# taz.de -- Proteste in Venezuela: Heftige Straßenkämpfe in Caracas
       
       > Die Polizei setzt Tränengas ein, Demonstranten entzünden Fahrzeuge und
       > Barrikaden. Oppositionspolitiker verlangen eine sofortige Neuwahl.
       
 (IMG) Bild: Der Protest und das Tränengas
       
       Caracas/Rio de Janeiro/Sao Paulo epd/afp | In Venezuela gehen die Proteste
       gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro weiter. An zahlreichen
       Orten in der Hauptstadt Caracas kam es erneut zu gewalttätigen
       Auseinandersetzungen zwischen Tausenden Demonstranten und
       Sicherheitskräften. Am Mittwoch waren bei Massenprotesten im ganzen Land
       zwei Demonstranten und ein Polizist erschossen worden.
       
       Die Stimmung in dem südamerikanischen Land ist äußerst angespannt. Seit
       Beginn der Protestwelle vor zwei Wochen sind mindestens acht Menschen ums
       Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt.
       
       Mit Tränengas stoppte die Polizei am Donnerstag mehrere Demonstrationszüge.
       Die Protestler bewarfen die Uniformierten mit Steinen und Knüppeln. Auf.
       Straßenkreuzungen setzten sie Fahrzeuge in Brand und entzündeten
       Barrikaden.
       
       Oppositionspolitiker und Demonstranten fordern sofortige Neuwahlen. „Wir
       wollen keinen Umsturz, im Gegenteil, wir wollen die Wiederherstellung der
       verfassungsrechtlichen Ordnung“, sagte Parlamentspräsident Julio Borges.
       Für die ausufernde Gewalt machte er die Regierung verantwortlich. Maduro
       hingegen wirft der Opposition vor, mit Gewalt auf den Straßen Chaos im Land
       zu provozieren.
       
       Auslöser der Proteste war die vorübergehende Entmachtung des von der
       Opposition dominierten Parlaments durch das Oberste Gericht Ende März. Seit
       Jahren liefern sich Sozialisten und das bürgerliche Lager in Venezuela
       einen Machtkampf. Die Lage ist zudem angespannt, weil Venezuela mit seinen
       mehr als 30 Millionen Einwohnern unter anderem wegen des Ölpreisverfalls
       eine schwere Wirtschafts- und Versorgungskrise durchlebt. Viele Güter des
       täglichen Bedarfs sind Mangelware.
       
       Innenminister Néstor Reverol gab am Donnerstag erste Ermittlungsergebnisse
       zu den Todesfällen vom Mittwoch bekannt. Demnach wurde eine 23-jährige Frau
       in der Stadt San Cristóbal von einem Mitglied der konservativen
       Oppositionspartei „Vente Venezuela“ erschossen. Der Mann habe mehrere
       Schüsse abgegeben, als Motorradfahrer vorbeifuhren, erklärte Reverol.
       Augenzeugen unter den Demonstranten hatten Mitglieder von bewaffneten
       Motorrad-Milizen für die tödlichen Schüsse verantwortlich gemacht.
       
       Zahlreiche Regierungen in aller Welt äußerten sich besorgt über das Ausmaß
       der Gewalt bei den Protesten. Auch António Guterres, der Generalsekretär
       der Vereinten Nationen, warnte vor einer Gewaltspirale.
       
       ## General Motors stellt Produktion ein
       
       Der US-Autokonzern General Motors (GM) hat seine Produktion in Venezuela
       nun auch offiziell gestoppt und 2.678 Beschäftigte entlassen. Grund sei das
       Vorgehen der Regierung in Caracas, erklärte eine Sprecherin des
       Unternehmens. Die Behörden hätten das Werk „überraschenderweise“
       beschlagnahmt, so dass eine geordnete Produktion nicht mehr möglich sei.
       Auch die im Werk produzierten Neuwagen seien „illegal“ konfisziert worden.
       
       Das Werk in Venezuela hat eine Produktionskapazität von jährlich 100.000
       Autos. Es steht jedoch de facto schon länger still, weil der US-Konzern
       keine Teile importieren kann. Die Unternehmenssprecherin kündigte an, GM
       werde den Entlassenen bald eine „Entschädigung“ zahlen.
       
       Venezuelas sozialistischer Staatschef Nicólas Maduro hatte bereits im
       vergangenen Jahr die Beschlagnahmung von Firmen angeordnet, denen er
       „Lähmung durch die Bourgeoisie“ vorwarf. Vorübergehend besetzen ließ er
       etwa das Werk des US-Konzerns Kimberly-Clark, nachdem dort die Produktion
       von Hygieneartikeln eingestellt worden war. Auch Coca-Cola, Kraft Heinz und
       das Chemieunternehmen Clorox – alle aus den USA – waren betroffen.
       
       21 Apr 2017
       
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