# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Weiter so, Löwen!
       
       > Der TSV 1860 München ist immer für einen Skandal gut. Recht so! Ohne die
       > Münchner wäre die zweite Liga stinklangweilig.
       
 (IMG) Bild: Manchmal findet er sogar etwas gut: Hasan Ismaik, Zahlmeister des TSV 1860 München
       
       Irgendwas mit 1860 ist immer. Diesmal geht es um eine ausgesperrte
       Reporterin der Bild-Zeitung, die in Ungnade gefallen ist, weil sie
       geschrieben hat, dass der Klub den ausrangierten Mittelfeldspieler Karim
       Matmour irgendwie vergessen hat. Nun wollte der Klub auch noch
       Verantwortliche des Gastklubs St. Pauli, die man auf die Ehrentribüne
       gesetzt hatte, verscheuchen, weil sie sich erdreistet hatten, im Angesicht
       des jordanischen Klubmäzens Hasan Ismaik zu jubeln.
       
       Ein Tollhaus sei 1860, heißt es oft, der Investor sei größenwahnsinnig,
       zwar gut bei Kasse, aber nicht ganz bei Trost. Und wahrlich, es ist toll,
       was da in München inszeniert wird. Die 2. Liga kann sich glücklich
       schätzen, dass sie die 60er hat. Was wäre das Unterhaus bloß ohne die
       Geschichten dieses Klubs, bei dem ein sehr reicher Mann das Sagen hat,
       obwohl er im Sinne der so gern zitierten 50+1-Regel eigentlich die Klappe
       halten müsste?
       
       Was wäre sie ohne die Geschichten von der zerstrittenen Fanszene, deren
       einer Teil den Investor hasst und deren anderer Teil sich von Ismaik zum
       Erfahrungsaustausch an dessen Wohnsitz nach Abi Dhabi einladen lässt? Was
       wäre sie ohne die Possen um dem Löwen-Geschäftsführer Anthony Power, der
       von Fußball nichts, aber auch gar nichts versteht – und schon gar kein
       Bairisch, das auf der Geschäftsstelle in der Grünwalder Straße als Lingua
       Franca von Englisch längst abgelöst wurde? Nein, ohne den TSV 1860 München
       wäre die 2. Liga einfach nur stinkfad.
       
       Oder interessiert sich etwa jemand dafür, warum Union Berlin vorn steht,
       dafür, wie es zur spielerischen Krise in Braunschweig gekommen ist, wie
       Sandhausen, Würzburg oder Heidenheim spielen? Für Fußballästheten ist das
       Gekicke in der Zweiten Liga ohnehin kaum auszuhalten. Nein, die Zweite Liga
       lebt vom Spiel neben dem Platz.
       
       Das beherrschen nicht nur die Löwen. Wäre nicht Kevin Großkreutz bei einem
       Ausflug ins Stuttgarter Nachtleben vermöbelt worden, niemand hätte
       mitbekommen, dass die Schwaben auf dem besten Weg zurück ins Oberhaus sind.
       Und wenn nicht Altbundeskanzler Gerhard Schröder höchstselbst Horst Heldt
       als neuen Manager von Hannover 96 vorgestellt hätte, niemand wüsste, dass
       die Niedersachsen überhaupt noch im bezahlten Fußball unterwegs sind. Die
       Konkurrenz wacht auf, aber noch kann sie dem TSV nicht das Wasser reichen.
       
       Also, macht weiter so, Löwen! Schön, dass es euch gibt.
       
       7 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
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