# taz.de -- Die Wahrheit: Funkel, Karbunkel!
       
       > Das knubbelige Phänomen der Welt-Warz-Literatur hält viel Schwulstiges
       > und mehr bereit. Mit der Aufklärung kann man nicht früh genug anfangen.
       
 (IMG) Bild: Dem Warzen-Anglerfisch setzte Shakespeare in seinem Warz-Œuvre ein würdiges Denkmal
       
       „Gegen Warzliteratur!“ ist ein oft gehörter Ausruf in Literatursalons. Aber
       warum soll man gegen Warzliteratur sein, und warum kritisieren ihre Gegner
       überhaupt diese Literatursparte?
       
       Die umstrittene Warzliteratur besteht hauptsächlich aus Pustelprosa und
       schwulstiger Geschwürlyrik, sagen ihre Gegner. Kurzum, es handelt sich in
       ihren Augen um grindiges, räudiges Schrifttum. Damit haben sie leider
       recht, denn Warzliteratur geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut.
       
       Diese reagiert prompt mit der Ausstülpung von charakteristischen warzigen
       Karbunkeln und furunkulösen Knubbeln. Ein Phänomen, das der Warzliteratur
       dann auch zu ihrem abschätzigen Namen verhelfen sollte. Hautärzte werden
       bestätigen, dass die Warzenbildung durch Ekel gefördert wird. Gelingt es
       uns aber, uns mit dem Ekel zu versöhnen, könnte am Ende reine Haut stehen!
       
       Davon konnte beim sogenannten Sängerkrieg auf der Warzburg noch keine Rede
       sein. Sieger wurde seinerzeit der furunkulöse Walther von der Warzenweide.
       (Wer den vergäße, tät mir leide! Seinen Anblick sollte keiner so schnell
       vergessen.) Dieser pustelige Sängerwettstreit wird von Literaturkennern als
       Geburtsstunde der Warzliteratur bezeichnet. Dann wurde es erst mal still um
       dieses Stiefkind der Literatur, aber kein Geringerer als Ludwig van
       Beethoven mit seiner „Ode an die Räude“ sollte ihm ein überraschendes
       Denkmal setzen!
       
       ## Die Warzen des jungen Werther
       
       Inhaltlich war dies eine vielversprechende Parteinahme des tauben
       Komponisten, der sich so solidarisch auf die Seite der Gebeutelten und von
       Hautproblemen Geschlagenen stellt. Auch Goethe waren Hautprobleme nicht
       fern. In „Die Warzen des jungen Werther“ schildert er schonungslos die
       Pustelprobleme seines Protagonisten, die in den traurigen Suizid Werthers
       münden.
       
       Mehr Mut macht er dem warzigen Leser mit den schönen Gedichtzeilen: „Wer
       reitet so spät durch Nacht und Geknarze? Es ist die Mutter mit ihrer
       Warze.“ Der Leser kann sich anschließend mit der Mutter freuen, die gerade
       noch rechtzeitig beim Hautarzt zur Warzenentfernung eintrifft.
       
       Das Thema der Warzenentfernung zieht sich ohnehin durch die Literatur wie
       Akne über das Gesicht eines Pubertierenden: Etwa in „Die Elixiere des
       Teufels“ von E. T. A. Hoffmann oder in der „Warzreise“ von Heinrich Heine.
       
       Shakespeare behandelt das Thema in „Der Widerwärzigen Zähmung“ und Mark
       Twain gibt in „Tom Sawyer“ einen wertvollen Tipp, wie man Warzen loswird:
       Der Verwarzte soll eine tote schwarze Katze bei Vollmond um Mitternacht
       vergraben. Dabei soll er Folgendes sprechen: „Katze hol die Warze, Teufel
       hol die Katze!“ Das soll meistens funktionieren, zumindest der Teil mit der
       Katze. „Warze alt. Warze kalt. Warze ab!“ lautet ein anderer Warzenspruch.
       Er könnte von Shakespeare sein, ist aber von dem Gießener Dermatologen
       Professor Gieler.
       
       ## Darwin und die Warzen
       
       Die theoretische Grundlage zur erfolgreichen Warzenbekämpfung legte kein
       Geringerer als Charles Darwin, der mit seiner „Entstehung der Warzen“
       weltbekannt und reich werden sollte. Viele Fragen zur Warzenbildung liegen
       aber leider immer noch im Dunkel, etwa das Phänomen der Warzenwanderung:
       Wohin verschwinden die Warzen bei einer Warzenbesprechung, tauchen sie bei
       einem anderen Unglücklichen wieder auf?
       
       Mit der Aufklärung über den richtigen Umgang mit den Hautknubbeln kann man
       gar nicht früh genug anfangen. Am besten, man liest seinem Kinde erst
       einmal das Märchen vom Grindkäppchen vor, das bekanntlich so anfängt: „Es
       war einmal ein Kind, pustelig und voller Grind.“ Und schon bald wird die
       kleine Warzbrazze vor einem selig schlafen und von Teigwarzen, Dellwarzen,
       Pinselwarzen und Flachwarzen träumen. Es geht eben nichts über gute
       Warzliteratur!
       
       11 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kriki
       
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