# taz.de -- CSU-Politikerin Hasselfeldt über die Union: „Schulz turnt überall rum“
       
       > Die CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt über den Hype um den
       > SPD-Kanzlerkandidaten, die Laune der CDU-Kanzlerin und den Zustand der
       > Union.
       
 (IMG) Bild: „Ich habe während der Unionsklausur keinerlei Spannungen erkennen können“: Gerda Hasselfeldt und Angela Merkel
       
       taz: Frau Hasselfeldt, Sie kennen Angela Merkel gut. Können Sie uns
       erklären, warum sie bei ihrer Präsentation als gemeinsame Kanzlerkandidatin
       der Union in München so missmutig geschaut hat? 
       
       Gerda Hasselfeldt: Bei der Sitzung zuvor war sie gut gelaunt und
       hochkonzentriert.
       
       Sind die Spannungen zwischen ihr und Seehofer denn nun ausgeräumt? 
       
       Ich habe während der Unionsklausur keinerlei Spannungen erkennen können. Es
       gab eine große Gemeinsamkeit bei allen politischen Sachfragen. Einzige
       Ausnahme ist die Obergrenze bei den Flüchtlingszahlen.
       
       Das heißt: Sie gehen gemeinsam in den Wahlkampf – haben eine gemeinsame
       Regierung aber de facto schon ausgeschlossen. 
       
       Das sehe ich nicht so. Bei den Flüchtlingszahlen sind wir uns in der
       Zielsetzung ja völlig einig: 2015 darf sich nicht wiederholen.
       
       Es geht aber nicht nur um das Ziel, sondern um das Mittel. Und da sagt
       Horst Seehofer: Ohne Obergrenze gibt es keine Regierung mit mir. Und Angela
       Merkel sagt: Mit mir in der Regierung gibt es keine Obergrenze. Das
       schließt sich irgendwie aus. 
       
       Am Ende zählt, was gemeinsam erreicht wird. Und da sind wir bei der
       Reduzierung der Flüchtlingszahlen, der Integration und der Rückführung
       abgelehnter Asylbewerber auf einem guten gemeinsamen Weg.
       
       Dissens in der Union gibt es auch über den Umgang mit den Grünen. Hessens
       Ministerpräsident Volker Bouffier war in München ganz erpicht darauf, der
       Runde von seinen guten Regierungserfahrungen in Hessen zu erzählen. 
       
       Wir sollten uns darauf konzentrieren, die Wähler von unserer Arbeit,
       unserer Programmatik und unseren Personen zu überzeugen, und keinen
       Koalitionswahlkampf führen. Außerdem sind die Unterschiede zu den Grünen so
       groß, dass sich aktuell jede Debatte erübrigt.
       
       Merkels Herausforderer heißt nun Martin Schulz. Ganz ehrlich: Sigmar
       Gabriel wäre Ihnen schon lieber gewesen, oder? 
       
       Ich halte den Hype um Schulz für eine Momentaufnahme. Der wird sich schnell
       wieder legen, wenn es um konkrete Antworten geht. Wir brauchen keine
       Sprücheklopfer. Das reicht für die Position, die er anstrebt, auch nicht
       aus.
       
       Sie nehmen den SPD-Kandidaten also nicht sonderlich ernst? 
       
       Doch, ich nehme jeden ernst. Aber besonders beeindruckt hat er mich bisher
       nicht. Er ist fleißig, turnt überall rum und redet viel. Aber wenn ich ihn
       über soziale Gerechtigkeit und hohe Managergehälter reden höre, frage ich
       mich schon, warum hat er nicht auf seine eigenen Parteifreunde etwa im Fall
       VW schon Einfluss genommen? Und das, was Schulz auf europäischer Ebene
       vertreten hat, war auf jeden Fall nicht im deutschen Interesse. Deutsche
       Steuerzahler zum Beispiel für die Vergemeinschaftung von Schulden blechen
       zu lassen, ist Politik gegen die hart arbeitenden Menschen in Deutschland
       und mit der Union nicht zu machen.
       
       Jetzt ist die CSU die einzige Bundestagspartei, die noch keinen
       Spitzenkandidaten hat. Dabei sorgt gerade diese Personalie im Wahlkampf für
       besonderes Aufsehen. 
       
       Wir nehmen zu Recht diese Entscheidung sehr ernst. Sie können beruhigt
       sein: Sie wird rechtzeitig getroffen.
       
       Sie haben den Posten beim letzten Mal selbst übernommen. Worauf kommt es da
       an? 
       
       Eine starke Bastion im Süden ist wichtig für das Gesamtergebnis der Union.
       Grundlage dafür sind ein klares Konzept, persönliche Glaubwürdigkeit und
       Verständnis für die Sorgen der Menschen.
       
       Seehofer sagt ja immer, sein Angebot stehe: Wenn eines der
       CSU-Schwergewichte wie Herrmann oder Söder als Spitzenkandidat nach Berlin
       gehen wolle, könne er auch den Parteivorsitz haben. Warum will keiner? 
       
       Ach, ich wäre mir da nicht so sicher.
       
       Warum eigentlich? Wäre es angesichts dieses schwierigen Wahlkampfs keine
       Option, dass Sie es sich noch mal überlegen und in der Politik bleiben –
       als CSU-Chefin? 
       
       Nein, ich habe für mich entschieden, dass ich nicht mehr kandidiere. Das
       ist eine ganz persönliche Entscheidung. Nach 30 Jahren im Parlament und
       dann mit 67 Jahren möchte ich Jüngeren eine Chance geben.
       
       Auch Seehofer ist 67 Jahre alt, seit Jahrzehnten im Parlamentsbetrieb und
       hat schon mal seinen Rückzug angekündigt.Ich habe das angekündigt, als ich
       mir sicher war, dass ich auch dabei bleibe.
       
       10 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominik Baur
       
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