# taz.de -- Kommentar Merkels G20-Diplomatie: Horrortrips der Kanzlerin
       
       > Wegen des G20-Gipfels muss Merkel derzeit in die Rolle der
       > Reisediplomatin schlüpfen. Wichtiger wird sein, den Despoten in Hamburg
       > lautstark zu begegnen.
       
 (IMG) Bild: Händeschütteln mit Putin – und danach das Angebot zum aufgeklärten Dialog
       
       Die Bundeskanzlerin ist derzeit auf einer Art Horrortrip. Sie besuchte den
       unberechenbaren US-Präsidenten Donald Trump, „Gelegenheitsfaschist“, wie
       die FAZ gerade titelte. Merkel war auf heikler Mission beim türkischen
       Despoten Recep Tayyip Erdoğan, gerade kommt sie vom Autokratenregime in
       Riad zurück. Am Dienstag stand [1][Wladimir Putin im Terminkalender].
       
       Im Vorfeld des G-20-Gipfels im Juli in Hamburg gehört die Reisediplomatie
       zu Angela Merkels Aufgaben. Sie kann sich nicht aussuchen, wem sie ihre
       Aufwartung macht – nur, wie sie sie macht.
       
       Nach der politischen Wende in den USA ist eine mit der G-20-Präsidentschaft
       ausgestattete Merkel immer stärker zur Führerin der freien Welt gewachsen.
       Als solche muss sie den Autokraten, Despoten und Nationalisten in
       Regierungsämtern penetrant den aufgeklärten Dialog bieten. Das ist oft in
       sich schon politische Provokation.
       
       Auf dem Programm der deutsch-russischen Konsultationen stand neben der
       Gipfelvorbereitung das Gespräch über den Krieg in Syrien und den Konflikt
       in der Ukraine. Deutschland hat hier eine wichtige Vermittlerrolle. Merkel
       täte gut daran, diese Rolle wieder stärker wahrzunehmen.
       
       Für die Präsidentschaft selbst hat die Kanzlerin ihre Agenda einer
       stabileren Weltwirtschaft und einer „Globalisierung zum Nutzen aller“
       gewidmet. Es solle ein „Gegenpol zu Abschottung“ und zu einer „Rückkehr zum
       Nationalismus“ gesetzt werden. Davon haben sich die G 20 zuletzt stetig
       weiter entfernt. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte sich der Anteil
       autokratisch-nationalistischer Reiseziele für Merkel noch erhöhen.
       
       In der ersten Juliwoche treffen sich die G-20-Regierungschefs in Hamburg.
       Eindrucksvoller Protest gegen die globale Verschiebung des Reichtums und
       das gewinngetriebene Spiel mit unserem Planeten ist kein Lärm am Rande,
       sondern notwendiger Kontrapunkt aus der Zivilgesellschaft. Diese leistet
       damit das, was Merkel nicht schafft.
       
       3 May 2017
       
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