# taz.de -- Highspeed für Schweinswale: Mit Wumms ins Schutzgebiet
       
       > Die Organisation „Sea Shepherd“ startet von Bremen aus eine Mission zum
       > Schutz der Schweinswale – und lärmt mit satten 450 PS durch die Ostsee
       
 (IMG) Bild: Taucht schnell mal ab, wenn es ihm zu laut wird: Schweinswal
       
       Bremen taz | Die Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd“ startet von Bremen
       aus zu einer neuen Mission: Ab Juli wollen die AktivistInnen in den
       sogenannten FFH-Gebieten vor der Ostseeinsel Fehmarn patrouillieren, um die
       dortigen Schweinswale zu beschützen.
       
       FFH-Gebiete sind nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
       ausgewiesene Schutzzonen. „Es werden immer noch zu viele
       Ausnahmegenehmigungen erteilt, die es Fischern erlauben, dort ihre
       Stellnetze zu installieren“, sagt Manuel Abraas von Sea Sheperd. „Diese
       Zonen sind weit davon entfernt, Schutzgebiete zu sein.“ Denn Stellnetze
       sind für die Schweinswale gefährlich, sie verheddern sich darin und können
       dann ertrinken. „Es passiert nicht oft, aber ganz auszuschließen ist es
       nicht“, sagt der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen
       Landesfischereiverbands, Lorenz Marckwardt.
       
       Das Problem ist, dass die Schweinswale die Netze nicht orten können. Das
       soll sich nun jedoch ändern: In einem breit angelegten Feldversuch wurden
       Ende April 1.500 sogenannte PAL-Geräte (PAL steht für Porpoise Alert, also
       Schweinswal-Alarm) an die schleswig-holsteinischen Fischer ausgegeben. Die
       Warngeräte, die direkt an den Stellnetzen angebracht werden, „signalisieren
       dem Schweinswal: Achtung, hier besteht eine Gefahr für dich“, fasst
       Marckwardt das Wirkprinzip zusammen.
       
       Obwohl laut Marckwardt „alle unsere Fischer“ bei der freiwilligen Aktion
       mitmachen, traut Sea Shepherd dem nicht: Mit ihrem neuen Schiff, das vor
       wenigen Tagen in Bremen auf den Namen „Emanuel Bronner“ getauft wurde,
       wollen sie „den Fischern auf die Hände gucken“, sagt Manuel Abraas.Kauf und
       Umbau des neuen Motorbootes hat die amerikanische Seifenfirma Dr. Bronner’s
       finanziert, eine Firma, die sich „seit jeher als das ‚kämpfende‘
       Seifenunternehmen versteht“, wie Pressesprecherin Laura Halhbrock auf
       Anfrage der taz mitteilte.
       
       „Wir werden dokumentieren, wieviele Stellnetze es gibt und die Fischer
       beobachten, wie sie mit Beifang umgehen.“ Für ihre Mission werden sie
       sowohl mit ihrer neuen „Emanuel Bronner“ als auch ihrem Schnellboot
       „Sierra“ vor Ort unterwegs sein, an Land werden sie von einem Team in zwei
       Wohnmobilen begleitet, die den Schiffsteams zuarbeiten sollen. „Wir wollen
       flexibel bleiben“, fasst Abraas die Taktik zusammen.
       
       Im schleswig-holsteinischen Umweltministerium zeigt man sich überrascht von
       der geplanten Aktion: Das vom Ministerium unterstützte PAL-Projekt werde
       von den zuständigen Behörden und vom Ostsee-Informations-Center in
       Eckernförde überwacht, die zur Kontrolle unter anderem auch ein Boot zur
       Verfügung hätten, sagte Sprecherin Nicola Kabel der taz.
       
       Das neue Boot haben die AktivistInnen auf ebay-Kleinanzeigen gefunden: Es
       ist – ausgerechnet – ein ausrangiertes Angelboot von der Insel Borkum. „Es
       ist genau das richtige Schiff, um in den flachen FFH-Gebieten zu
       patrouillieren“, sagt Manuel Abraas. Ob es auch für die
       geräuschempfindlichen Schweinswale das richtige Schiff ist, bleibt indessen
       fraglich: Zwei Volvo-Penta-Motoren mit je 225 PS sorgen jedenfalls für
       ordentlich Wumms in der Schutzzone. Zahlreiche Studien belegen, wie
       lärmempfindlich die Tiere sind. Schiffsverkehr beeinträchtigt sie in ihrer
       Futtersuche und führt zu Störungen im Sozialverhalten bis hin zum Verlust
       der Kälber.
       
       Auf Nachfrage der taz, ob ein Segelboot mit Elektromotor nicht besser für
       Patrouillienfahrten zum Schutz der Schweinswale geeignet wären, sagt Manuel
       Abraas: „Das ist sicherlich richtig, aber das ist nicht bezahlbar für eine
       Organisation wie uns.“ Außerdem hätten Elektromotoren nicht genügend
       Reichweite. Da müssen die Schweinswale jetzt halt durch.
       
       7 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karolina Meyer-Schilf
       
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