# taz.de -- Bayerns Nebenaußenpolitik: Audienz am Zarenhof
       
       > Wird das jetzt zur Gewohnheit? Bayerns Regierungschef Seehofer besucht
       > schon wieder Russlands Präsident Putin – diesmal mit großem Gefolge.
       
 (IMG) Bild: Vor etwa einem Jahr war Seehofer auch schon zu Besuch (Archivbild, Februar 2016)
       
       München taz | Was war das für eine Aufregung vor gut einem Jahr, als sich
       Horst Seehofer zum ersten Mal auf den Weg nach Moskau machte. Von einem
       „Seehofer-Bückling vor Putin“ sprach der Fraktionschef der Grünen im
       bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann. Und sein SPD-Kollege Markus
       Rinderspacher schimpfte: „Der Ministerpräsident zeigt sich anbiedernd
       gegenüber dem russischen Machthaber, der das Völkerrecht mit Füßen tritt.“
       
       Am Mittwoch setzt sich Bayerns Regierungschef abermals ins Flugzeug, um dem
       russischen „Amtskollegen“ Wladimir Putin seine Aufwartung zu machen. Allein
       der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, haut auf den
       Tisch: „Es ist bedauerlich“, zitiert ihn die Bild am Sonntag, dass Herr
       Seehofer seine internationalen Minderwertigkeitskomplexe auf Kosten der
       deutschen Außenpolitik auslebt.“
       
       Die Schau auf dem internationalen Parkett haben dem Bayern ohnehin gerade
       andere gestohlen. [1][Nur wenige Tage ist es her], dass sich der neue
       Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bei seinem Moskaubesuch mit Putin
       feixend vor den Kameras postierte. Und auch Angela Merkel kann Seehofer
       diese Woche nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenken. [2][Die Kanzlerin
       fliegt zu Donald Trump nach Washington], einem anderen schwierigen Mann.
       
       Was der Reise diesmal an Symbolik fehlt – im vergangenen Jahr war sie noch
       vor allem als Affront gegen Merkel gedeutet worden –, könnte ihr diesmal an
       echter Bedeutung zukommen. Anders als vor einem Jahr soll Seehofer diesmal
       eine rund hundertköpfige Delegation aus Wirtschaft, Wissenschaft und
       Landwirtschaft im Schlepptau haben. Beste Gelegenheit also, Kontakte auch
       unterhalb der höchsten Polit-Ebene zu knüpfen und zu pflegen.
       
       ## Kein großer Reisefan
       
       Schließlich sind Russland und Bayern gute Handelspartner. In Russland sind
       über 5.500 Unternehmen mit deutscher Beteiligung tätig, mehr als ein
       Viertel von ihnen kommen aus Bayern. Das Handelsvolumen von Bayern und
       Russland lag im vergangenen Jahr bei 7,62 Milliarden Euro, wenngleich es
       vier Jahre zuvor – also vor den Sanktionen – noch bei 13,1 Milliarden Euro
       gelegen hatte. Für Seehofer ein wichtiger Grund, für ein Ende der
       Sanktionen zu plädieren.
       
       Seehofer wird nachgesagt, er sei kein großer Fan von Auslandsreisen, er
       fühle sich nur auf der innenpolitischen Bühne wirklich wohl. Reist er dann
       doch mal und landet dabei auch noch in autoritären Staaten, klammert er
       gern die heiklen Gesprächsthemen aus und macht nicht immer eine glückliche
       Figur.
       
       Dabei hätte eine bayerische Nebenaußenpolitik durchaus Tradition.
       CSU-Übervater Franz Josef Strauß sah es nie ein, die deutsche Außenpolitik
       Kanzler und Außenminister zu überlassen, und reiste zu Staatschefs rund um
       den Globus – von Mao bis Pinochet. Selbst den Pilotensessel überließ er
       dabei nur ungern dem eigentlich Zuständigen. Theo Waigel und Edmund Stoiber
       erzählen noch heute gern von einer gemeinsamen Reise zu Gorbatschow, bei
       der Strauß in einem waghalsigen Manöver auf einer vereisten Piste des
       gesperrten Moskauer Flughafens landete.
       
       ## Know-how von Guttenberg
       
       Sich mit zwielichtigen Staatschefs zu treffen, das allein macht natürlich
       noch keinen Strauß. So hält Seehofer verstärkt nach internationaler
       Expertise Ausschau. Erst am Wochenende traf er sich mit dem einstigen
       CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg. Der soll seine Partei nun
       zumindest im Wahlkampf unterstützen und dabei sein außenpolitisches
       Know-how einbringen.
       
       Der Ministerpräsident kann Beratung gewiss gebrauchen. Schließlich soll
       schon bald eine weitere Fernreise anstehen – zu Donald Trump.
       
       15 Mar 2017
       
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