# taz.de -- Kommentar Ungarns Absage an Olympia: Die wollen nicht spielen
> Budapest zieht sich aus dem Rennen um die Olympischen Sommerspiele 2024
> zurück. Das ist ein Erfolg. Die Zumutung Olympia aber bleibt.
(IMG) Bild: Paris bewirbt sich weiter auf die Olympischen Sommerspiele 2024
Budapest kann sich freuen. Regierung und Stadtparlament haben entschieden,
die geplante Bewerbung der ungarischen Hauptstadt für die Olympischen
Sommerspiele 2024 nicht mit Gewalt durchzupeitschen. Um das Projekt zu
stoppen, genügten 260.000 Unterschriften.
Im Rennen sind nur noch Paris und Los Angeles – vermutlich werden die
Spiele 2024 und 2028 nun im Paket an diese Städte vergeben. Das ist
zunächst einmal die Widerlegung der populären These, solche Megaevents
könnten nur noch in Diktaturen stattfinden.
Zugleich ist es ein deutlicher Hinweis darauf, dass Sommer-Olympia, wenn es
überhaupt noch irgendwo landen will, einer Gigastadt bedarf: Paris und Los
Angeles haben jeweils 12 Millionen Einwohner in der Region, bei der
Olympiastadt 2020, Tokio, sind es sogar 37 Millionen.
Als Los Angeles 1984 bewiesen hatte, dass man mit Olympia, wenn es von
privaten Investoren veranstaltet wird, Gewinn erwirtschaften kann, hatte es
an Bewerbern nicht gemangelt. Am profitabelsten erwies sich, Olympia als
Hebel zu benutzen, um öffentliche Gelder in private Hände fließen zu
lassen: Stadien, Straßen, ja, ganze neue Stadtbezirke wurden mit
öffentlichen Geldern hochgezogen – alles Milliardenaufträge.
Die Durchsetzung einer ungebremsten Durchkapitalisierung des öffentlichen
Raums ist, so darf man nach dem Erfolg der Budapester Zivilgesellschaft
hoffen, ein bisschen schwieriger geworden. Auch in Boston, Graubünden,
Krakau, Oslo, Rom und Wien – in Deutschland Hamburg und München – ist der
Gier, mit dem Multikulti-Image der Olympischen Spiele Kommunen ökonomisch
auszuquetschen, Einhalt geboten worden.
Nicht mal in Ungarn, das sich schon oft über olympische Erfolge freuen
konnte und dessen autoritäre Regierung Kapitalinteressen wie Sachzwänge zu
behandeln pflegt, [1][hat der schöne Schein geblendet]. Das ist ein Erfolg.
Doch los sind wir die Zumutung Olympia damit nicht.
23 Feb 2017
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(DIR) Martin Krauss
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