# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Von Revolutionen und Revolutiönchen
> Es wird wieder demonstriert – für „Karl & Rosa“. Und es wird gedacht – an
> Gisela May. Und ein Buch voller Zahlen erscheint auch noch.
(IMG) Bild: Am Sonntag ist es wieder so weit: Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Bevor wir an dieser Stelle in die Zukunft schauen, blicken wir erst mal
zurück: Zum 100. Mal jährt sich 2017 die Oktoberrevolution in Russland.
Eine Zeit des großen Aufbruchs, der Versprechen, auch Verbrechen – eine
höchst spannende Zeit also, als vieles, sehr vieles auf dieser Welt möglich
schien. Fast so wie heute, ist man fast geneigt zu sagen, angesichts von
Krisen und Kriegen, von Terror und technischen Fortschritt, Unsicherheit
und Ressentiments.
Nun sind es noch ein paar Monate bis Oktober, aber die Revolutionäre (oder
solche, die sich dafür halten) gehen bereits am kommenden Sonntag auf die
Straße. Zuletzt war die Beteiligung an der Demonstration in Erinnerung an
die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (liebevoll
Rosa&Karl-Demo genannt) stetig gesunken. Aber vielleicht sorgt der
besondere historische Rahmen in diesem Jahr auch für historisch zu nennende
Teilnehmerzahlen.
Interessant dürfte auch sein, wie sich die Berliner Linkspartei auf diesem
Pflichttermin präsentiert – immerhin ist sie seit Dezember hier wieder mit
an der Macht. Und ob ein Stück geschichtlichen Pathos den Weg in die
Sprache der Landespolitik diese Woche findet. Schließlich präsentiert der
Senat am Montag sein 100-Tage-Programm. Und am Donnerstag wird der
Regierende Bürgermeister Michael Müller eine Regierungserklärung im
Abgeordnetenhaus abgeben. Wie viel revolutionäres Potenzial steckt in R2G
(wie das Bündnis wenig liebevoll auch genannt wird)?
Einer überzeugten Sozialistin war es nicht mehr vergönnt, all diese
Auftritte mitzuerleben: Gisela May, legendäre Brecht-Diseuse, ist Anfang
Dezember im Alter von 92 Jahren – also fast so alt wie die
Oktoberrevolution – in Berlin gestorben. Am Donnerstag findet eine
Trauerfeier für sie auf dem Friedhof Baumschulenweg statt.
Gisela May wurde in einer Zeit geboren, als Büchern noch nachgesagt wurde,
sie könnten die Welt verändern, als manche Menschen gar Angst vor ihnen und
den darin enthaltenen Gedanken hatten. Ebenfalls am Donnerstag wird ein
Buch veröffentlicht, das (fast) alles von Berlin weiß: das Statistische
Jahrbuch 2016. Es enthält weniger Gedanken als Zahlen. Und ob etwas
Revolutionäres daraus zu lesen ist, bleibt der Interpretation jedes
Einzelnen überlassen. So ist das heute.
9 Jan 2017
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(DIR) Bert Schulz
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