# taz.de -- Kommentar Anerkennung Jerusalems: Provokation als Chance
       
       > Trumps Handeln ist befremdlich, die Reaktionen sind übertrieben. Für die
       > Palästinenser war die Lage für Verhandlungen selten besser.
       
 (IMG) Bild: Spontane Müllverbrennung als eine Form des Protests
       
       Es ist, als wolle sich US-Präsident Donald Trump selbst ein Bein stellen.
       Da kündigt er einerseits einen „Deal des Jahrhunderts“ an, um den Nahen
       Osten zu befrieden. Andererseits provoziert er den Eklat mit einer der zwei
       Parteien, die bei seinem Jahrhundertedeal die Hauptrollen spielen. Verstehe
       jemand den Chef im Weißen Haus. [1][Trumps Anerkennung von Jerusalem als
       Hauptstadt Israels] ist zum aktuellen Zeitpunkt so befremdlich wie
       überflüssig.
       
       Nichtsdestrotrotz sind die Reaktionen übertrieben, wenn die
       palästinensische Führung von einer Zerstörung der Zweistaatenlösung spricht
       oder wenn in Gaza die radikal-islamische Hamas eine neue Intifada entzünden
       will. Am Tag nach Trumps Rede bleiben Massendemonstrationen, gewaltsame
       Ausschreitungen und gar neuer Terror aus. Die Palästinenser sind
       Schlimmeres gewohnt als eine provokante Erklärung des US-Präsidenten.
       
       Trump hat keine neue Intifada angefacht und kein Ende der Zweistaatenlösung
       verschuldet. Es wird sich nichts ändern, weder konkret durch seine
       Anerkennung der umstrittenen Hauptstadt noch in der Konsequenz. De facto
       ist Westjerusalem längst Hauptstadt Israels. Hier sitzen Regierung und
       Präsident, der Oberste Gerichtshof und die Ministerien, mit Ausnahme des
       Verteidigungsministeriums in Tel Aviv und des Justizministeriums, das als
       einziges umziehen müsste, wenn die Zweistaatenlösung kommt, denn das
       Justizministerium liegt in Ostjerusalem.
       
       Dass in den USA Jerusalem fortan offiziell als Hauptstadt Israels gilt,
       bedeutet mitnichten, dass Jerusalem nicht auch Hauptstadt Palästinas sein
       kann. Das Weiße Haus tritt für ein geteiltes Jerusalem ein, für eine Stadt
       mit zwei Regierungen für die beiden Staaten Israel und Palästina. Darauf
       gilt es hinzuarbeiten mit Trump als Vermittler, für den es keine
       Alternative gibt, und der jetzt mehr denn je in der Schuld der
       Palästinenser steht.
       
       Das ist eine Chance. Palästina ist wieder in den Schlagzeilen, und die
       internationale Gemeinschaft macht mobil, um den Status quo zu retten und
       den Friedensprozess. Selten war die Ausgangslage so günstig für die
       Palästinenser, die gut daran täten, mit Rückenwind in neue Verhandlungen zu
       gehen.
       
       7 Dec 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Donald-Trumps-Erklaerung-zu-Jerusalem/!5468861/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Jerusalem
 (DIR) Israel
 (DIR) Palästinenser
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Jerusalem
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Jerusalem
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Meinungsfreiheit in Dänemark: Haftstrafe für „Fuck Trump“-Ausruf?
       
       Ein 16-Jähriger soll sich für seinen Ausruf während einer Demo vor Gericht
       verantworten. Der Polizei werden Misshandlungen vorgeworfen.
       
 (DIR) Kommentar zu Jerusalem: Bruch des Völkerrechts
       
       Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem definiert den Status der
       Stadt neu. Und das stellt einen Völkerrechtsbruch dar.
       
 (DIR) Nach der Trump-Erklärung: Messerattentat in Jerusalem
       
       Die Proteste gegen die Botschaftsentscheidung des US-Präsidenten halten
       zwar an. Insgesamt gehen die Krawalle aber zurück.
       
 (DIR) Arabische Liga über Jerusalem-Streit: „Die USA haben sich isoliert“
       
       Nach den Protesten in Palästina bekräftigt die Arabische Liga ihre Kritik
       im Jerusalem-Streit. Israel hofft auf ein schnelles Abflauen der Proteste.
       
 (DIR) Unruhen in Palästina: Zwei Tote, zahlreiche Verletzte
       
       Nach der Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt durch die USA gibt
       es viele Unruhen. Zwei Palästinenser wurden von israelischen Soldaten
       erschossen.
       
 (DIR) Nach Trumps Jerusalem-Erklärung: Empörung und Unruhen in Palästina
       
       Nach dem Alleingang des US-Präsidenten ruft die Hamas zum Aufstand auf. Bei
       Angriffen auf israelische Soldaten wurden zahlreiche Palästinenser
       verletzt.
       
 (DIR) Reaktionen auf Trumps Jerusalem-Vorstoß: Ablehnung des Alleingangs
       
       Die Entscheidung des US-Präsidenten, Jerusalem als Hauptstadt Israels
       anzuerkennen, wird kritisiert. In den Palästinensergebieten kam es zu
       Demonstrationen.
       
 (DIR) Donald Trumps Erklärung zu Jerusalem: „Ich löse mein Versprechen ein“
       
       US-Präsident Donald Trump erkennt Jerusalem als Israels Hauptstadt an und
       ordnet an, die US-Botschaft dort hin zu verlegen.
       
 (DIR) Kommentar Streit um Jerusalem: Die zerstörte Hoffnung
       
       Mit seinen Plänen zur Anerkennung Jerusalems hat sich Donald Trump für die
       Rolle des Vermittlers im Nahen Osten endgültig disqualifiziert.