# taz.de -- Kommentar zur Berliner SPD: Ein Abend wie ein Inferno
       
       > Wenn es mit all den Änderungen nach der jüngsten SPD-Wahlanalyse etwas
       > werden soll, dann muss der Führungskonflikt enden – so oder so.
       
 (IMG) Bild: Müller (l.) oder Saleh? – bevor die SPD ihre Führung nicht eindeutig regelt, klappt ein Neustart nicht
       
       Inferno“ war jetzt im Hintergrund eines Fotos von Michael Müller zu lesen.
       Das war zwar bloß der Titel der jüngsten Dan-Brown-Verfilmung, an deren
       Deutschland-Premiere Müller teilnahm. Aber es passte durchaus zu seiner
       politischen Lage. Denn was den SPD-Vorsitzenden und Regierungschef am
       Dienstagabend in der Parteizentrale erwartete, war politisch gesehen die
       Hölle: Eine Wahlanalyse, die ihn zwar nicht zum Rücktritt aufforderte, ihm
       aber die größte Verantwortung für das schwache SPD-Wahlergebnis zuschob.
       
       Das Problematische an derartigen Ex-Post-Betrachtungen ist, dass man
       nachher alles besser weiß. Dass sie bei Wählern beispielsweise nicht gut
       ankam, die Müller-Kritik an seinen CDU-Senatskollegen beim
       Flüchtlingsthema, das weiß man jetzt – damals, bei Müllers Brandrede im
       Abgeordnetenhaus, waren Journalisten wie Oppositionspolitiker beeindruckt.
       
       ## Jetzt die Sache klären
       
       Die SPD kann nun viel über eine Neuausrichtung diskutieren und beschließen.
       Das Entscheidende aber ist, dass die Partei genau jetzt und hier ihre
       Führungsfrage regelt. Noch viel schlechter als Streit mit dem
       Koalitionspartner kommt nämlich an, wenn sich eine Partei intern bekriegt.
       Wenn also Raed Saleh meint, dass er der bessere Regierungschef wäre, dann
       muss er die Sache jetzt klären: Entweder einen Putsch organisieren oder
       unter vier Augen wie einst Tony Blair und Gordon Brown in England die
       Machtübergabe zur nächsten Wahl verabreden. Es wäre den Wählern zwar schwer
       zu erklären, weil der Mann auf den Plakaten ja Müller war und dessen Partei
       ja auch die meisten Stimmen bekommen hat. Aber Saleh hätte dann volle fünf
       Jahre zu beweisen, dass diese Entscheidung richtig ist.
       
       Es ist wie bei dem Hochzeits-Satz: Wer noch etwas einzuwenden habe, möge
       jetzt reden oder für immer schweigen. Denn wenn die SPD tatsächlich einen
       Neustart hin bekommen will, geht das nur, wenn der nicht von immer neuem
       Führungsgeplänkel unterbrochen wird.
       
       12 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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