# taz.de -- Kriminologe zu Ausländerkriminalität: Statistik kann täuschen
       
       > Mord in Freiburg, Sexualverbrechen in Bochum: Neigen Flüchtlinge eher zu
       > Gewalt gegen Frauen als Deutsche? Ein Kriminologe warnt vor voreiligen
       > Schlüssen.
       
 (IMG) Bild: Gewalt gegen Frauen – gegen die hier in Köln demonstriert wird – ist weit verbreitet und nicht allein ein Phänomen unter Geflüchteten
       
       Hannover epd | Die Debatte um Kriminalität unter Zuwanderern geht weiter.
       Während der Kriminologe Christian Pfeiffer vor einer Fehlinterpretation
       polizeilicher Statistiken warnte, verlangte CSU-Generalsekretär Andreas
       Scheuer strengere Grenzkontrollen und nachträgliche
       Sicherheitsüberprüfungen für Migranten.
       
       Pfeiffer sagte der Welt am Sonntag, zwar gehe von 100 Ausländern mehr
       Kriminalität aus als von 100 Deutschen. Das sei jedoch vor allem darauf
       zurückzuführen, dass die Zuwanderer im Schnitt jünger seien als die
       deutsche Bevölkerung und sich unter ihnen [1][mehr Männer] befinden.
       Anfällig für Kriminalität seien aus seiner Sicht vor allem Menschen aus
       sozial schwachen und wenig gebildeten Schichten.
       
       Wer arbeitslos und sozial nicht integriert ist, werde eher kriminell, sagte
       der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts
       Niedersachsen: „Wenn diese Faktoren auf Deutsche zutreffen, steigt auch bei
       ihnen das Kriminalitätsrisiko.“
       
       ## Bereitschaft, Fremde anzuzeigen ist deutlich höher
       
       In Polizeistatistiken wirke sich zudem aus, dass die Bereitschaft höher
       sei, nach einer Tat einen Ausländer als einen Deutschen anzuzeigen. „Der
       unter Umständen ausländische Mann, der eine Frau hinter die Büsche zieht
       und vergewaltigt, hat eine hohe Anzeigequote“, sagte Pfeiffer: „Der
       vertraute Arbeitskollege, der Chef oder auch der Partner, der das Gleiche
       tut, wird deutlich seltener angezeigt.“
       
       Wie eine von der Bild am Sonntag veröffentlichte Emnid-Umfrage ergab,
       befürchtet jedoch jeder zweite Deutsche, dass die [2][Gewalt gegen Frauen]
       infolge des Zuzugs von Flüchtlingen zunimmt. Zugleich sagten aber auch 88
       Prozent der 502 Befragten, dass sie persönlich noch keine schlechten
       Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht hätten.
       
       Nach der Festnahme eines 17 Jahre alten Flüchtlings aus Afghanistan,
       [3][der in Freiburg eine Studentin vergewaltigt und ermordet haben soll],
       war eine neue Debatte um die Gewaltbereitschaft insbesondere von
       Asylbewerbern entbrannt. Wenige Tage später wurde bekannt, dass in Bochum
       ein Asylbewerber aus dem Irak gefasst wurde, der zwei chinesische
       Studentinnen überfallen und eine von ihnen vergewaltigt haben soll.
       
       CSU-Generalsekretär Scheuer sagte der Bild am Sonntag: „Wer hier ein
       Verbrechen begeht, muss die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen –
       ohne kulturellen Rabatt.“ Alle Zuwanderer sollten nachträglich einer
       Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Zudem dürfe niemand ins Land
       gelassen werden, der gefälschte oder gar keine Papiere hat.
       
       ## Hohn im Netz für die Familie der Ermordeten
       
       Unterdessen äußerte sich die evangelische Theologin Margot Käßmann empört
       über „widerliche Hasstiraden“ in sozialen Netzwerken gegen die Familie der
       in Freiburg ermordeten Studentin. „Wer so schreibt, zeigt tiefe
       Menschenverachtung“, schrieb Käßmann in einer Kolumne für Bild am Sonntag.
       
       In den vergangenen Tagen war die Familie in sozialen Netzwerken im Internet
       wegen ihres sozialen Engagements für Flüchtlinge verhöhnt worden. Anlass
       war eine nach dem Mord Mitte Oktober veröffentlichte Todesanzeige, in der
       die Familie um Spenden für eine Organisation bat, die sich unter anderem um
       die Integration von Flüchtlingen bemüht. Zugleich war bekanntgeworden, dass
       das Mordopfer und ihre Familie ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe
       engagiert waren.
       
       „Sicher, wir müssen mit jungen Männern, die aus Krisengebieten zu uns
       kommen, [4][über ihr Frauenbild diskutieren]“, räumte Käßmann ein, die im
       Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das 500.
       Reformationsjubiläum im nächsten Jahr wirbt. Doch es sei ein
       „Armutszeugnis, wenn der Tod einer jungen Frau für widerliche Hasstiraden
       missbraucht wird“.
       
       „Wenn es ein christliches Abendland gibt, dann sind Mitgefühl,
       Nächstenliebe, Barmherzigkeit seine Kennzeichen“, schrieb die evangelische
       Theologin: „Die Internethetzer gehören nicht dazu. Sie haben jede Form von
       Anstand und Würde verloren.“
       
       11 Dec 2016
       
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