# taz.de -- Kolumne Berliner Galerien: Rot + Weiß = Pink
       
       > Noemi Molitor empfiehlt Videokunst von Jen Liu bei SomoS, Spice Girls
       > Devotionalien bei The Ballery und Skulpturen von Bosco Sodi bei
       > Eigen+Art.
       
 (IMG) Bild: Still aus Jen Lius „The Pink Detachment“, 2015, 19:40 Min.
       
       In der Forum-Expanded-Ausstellung „Traversing the Phantasm“ der
       diesjährigen Berlinale war [1][Jen Lius] Videoarbeit „The Pink Detachment“
       der Dreh- und Angelpunkt, der alles zusammenhielt. Teils Wurstfabrik der
       Marke „unangenehm stockende 3-D-Animation“, teils Performance-Spielfilm, in
       der eine Ballerina im weißen Einwegoverall neben einem Fleischwolf tanzt
       und eine Arbeiterin Rippchen um Rippchen mit einem stumpfen Messer zu
       filetieren versucht.
       
       Liu dichtet die chinesische Modelloper „Das Rote Frauenbataillon“ (1964)
       um: Fabrik statt Land, Massenproduktion pinker Hotdogs statt Revolution für
       die Massen. Nun läuft der Film endlich wieder: [2][SomoS] zeigt dazu Lius
       Wasserfarbenmalereien, auf denen sich ein gigantischer Zeigefinger erhebt.
       
       ## Pink = Pop
       
       Musik für die Massen lässt sich den Spice Girls nachsagen. [3][The Ballery]
       widmet der Popband der 90er anlässlich ihres 20. Jubiläums die Ausstellung
       „Wannabe: celebrating the Spice Girls through Art“. Den teilnehmenden
       Künstler_innen wurden kulturrelevante Leitfragen mit in die Produktion
       gegeben: „How did they bring you to love pop culture or hate it?“.
       
       Im Sinne der Verschmelzung von Kunst und Pop werden Devotionalien von Juan
       Sanchez Porta, ein Fanzine von Francesca Tambussi + Alexandra Ruppert und
       allerlei Videobotschaften im Teenager-Zimmer erwartet.
       
       ## Weiß = Warm
       
       Gänzlich ohne Verzierung kommt [4][Bosco Sodis] Einzelausstellung „Cubes“
       in der [5][Galerie EIGEN + ART] aus. Zunächst wirkt der Raum, jedes
       Schnickschnacks beraubt, fast leer. Da wären zum einen Sodis Bilder, die
       zwar in den Raum hineinwachsen, aber durch ihre weiße Färbung (oder
       Farblosigkeit) aus reinem Pigment wieder in die Wand überzugehen scheinen.
       
       Geladen haben sie Sägemehl, Leim und Zellstoff, die nach dem Pigmentauftrag
       je nach Luftfeuchtigkeit unterschiedlich antrocknen und aushärten. Ohne
       Kenntnis dieses Entwicklungsverfahrens lassen die Quadrate trotz ihrer
       Furchen und Risse das Publikum eher außen vor.
       
       Nicht so die „Cubes“, zu drei Säulen aufeinandergestapelte
       terracottafarbene Tonquader. Ihre Wärme bleibt trotz der merkwürdig
       geradlinigen Stapelung spürbar und kämpft gegen den White Cube an. Dass sie
       überhaupt in ihrer Größe existieren (vier übereinander überragen eine
       Körpergröße), liegt an einem langen Prozess des Experimentierens mit
       Brennmaterialien, darunter Sand, Erde, Wasser, Kokosschalen und Holz. Es
       ist, als wollten die Cubes wieder zurück nach draußen.
       
       Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
       immer Donnerstags in der Printausgabe der taz
       
       10 Aug 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://jenliu.info/
 (DIR) [2] http://www.somos-arts.org/de/jen-liu-pink-detachment/
 (DIR) [3] http://theballery.com/exhibitions/
 (DIR) [4] http://www.boscosodi.com/
 (DIR) [5] http://eigen-art.com/index.php?article_id=1312&clang=0&detail=20006&back=8
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Noemi Molitor
       
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