# taz.de -- AfD in Baden-Württemberg: Aus zwei wird wohl wieder eins
       
       > Die zwei AfD-Fraktionen beteuern, der Streit zwischen ihnen sei
       > beigelegt. Für einen Zusammenschluss müssten aber noch offene Fragen
       > geklärt werden.
       
 (IMG) Bild: Verkünden die Vereiningung: Jörg Meuthen (l) un Emil Sänze
       
       Titisee-Neustadt dpa | Der idyllisch gelegene Titisee im Schwarzwald bietet
       die Kulisse für das Drama um die Wiedervereinigung von AfD und Alternative
       für Baden-Württemberg (ABW). Ob es ein Happy End gibt für die beiden
       Fraktionen, war am Mittwoch noch fraglich. In einer Mitteilung hieß es, man
       strebe „den formellen Zusammenschluss in naher Zukunft“ an. Es müssten aber
       noch offene Fragen geklärt werden. Am Ende wird ein Friede verkündet, den
       die Abgeordneten beschlossen haben. Ob er aber auf Dauer ist und der Streit
       wirklich vom Tisch, bleibt ungewiss.
       
       In einem Hotel direkt am Ufer des Sees ringen die beiden Lager am Tag drei
       ihrer Klausur immer noch um ihre Einheit. Doch der „gute Geist von
       Titisee“, auf den manche in der rechtspopulistischen Partei gehofft hatten,
       scheint lange nicht zu wirken. AfD-Bundeschef Jörg Meuthen steht im Zentrum
       des Konflikts. Er kämpft um seine Macht, auch mit Blick auf seine Position
       in der Bundespartei.
       
       Draußen ziehen Touristen und Ausflüglern am Hotel vorbei und genießen den
       warmen Spätsommertag. Drinnen reden sich die Abgeordneten von AfD und ABW
       die Köpfe heiß. Die Medien müssen draußen bleiben, die Mitarbeiter des
       Hotels reagieren abweisend. Die Parlamentarier gehen durch die Hintertür in
       den Verhandlungssaal – und den Medien damit aus dem Weg.
       
       ## Weitere Verhandlungen nötig
       
       Am Ende verkünden Meuthen und sein Fraktionsstellvertreter Emil Sänze, dass
       die Fraktion in den nächsten drei bis vier Wochen wiedervereinigt sein
       soll. Der Streit sei aus dem Weg geräumt, versichern beide. Dennoch sind
       noch weitere Verhandlungen nötig. Ins Detail gehen die beiden Politiker
       nicht. Was hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, soll nicht nach
       außen dringen. Die AfD setzt auf das Signal, dass der parteiinterne Streit
       ein Ende habe.
       
       Politische Gegner sehen in dem Vorgehen der AfD nur Kalkül. Sie wollten die
       Zusammenführung der beiden Fraktionen bewusst hinauszögern, vermutet
       SPD-Fraktionschef Andreas Stoch. Denn die beiden Fraktionen hatten Anfang
       August einen Untersuchungsausschuss zum Thema Linksextremismus in
       Baden-Württemberg beantragt. Der Landtag muss ein solches Gremium
       einsetzen, wenn zwei Fraktionen dies fordern.
       
       Unterschiedliche Positionen zum Umgang mit Antisemitismusvorwürfen gegen
       den Abgeordneten Wolfgang Gedeon [1][hatten Anfang Juli zu dem Zerwürfnis
       der beiden Lager geführt]. Doch mehr und mehr wurde deutlich, dass die
       Rest-AfD auch Kritik am Führungsstil ihres ehemaligen Vorsitzenden Meuthen
       hatte. Dieser habe nicht immer die Belange der Partei, sondern seine
       eigenen im Blick, hieß es.
       
       Für Meuthen ist seine Wahl an die Spitze einer wiedervereinigten Fraktion
       auch bundespolitisch von Bedeutung. Der Ökonom, der als das bürgerliche
       Gesicht der Partei gilt, wäre deutlich geschwächt gewesen, wäre er nicht in
       das Spitzenamt gewählt worden. Dass er die Mehrheit der Fraktion hinter
       sich weiß, gibt ihm ein Jahr vor der Bundestagswahl auch Rückenwind im
       Wettstreit mit seiner Co-Vorsitzenden Frauke Petry.
       
       15 Sep 2016
       
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