# taz.de -- Demo in Neukölln: Gegen den rechten Terror
       
       > Nach den Brandanschlägen auf Autos in Rudow und Britz zeigen rund 300
       > Menschen bei einer Kundgebung Solidarität. Durchsuchungen der Polizei.
       
 (IMG) Bild: Ferat Kocak spricht auf der Kundgebung vor dem Rathaus Neukölln
       
       Findet endlich die Täter! Das war die zentrale Forderung einer Kundgebung
       gegen rechten Terror am Samstag in Neukölln. Nachdem Brandstifter in der
       Nacht zu Donnerstag die Autos von Linkenpolitiker Ferat Kocak in Britz und
       Buchhändler Heinz Ostermann in Rudow angezündet hatten, kamen rund 300
       Menschen vor das Neuköllner Rathaus, um Solidarität mit den Angegriffenen
       zu zeigen. Auf Heinz Ostermann ist es bereits der dritte Anschlag. Ende
       2016 waren die Scheiben seines Ladens „Leporello“ in Rudow zerstört worden,
       Anfang 2017 brannte sein Auto.
       
       „Heinz Ostermann hat mir gesagt, dass er gerade angefangen hatte, nicht
       mehr hinter sich zu gucken, sich nicht mehr zu fragen, ob er sein Auto
       vielleicht lieber woanders abstellen solle, ob von einer Gestalt auf der
       Straße eine Bedrohung ausgehe“, sagte Jan Shapira von der Neuköllner
       Initiative Buchhändler gegen rechts, in der sich auch Ostermann engagiert.
       Schon viel zu lange halte die Serie rechtsextremistischer Anschläge im
       Bezirk an. „Brandanschläge auf Autos, Graffiti an Häusern von Aktivisten,
       der Anschlag auf ein Café, gestohlene Stolpersteine und der Mord an Burak
       Bektaş – all diese Taten sind bis heute nicht aufgeklärt“, sagte Shapira
       und fragte: „Tut die Polizei alles, um die Anschläge zu stoppen?“
       
       Ähnlich äußerte sich Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Sie
       bedankte sich bei ihrem Vorredner, Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), für
       seine Solidarität. Doch Solidarität reiche nicht: „Wir fordern, dass der
       Senat alle Kraft darin setzt, wirklich Ermittlungserfolge zu zeigen“, sagte
       sie. Es sei nicht zu verstehen, warum die Polizei diese Leute nicht zu
       fassen kriege.
       
       Die Polizei meldete am Wochenende, sie habe Wohnungen durchsucht,
       Beweismaterial sichergestellt, und ermittle nun gegen zwei Tatverdächtige
       im Alter von 32 und 35 Jahren, die der rechten Szene zuzuordnen seien. Dies
       ist der erste öffentlich gemachte Erfolg der Ermittlungsgruppe
       Rechtsextremistische Straftaten in Neukölln, die der Senat vor einem Jahr
       eingesetzt hatte. Die Politik hatte sich davon schnelle Fahndungsergebnisse
       versprochen. Passiert war bisher jedoch nichts. Allerdings wurden die bei
       den Durchsuchungen kurzzeitig Festgenommenen wieder auf freien Fuß gesetzt.
       
       Ferat Kocak stellte die Brandanschläge in eine Reihe mit den Anschlägen von
       Mölln und Rostock. „Nur weil ich zufällig wach geworden bin, konnte ich
       meine Eltern und mich vor Schlimmerem bewahren“, sagte er. Und wandte sich
       direkt an die Brandstifter: „Du hoffst, einen Aktivisten einzuschüchtern.
       Aber du hast Tausende Aktivisten gegen rechts erst aufgeweckt.“
       
       4 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uta Schleiermacher
       
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