# taz.de -- Waffenbilder auf Instagram-Account: Tatrelevante Fotos
       
       > Ein User dokumentiert auf der Newsseite „reddit“ einen Fund, der in
       > Verbindung mit der Gewalttat von München steht. Was danach geschah.
       
 (IMG) Bild: Eine Pistole vom Typ „Glock 17“
       
       Berlin taz | „Ich bin ziemlich sicher, dass ich das Instagram-Profil des
       Amokläufers gefunden habe. Wie kann ich das an die Polizei weitergeben?“
       [1][Das war die Frage, mit der sich ein Berliner auf der Social-News-Seite
       reddit mit dem Alias „baudusau“ an die anderen User wandte.]
       
       Er habe auf dem Instagram-Profil „tatrelevante“ Fotos entdeckt: [2][„Unter
       anderem hat er Bomben gebastelt und auch ein Foto von seiner Glock in einem
       Wald gepostet“], schrieb er – und dachte, es handele sich dabei um den
       Amokläufer von München, der nahe eines Einkaufszentrums neun Menschen und
       danach sich selbst erschoss.
       
       Später korrigierte er sich: „Das muss jemand anders sein, aber er ist ein
       Deutscher. Langsam bekomme ich Schiss. Seine Freunde haben alle
       Instagram-Profile mit x Bildern zu Amokläufern, besonders Columbine“.
       Außerdem stünden auf dem Account Sätze wie: „Die Gesellschaft bemerkt
       nicht, dass ich ein Psychopath bin“, und auf dem Profil seien Videos von
       selbstgebauten Bomben, Rohrbomben und Waffen zu sehen gewesen.
       
       In höchste Alarmbereitschaft versetzt, meldete sich der Berliner nach
       eigenen Angaben bei der Polizei. Im weiteren Gesprächsverlauf auf reddit
       schildert er detailliert, was sich danach aus seiner Sicht abspielte: Die
       lokale Dienststelle habe keine Möglichkeit gehabt, auf Instagram
       zuzugreifen und wollte das LKA zu dem Mann nach Hause schicken.
       
       ## Polizei wirkt zunächst überfordert
       
       Letztlich seien Beamte der Kriminalpolizei bei ihm zuhause erschienen, aber
       sie schienen überfordert mit der Lage: „Der Obertyp von denen meinte
       direkt, er muss telefonieren und ist raus gegangen, währenddessen wurde
       klar, dass die beiden anderen absolut keine Ahnung von Internet oder
       Computer haben. Waren aber sichtlich schockiert über die Bilder“, schreibt
       der User auf reddit.
       
       Die Beamten hätten die Wohnung des Berliners unverrichteter Dinge
       verlassen, mit der Bitte um Kontaktdaten und dem Hinweis, am nächsten Tag
       würde das LKA oder der Staatsschutz vorbei kommen. Diese Angaben bestätigt
       das LKA gegenüber der taz.
       
       „Ein Berliner rief am 25. Juli 2016 über den Notruf 110 bei der Polizei
       Berlin an und sagte, er könne Angaben zu dem Attentäter von München machen.
       Unmittelbar nach dem Notruf wurde der Anrufer in seiner Wohnung von Beamten
       aufgesucht und befragt. Die weiteren Ermittlungen hat dann die 7.
       Mordkommission des Landeskriminalamtes übernommen“, heißt es in einer
       schriftlichen Stellungnahme.
       
       „baudusau“ schildert auf reddit, dass er weiterüber den potenziellen
       Amokläufer recherchierte. Über dessen Steam-Profile (Profile zur Vernetzung
       auf Computerspiel-Plattformen) sei er auf weitere Informationen gestoßen,
       wie beispielsweise die Tatsache, dass der potentielle Attentäter sich hier
       mit anderen Usern über Amok-Taten ausgetauscht hatte – unter anderem auch
       mit dem Münchener Attentäter.
       
       Die Diskussionen auf reddit setzte sich lebhaft fort: Neben Spekulationen
       über das Verhalten von Polizei und LKA wurde „baudusau“ unter anderem auch
       geraten, sich an die Presse zu wenden, was dieser allerdings – zumindest
       vorläufig – ablehnte. Mehrere Anfragen der taz ließ er unbeantwortet. Auch
       am darauf folgenden Tag kommentierten die User auf reddit weiter – von
       „baudusau“ jedoch war lange Zeit kein Wort zu lesen.
       
       ## Vom LKA vernommen
       
       Erst am späten Abend meldete er sich mit einem Post zurück: „Ich kann
       leider nicht allzu viel sagen, aber ich wurde gerade fünf Stunden vom LKA
       Berlin vernommen und es wurde nach jetzigem Stand ein Amoklauf verhindert.
       Es gibt sehr viele Anfragen von der Presse und ich muss jetzt erstmal meine
       weiteren Schritte überdenken. Ich hoffe, ihr versteht das.“
       
       Das LKA bestätigt in einer Email: „Zu diesen Ermittlungen gehörte auch die
       schriftliche Vernehmung des Zeugen am Vormittag des 26. Juli 2016 in den
       Räumen der Mordkommission.“ Weitere Angaben möchte das LKA nicht machen,
       „da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren in Baden-Württemberg
       handelt. Ich bitte um Ihr Verständnis.“
       
       Am Abend des nächsten Tages dann die Nachricht: [3][In Ludwigsburg sei ein
       15-Jähriger festgenommen worden, der mit dem Münchener Amokläufer in
       Kontakt gestanden habe.] Außerdem seien in seinem Zimmer Waffen,
       Chemikalien, sowie Fluchtpläne seiner Schule gefunden worden. Auf die Spur
       des Jugendlichen sei die Polizei durch den Hinweis eines Berliners
       gekommen, der auf eigene Faust begonnen hatte, im Netz zu recherchieren.
       
       Jetzt stand also fest: Der Berliner hat durch seine eigenen Recherchen
       womöglich einen weiteren Amoklauf verhindern können. Der 15-Jährige selbst
       allerdings habe im Verlauf seiner Vernehmung betont, er hätte sich aufgrund
       schulischer und persönlicher Probleme zwar mit einer Amoktat
       auseinandergesetzt, sich inzwischen aber davon distanziert.
       
       30 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.reddit.com/r/de/comments/4ufbpt/ich_bin_ziemlich_sicher_dass_ich_das_instagram/?sort=confidence
 (DIR) [2] https://i.imgur.com/3hTWqoB.png)
 (DIR) [3] http://www.sueddeutsche.de/muenchen/amoklauf-david-s-und-seine-gefaehrlichen-freunde-1.3098206
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Annika Glunz
       
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