlechter Tag, aber kein ganz
       schlechter. Quasi: den Umständen entsprechend.
       
       14 Feb 2018
       
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 (DIR) [7] https://twitter.com/hashtag/FreeTurkeyMedia?src=hash
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Georg Löwisch
       
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