# taz.de -- Merkel besucht Putin: Beim Bohren dicker Bretter
       
       > Kanzlerin Merkel wird Wladimir Putin in Sotschi treffen. Auf der
       > Tagesordnung: die Situation in der Ukraine, das G-20-Treffen und der
       > Krieg in Syrien.
       
 (IMG) Bild: Lächeln fürs Foto: Putin und Merkel beim G-20-Gipfel in Hangzhou im September 2016
       
       Moskau taz | Wladimir Putin und Angela Merkel war es am Dienstagnachmittag
       anzusehen, dass ihnen der Einstieg in die bilateralen Gespräche in Sotschi
       nicht gerade leicht fiel: Selbst der russische Präsident – sonst immer für
       einen Scherz zu haben – hatte diesmal nichts zu lachen. Auf der
       Tagesordnung ganz oben standen der Ukraine-Konflikt, das G-20-Treffen im
       Juli in Hamburg und der Krieg in Syrien.
       
       Nach zwei Stunden Austausch hatten beide Politiker nur wenige Ergebnisse
       vorzuweisen. Immerhin kamen sie überein, dass beide Seiten am sogenannten
       Minsk-II-Prozess festhalten wollen, der den Krieg im Osten der Ukraine
       beilegen soll.
       
       „Es fehlt an der Umsetzung und nicht am Abkommen“, sagte Bundeskanzlerin
       Merkel und bedauerte die Maßnahmen der prorussischen Separatisten, die den
       Aufbau eines eigenen Staates in den „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine
       vorantrieben. An Präsident Putin gewandt meinte sie, der Waffenstillstand
       müsse eingehalten werden und die Ukraine Zugang zu ihren alten Gebieten
       erhalten. Auch Merkels Forderung, die Rechte Homosexueller in
       Tschetschenien zu wahren, verbesserte die Atmosphäre nicht.
       
       Zugleich sorgten die russischen Medien dafür, dass eine andere Botschaft im
       Vordergrund dieses Tages stand: Der Nachrichtenkanal Rossija 24 meldete das
       für den Abend geplante Telefonat Präsident Wladimir Putins mit US-Präsident
       Donald Trump alle halbe Stunde an erster Stelle – während das Treffen mit
       der deutschen Bundeskanzlerin unter „ferner liefen“ erschien.
       
       Dabei war Angela Merkel dem Wunsch des Kremlchefs entgegengekommen und in
       dessen Sommerresidenz nach Sotschi gereist, wo sich Wladimir Putin mit dem
       Rennen der Formel eins am Wochenende etwas Abwechslung verschaffte.
       
       ## Mögliche Vorboten einer Kurskorrektur
       
       Moskau wertete die Reise Merkels nach Sotschi bereits als möglichen
       Vorboten einer vorsichtigen Kurskorrektur. Die Kanzlerin war 2015 noch der
       Auffassung, sie werde Russland erst wieder besuchen, wenn sich im
       Minsk-II-Prozess auch Bewegung abzeichne. Obwohl davon kaum die Rede sein
       kann, reiste die Kanzlerin nun dennoch an, meinten russische Beobachter.
       
       Das Image der Bundeskanzlerin ist in Russland schlecht. Sie wird als
       Anhängsel der USA porträtiert. Auch Deutschland wird wieder in Farben
       gezeichnet, die an die schwierigsten Zeiten des Kalten Kriegs erinnern.
       „Hegemoniestreben“ wirft die Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta Berlin
       vor. Auch immer mehr EU-Staaten würden „unter dem Joch“ Deutschlands
       stöhnen. Kein Zufall sei es, dass Österreich, Italien, Tschechien, Ungarn
       oder Griechenland bilaterale Beziehungen mit Russland auszubauen
       versuchten. „Russland ist nicht Griechenland“, warnte das Blatt die
       Politiker in Berlin am Vorabend des Treffens.
       
       Die Iswestija geißelt Deutschland gar als „Zugpferd antirussischer Rhetorik
       in Europa“ und ernennt Merkel zur wichtigsten „Regisseurin“ in der EU.
       Russland ist verletzt: Es verzeiht Berlin nicht, dass es vor
       Rechtsverletzungen des Kreml und dessen Angriff auf die europäische
       Friedensordnung nicht die Augen verschließt.
       
       2 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Helge Donath
       
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