# taz.de -- Adbusting in Köln: Geben und Nehmen
       
       > Der Streetart-Aktivist Dies-Irae animiert die Kölner Kulturszene zur
       > Rückeroberung des öffentlichen Raums. Und gibt ihr die Werkzeuge.
       
 (IMG) Bild: In der Kölner Innenstadt: Dies Irae, Propaganda, 2017
       
       Wer kennt sie nicht, die oftmals bunt im Kleinformat bedeckten
       Kultur-Liftfaßsäulen und Reklametafeln, die vor allem mit den Botschaften
       regionaler Institutionen und Vereine an vielen Stellen das Stadtbild
       geprägt haben.
       
       Sie werden heute zunehmend durch großformatige Plakatwände verdrängt, die
       teils grell beleuchtet hinter Glas sowie in digitaler Form an unzähligen
       Haltestellen und vielen anderen Orten anzutreffen sind.
       
       Die Stadt Köln erkannte das Potenzial der klassischen Litfaßsäule und
       initiierte, zusammen mit Ströer, dem wohl bekanntesten Konzern der Sparte,
       eine bis dahin deutschlandweit einmalige Zwischennutzung, die
       „Kunstsäulen“, mit der Intention, in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und
       Künstlern einem breiten Publikum bildende Kunst auch an Orten zugänglich zu
       machen, an denen man sie weder kennt noch erwartet.
       
       Doch der öffentliche Raum wird zunehmend begehrt, so dass die
       gemeinnützigen Werbeträger auch hier immer mehr den kommerziellen
       Interessen der Werbeindustrie weichen müssen. Deutschlands größter Anbieter
       für Außenwerbung Ströer entfernt seit geraumer Zeit die letzten
       verbliebenen, öffentlichen „Werbe-Bühnen“ für Kunst und Kultur.
       
       ## Mehr öffentlicher Kunst im Kölner Stadtbild
       
       Dagegen setzt sich die Kölner Kulturszene unter anderem mit der
       Onlinepetition „Erhalten Sie die Ströer-Litfaßsäulen (Kunstsäulen) in Köln
       / Art Initiatives Cologne – AIC“ zur Wehr. Auch das städtische Kulturamt
       betont den Wunsch nach mehr öffentlicher Kunst im Kölner Stadtbild und
       sieht in den Kunstsäulen einen nachhaltigen öffentlichen Mehrwert.
       
       Einen anderen Weg, sich für alternative Konzepte, gemeinnützige Inhalte und
       subversive Ideen im öffentlichen Raum Gehör zu verschaffen hat der
       Kunstaktivist Dies-Irae eingeschlagen, der durch seine unzähligen
       Adbusting-Interventionen gegen die Tabakindustrie und vor allem durch seine
       unautorisierte Plakatkampagne gegen rechts an Bushaltestellen in Freital
       einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde.
       
       Bezugnehmend auf die Kölner Petition, kaperte Dies-Irae in den vergangenen
       Tagen gezielt eine Vielzahl von Werbevitrinen an prominenten Orten in Köln
       – unter anderem am Neumarkt – und ruft mit seiner Intervention Kunst- und
       Kulturschaffende mit Slogans wie „Art Not Ads“ oder „What Better Place Than
       Here?“ zur Rückeroberung des öffentlichen Raums auf.
       
       In diesem Zusammenhang zeigen einige der in mühevoller Arbeit gefertigten
       Plakate auch das für die Rückeroberung benötigte handelsübliche Werkzeug.
       Mit Hilfe eines Torx 30 und eines 1/4-Zoll-4-Kant-Griffs müssen
       Künstlerinnen und Künstler für die gemeinnützige Präsentation ihrer Kunst
       nicht länger als Bittsteller gegenüber der Werbeindustrie auftreten und
       warten, dass ihnen Raum für ihre Kunst gegeben wird. Sie können sich den
       vor allem der Öffentlichkeit gewidmeten Raum selbst wieder aneignen.
       
       31 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Pohl
       
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