# taz.de -- 360-Grad-Video aus Aleppo: Spaziergang durch ein Trümmerfeld
       
       > Ein neu aufgetauchtes Video aus dem Osten der Stadt belegt das Ausmaß der
       > Zerstörungen. Es ist real und surreal zugleich.
       
 (IMG) Bild: Trümmer, wohin das Auge sieht: zerstörte Straßenzüge in Aleppo
       
       Berlin taz | Der Widerstand in Aleppo bricht zusammen, die Stadt gleicht
       mehr und mehr einem Trümmerfeld. Nachdem am Dienstag und Mittwoch sowohl
       das Viertel Al-Schaar als auch die Altstadt unter die Kontrolle der
       Regierungstruppen gebracht wurde, taucht nun ein Video auf, das die
       Zerstörungen erstmals in einem 360-Grad-Rundumblick zeigen soll.
       
       Das Video wurde am vergangenen Montag von dem Aleppo Media Center auf
       Youtube hochgeladen und zeigt die zerstörten Straßenzüge im stark
       umkämpften Osten Aleppos. AMC ist ein Netzwerk aus Bürgerjournalist*innen,
       die die Medien als Instrument des zivilen Widerstandes nutzen. Auf Anfrage
       der taz konnte der genaue Ort der Aufnahme mittels GPS-Daten bestimmt
       werden: Die gefilmten Straßenzüge befinden sich im Nordwesten des Viertels
       Al-Schaar, nahe der Ebad Al Rahman Moschee. Laut AMC sei das Video am
       Montag aufgenommen und schon kurz danach hochgeladen worden.
       
       Material des Netzwerks sorgte bereits in der Vergangenheit für Aufsehen. So
       gab das [1][Bild des verletzten Jungen Omran Daqneesh] dem Leiden in Aleppo
       und dem Krieg in Syrien ein emotionales Gesicht. Das Bild ging um die Welt,
       sorgte aber auch für Kritik. Die Quellen, mit denen AMC arbeite, seien
       teilweise nicht vertrauenswürdig oder zumindest nur schwer überprüfbar,
       hieß es.
       
       Auch wenn im aktuellen Video kaum Menschen zu sehen sind; die Aussagekraft
       ist ungebrochen. Das Bild der Zerstörung ist im Rundumblick noch
       eindringlicher, belegt noch deutlicher die Grausamkeit des Krieges in
       Syrien. Wie in Endzeitstimmung wandeln die wenigen sichtbaren Menschen
       durch die verwüstete Stadt, Explosionen unterbrechen die Stille.
       
       Die surreale Atmosphäre wird durch die Aufnahmetechnik erschreckend real.
       Wie ein Videospiel mutet an, was tägliche Realität ist. Während der
       Bürgerjournalist Passanten grüßt, wird er von einem Kollegen mit
       Sturmgewehr begleitet.
       
       Am Mittwoch wurde von den Rebellenmilizen eine mehrtägige Feuerpause
       vorgeschlagen, um Verletzte aus der Stadt bringen zu können. Die syrische
       Regierung will diesem Vorschlag jedoch nur zustimmen, wenn sich die
       Rebellen gänzlich aus der Stadt zurückziehen.
       
       8 Dec 2016
       
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