# taz.de -- Konflikt im Südchinesischen Meer: Cyberattacke im Inselstreit
       
       > Gezielter Angriff mit Schadsoftware: Die Regierung in Peking saugt laut
       > einer Sicherheitsfirma geheime Daten ihrer Gegner ab.
       
 (IMG) Bild: Die Inseln im südchinesischen Meer werden von mehreren Ländern beansprucht
       
       Peking taz | Den Verdacht gibt es schon eine Weile. Nun hat eine
       unabhängige IT-Sicherheitsfirma Belege dafür zusammengetragen: China
       spioniert im Streit um das Südchinesische Meer die Rechner seiner
       außenpolitischen Gegner aus.
       
       Das auf Internetsicherheit spezialisierte finnische Unternehmen F-Secure
       beobachtet eigenen Angaben zufolge seit geraumer Zeit eine Schadsoftware,
       die sich gezielt gegen das Justizministerium der Philippinen, die Anwälte
       einer internationalen Kanzlei und den Organisator des Apec-Gipfels
       (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft) richtet, der 2015 in der
       philippinischen Hauptstadt Manila stattfand.
       
       Das von den F-Secure entdeckte Schadprogramm wird laut IT-Experten über
       eine Phishing-Mail verschickt, an der ein bösartiges Makro angehängt ist.
       Einmal angeklickt, sendet diese Software Informationen aus dem infizierten
       Rechner an einen zentralen Server. Ganze Dateien können auf diese Weise
       heruntergeladen werden. Code und Infrastruktur gingen auf Entwickler in
       China zurück, heißt es in dem Bericht von F-Secure, der der taz vorab
       vorliegt.
       
       Was den IT-Experten von F-Secure aufgefallen ist: Alle ausgespähten
       Institutionen waren mit dem Territorialstreit im Südchinesischen Meer
       befasst. „Die betroffenen Organisationen stehen alle mit dem Fall im
       Zusammenhang“, sagte Erka Koivunen, Cyber Security Advisor bei F-Secure.
       
       ## Zugriff auf den Handelsverkehr
       
       China liegt seit Jahren im Clinch mit den USA und sämtlichen
       Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres, das alle Seiten auch deshalb
       als so wichtig erachten, weil fast die Hälfte des weltweiten
       Handelsverkehrs dieses Seegebiet passiert. Während Vietnam, Taiwan,
       Malaysia, Brunei und die Philippinen lediglich Anspruch auf einige der
       Inseln erheben, beansprucht China fast das gesamte Territorium.
       
       Das chinesische Militär hat einige der umstrittenen Inseln aufgeschüttet
       und darauf Stützpunkte errichtet. Mitte Juli befand der Internationale
       Schiedsgerichtshof in Den Haag, dass es für Chinas Ansprüche keine
       rechtliche Grundlage gebe und China mit seinen Aufschüttungen gegen
       internationales Seerecht verstoße. Peking erkennt das Urteil nicht an.
       
       Da sich die zeitliche Abfolge der Cyberattacke ziemlich genau mit der
       Veröffentlichung von Nachrichten oder Ereignissen rund um das
       Schiedsverfahren deckt und die Aktivitäten seit März noch einmal massiv
       zugenommen haben, vermutet das finnische Sicherheitsunternehmen, dass die
       chinesische Regierung hinter diesen Angriffen steckt. Es sei davon
       auszugehen, dass China gezielt Cyberspionage eingesetzt hat, um einen
       besseren Einblick in das Gerichtsverfahren zu gewinnen, heißt es in dem
       Bericht von F-Secure. „Der Zeitpunkt deutet auf politische Motivation hin“,
       sagte ein Firmensprecher.
       
       ## Kein Kommentar aus Peking
       
       Die chinesische Führung äußerte sich am Mittwoch nicht zu dem Verdacht.
       Schon in der Vergangenheit hatte sie ähnliche Vorwürfe zurückgewiesen.
       China betreibe keine Cyber-Spionage, hieß es aus dem Außenministerium.
       
       Allerdings hatte die US-amerikanische IT-Sicherheitsfirma Mandiant 2013 in
       ihrem Bericht eine Sondereinheit chinesischer Streitkräfte ausfindig
       gemacht, die von Shanghai aus eine „Cyberkampagne“ gegen mehr als 130 Ziele
       in den Vereinigten Staaten geführt haben soll. Mandiant berichtete von
       Tausenden chinesischen Cybersoldaten, die Regierungen und Unternehmen aus
       aller Welt ausspionierten. Dieser Bericht sorgte für diplomatische
       Verwerfungen zwischen China und den USA.
       
       4 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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