# taz.de -- Alternativer Schienenverkehr: Schwabenexpress sucht Gäste
       
       > Locomore steht auf der Strecke Berlin–Stuttgart in Konkurrenz zur Bahn
       > und auch zum Bus – noch aber schreibt das ambitionierte Start-up keine
       > schwarze Null
       
 (IMG) Bild: Die Bahn baut und baut.
       
       Orange, gelb und braun sind die dominierenden Farben. Die 14 Waggons sind
       alt, aber frisch gestrichen und instandgesetzt. Es ist Donnerstag, früher
       Nachmittag. Noch steht der Zug mit der Aufschrift „Locomore“ im Bahnhof
       Lichtenberg. In wenigen Minuten wird er sich in Bewegung setzten. Bis er
       sein Ziel, Stuttgart, erreicht hat, wird er viele Male halten. Alles ist so
       wie bei der Deutschen Bahn (DB). Und doch ist alles ganz anders.
       
       Locomore ist ein Crowd-finanziertes Start-up. „Fair, ökologisch, günstig“
       lautet der Slogan. Am 14. Dezember 2016 ging das Projekt, das sich als
       Alternative zur DB, aber auch zu den Fernbussen versteht, an den Start.
       Täglich ein Zug von Stuttgart nach Berlin und retour war der Plan. Mitte
       Januar mussten die Macher allerdings eingestehen, dass man sich
       verkalkuliert hatte. Der Betrieb wurde auf viermal die Woche reduziert.
       
       Am gestrigen Donnerstag dann die gute Nachricht: Locomore fährt wieder
       sechsmal die Woche. Und in Wochen mit Feiertagen wieder täglich. Das ist
       der Fall in der Woche vor und nach Ostern sowie am 1. Mai und Pfingsten.
       Seit Betriebsbeginn seien 70.000 Menschen mit Locomore gereist, sagte Derek
       Ladewig, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Die Auslastung
       betrage 65 Prozent. Die Wochenmitte werde am wenigstens gebucht, darum die
       Entscheidung, am Mittwoch zu pausieren.
       
       Die Pressekonferenz fand in einem Familienabteil des Zugs statt. Auf dem
       Boden eine Spielfläche für Kinder, daneben eine Kiste mit einer
       Holzeisenbahn und Bilderbücher. Auch anderswo können sich Fahrgäste mit
       Karten- und Brettspielen vergnügen, sofern die Abteile nicht als Ruhe- und
       Arbeitszonen ausgewiesen sind. WLAN gibt es im ganzen Zug, zumindest sollte
       das so sein. Das Essen im Bordbistro ist als ökologisch, der Kaffee als
       fairtrade ausgewiesen. Stellplätze für Fahrräder gibt es auch.
       
       Abfahrt am Bahnhof Lichtenberg ist um 14.28 Uhr. Dreimal hält der Zug dann
       in Berlin, über Wolfsburg, Hannover, Göttingen, Kassel, Fulda, Hanau,
       Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg, Vaihingen geht es nach Stuttgart. Um
       21.20 Uhr ist das Ziel erreicht. Am nächsten Morgen um 6.21 Uhr fährt
       Locomore nach Berlin zurück. Zwischen 22 und 65 Euro beträgt der Fahrpreis
       für die lange Strecke. Berlin nach Hannover kostet zwischen 10 und 35 Euro.
       Frühbuchen kommt in der Regel günstiger.
       
       Das Publikum sei zumeist jung, sagt Ladewig. Aber auch Ältere und Alte
       gehören zu den Fahrgästen. Das Verbindende sei ein Bewusstsein für einen
       schonenden Umgang mit der Umwelt. Viele Vorschusslorbeeren habe man für das
       Projekt bekommen. „Dass in so einer Startsitutation nicht immer alles
       perfekt funktioniert, haben uns viele verziehen.“
       
       Bis zu 30.000 Euro kostet Locomore an einem Tag das Hin und Her des Zugs.
       Die DB erhält Trassen- und Stationsgebühren, dazu kommen die Personal- und
       Energiekosten (Ökostrom). Eine schwedische Firma stellt den Lokführer, ein
       fünfköpfiges Locomore-Team begleitet die Reise. „Die schwarze Null haben
       wir noch lange nicht erreicht“, sagt Ladewig. Mit Crowdfunding und Mitteln
       aus einem Gesellschafterkreis erfolge die Zwischenfinanzierung. Aber
       Ladewig denkt schon weiter: 2018 will Locomore einen zweiten Zug von Berlin
       nach Köln schicken.
       
       6 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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