# taz.de -- Rechte Hetze gegen Lichtermarkt: Bürgermeister bedroht
       
       > Nach der rassistischen Hetze Erika Steinbachs und in rechtsextremen
       > Portalen hat der Elmshorner Bürgermeister Morddrohungen erhalten.
       
 (IMG) Bild: Brachte Steinbach in Wallung: das Plakat des Elmshorner Lichtermarkts
       
       Bremen taz | Volker Hatje ist bedient: „Ich habe echt keinen Nerv mehr. Ich
       will hier nicht wie Jeanne d’Arc allein gegen den Rechtsruck kämpfen. Es
       ist wirklich alles gesagt.“ Der parteilose Bürgermeister von Elmshorn
       bekommt seit zwei Wochen Beschimpfungen und Drohungen von Rechten. „Es ist
       etwas weniger geworden, aber es hat immer noch nicht aufgehört“, sagt er.
       
       Obwohl Hatje und die Stadt Elmshorn längst klargestellt haben, dass ihr
       Weihnachtsmarkt schon seit 2007 Lichtermarkt heißt und die Umbenennung
       erfolgte, weil der bis dahin eher mau besuchte Weihnachtsmarkt auf dem
       Elmshorner Marktplatz mit zahlreichen Lichtern aufgepeppt und neu benannt
       wurde, bekommt der parteilose Bürgermeister von Elmshorn weiter
       Hassnachrichten.
       
       Als er konkrete Morddrohungen bekam, erstattete Hatje Anzeige. Die Polizei
       Itzehoe bestätigt mittlerweile Straftatverdacht gegen zehn Personen –
       „wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung“. Über 100 Zuschriften
       habe der Bürgermeister bekommen – zahlreiche davon strafrechtlich relevant
       und „die Auswertung der Facebook-Kommentare steht sogar noch aus“.
       
       Hatje hat auch heute wieder ein paar Hassnachrichten bekommen. Er liest
       vor: „Wir werden euch alle richten, die das deutsche Volk und Abendland
       bedrohen“ und „Deutschland schafft sich ab und sie sind schuld daran“ sowie
       „Ich kotze gleich, Schande für Deutschland. Schäm dich, Elmshorn!“.
       
       Der Bürgermeister klingt dennoch gelassen: „Was soll ich dazu sagen?“ Er
       kommt gerade, früher Nachmittag, von einem Weihnachtseinkauf aus der
       Innenstadt. Zweimal wurde er auch dort auf die rechte Hetze gegen ihn und
       den Elmshorner Lichtermarkt angesprochen. Er bekam Zuspruch und ein
       „Wildfremder“ riet ihm, die Rechten zu ignorieren: „Das ist die Sache nicht
       wert.“
       
       ## Ein Engel als Trigger für rechte Trolle
       
       Das findet Hatje eigentlich auch. Allerdings fand er auch, dass mit der
       Veröffentlichung seiner Privatadresse, Telefonnummer und privaten
       E-Mail-Adresse eine rote Linie überschritten sei. Die Seite pi-news, die
       seit 2004 extrem rechte Propaganda verbreitet, machte seine Privatdaten
       inklusive der dort üblichen Hetze in einem Artikel über den vermeintlich
       islamisierten Lichtermarkt in Elmshorn nebst Plakat einer breiten
       Öffentlichkeit zugänglich. Als dann noch die ehemalige CDU-Abgeordnete
       Erika Steinbach auf Facebook und Twitter ein Werbeplakat des Lichtermarktes
       nebst der Bemerkung „Ich kenne kein Land außer Deutschland, das seine
       eigene Kultur und Tradition so über Bord wirft“ postete, ging der Shitstorm
       los.
       
       Insbesondere die Hautfarbe eines als Engel verkleideten 4-jährigen
       Mädchens, mit deren Foto für den Lichtermarkt geworben wurde, war dabei
       Trigger für die rechten Trolle. Am Dienstag nannte auch der
       schleswig-holsteinische Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) die „Kritik
       von Erika Steinbach völlig inakzeptabel“. Er sagte der taz: „Diese Art von
       Hetze ist nicht hinnehmbar. Das Plakat ist für mich ein Zeichen von
       Weltoffenheit und Toleranz.“
       
       Gegen Steinbach ermittelt die Polizei nicht. Ob auch das rechte Portal,
       welches die Adresse veröffentlichte, belangt werden kann, wollte der
       zuständige Staatsanwalt in Itzehoe, Peter Müller-Rakow, ebenso wenig
       kommentieren wie weitere Auskünfte geben – „aus ermittlungstaktischen
       Gründen“. Auch Grotes Innenministerium kann ad hoc nicht beantworten, ob es
       eine Handhabe gegen rechte Seiten gibt, die Privatadressen veröffentlichen.
       
       Elmshorn jedenfalls lässt sich durch die Bedrohungen ihre
       Weihnachtsstimmung nicht verderben. Bürgermeister Hajte sagt: „Gestern die
       Eröffnung des Weihnachtsmarkt hätten Sie mal sehen müssen.“ Trotz des
       Regens sei es „brechend voll“ gewesen, „die Kinder johlten, als der
       traditionelle Engelsflug begann und in der ganzen Stadt gleichzeitig das
       Licht anging.“
       
       Diese Tradition ließe sich Elmshorn „nicht durch solche Schwachmaten kaputt
       machen“, sagt er.
       
       29 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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