# taz.de -- Innenminister Thomas de Maiziére: Der Heizer
       
       > Auf den Anschlag von Nizza reagiert Thomas de Maizière ruhig. Fast wie
       > früher, als er stets herunterkühlte. Doch inzwischen facht er die
       > Emotionen an.
       
 (IMG) Bild: Zurück im Geschäft: Thomas de Maizière
       
       Wenn es ernst wird, kann der Minister noch immer sachlich sein. Während
       seiner ersten Pressekonferenz nach dem Massenmord in Nizza sagt Thomas de
       Maizière: „Vorsicht und Achtsamkeit sind geboten, aber nicht
       Einschüchterung und Angst.“ Wer wollte dem widersprechen? Das klingt nicht
       nur vernünftig – das ist vernünftig.
       
       Was nicht für alle seine Äußerungen gilt, die in den letzten Monaten für
       Aufsehen gesorgt haben. Einige Beispiele.
       
       Der Minister missbilligt die italienische Seenotaktion „Mare Nostrum“, weil
       sie Beihilfe zum Schlepperwesen sei – „objektiv“.
       
       Der Minister kritisiert Flüchtlinge, die von einer Aufnahmeeinrichtung mit
       dem Taxi wegführen, Hunderte Kilometer durch Deutschland; sie hätten das
       Geld – „erstaunlicherweise“.
       
       Der Minister warnt vor einer Schweigespirale, davor, dass die Dinge nicht
       beim Namen genannt werden „vor lauter politischer Korrektheit“.
       
       Der Minister regt sich auf, weil Ärzte Flüchtlinge krankschreiben; vor
       Abschiebungen würden 70 Prozent der Männer unter 40 für nicht
       transportfähig erklärt. Eine solche Statistik existiert nicht.
       
       Beihilfe zum Schlepperwesen, das war im Januar 2015. Taxifahrten, Oktober
       2015. Schweigespirale, Januar 2016. 70 Prozent, Juni 2016.
       
       Der Minister läuft übers Rollfeld, dunkler Anzug, Zeitungen unterm Arm,
       Aktentasche in der Hand. 7. Juli 2016. Es wird ein sonniger Tag, 16 Grad
       warm ist es schon, der Himmel leuchtet blau. Hier auf dem militärischen
       Teil des Flughafens Berlin-Tegel ist es ruhig, morgens um 7.20 Uhr. Thomas
       de Maizière macht bis spät Akten, erst gegen Mitternacht schläft er ein,
       „vor sieben Uhr früh – das ist nicht meine Zeit.“
       
       Erkundungstour in die Welt von Bundesinnenminister Karl Ernst Thomas de
       Maizière, 62, Jurist, CDU. 17 Jahre Minister, erst in Dresden, dann in
       Berlin. Außer Merkel und Schäuble hat niemand aus der Bundesregierung so
       viele Jahre als Minister gearbeitet; keiner wurde in den letzten Jahren so
       oft zum Rücktritt aufgefordert. Erstaunlich ist aber vor allem, wie sich
       seine Rolle verändert hat: Der Mann, der früher Emotionen abkühlte, facht
       sie heute an. Ausgerechnet in einer Zeit, die ohnehin aufgeladen ist mit
       Ängsten, berechtigten und unberechtigten.
       
       Der Innenminister ist ein Gradmesser dafür, wie sehr ein Politiker dieser
       Regierung auf eine Agenda einsteigen darf, die von Populisten geprägt ist.
       Was er dabei riskiert. Er setzt regierungsamtlich Themen, mit denen
       Rechtsradikale etwas anfangen können. Er legitimiert ihre Denkfiguren. Er
       gibt ihnen Stoff.
       
       Rückblick. Dezember 2005. Im siebten Stock des Kanzleramts dampft frischer
       Tee auf dem Tisch, daneben steht ein Schälchen Haribo. Angela Merkel hat de
       Maizière gerade nach Berlin geholt, als Chef ihrer Regierungszentrale.
       Liebevoll tüftelt er an der Großen Koalition. Er ordnet die Entscheidungen,
       pflegt die SPD, hält die CSU bei Laune. Seine Stimme hat Autorität, tief
       die Tonlage, ruhig das Sprechtempo. Öffentlich sagt er selten etwas in
       dieser Zeit. Manchmal grummelt er über die Eitlen von Berlin, diese
       Quatscher und Zuspitzer, die alles unnötig kompliziert machen.
       
       De Maizière liebt die Geräuschlosigkeit. Er nimmt sie mit ins
       Bundesinnenministerium, das Merkel ihm 2009 anvertraut. Nach Manfred
       Kanthers Schärfe, Otto Schilys Härte und Wolfgang Schäubles Provokationen
       zieht ein neuer Stil in das Ressort ein. De Maizière hat ein Gespür für die
       Stimmungen. Gibt es Terrorwarnungen, reagiert er sachte. Er beherrscht
       sich, begutachtet die Lage, beruhigt. Oft schweigt er.
       
       In der taz erscheint 2010 ein [1][Porträt], „Der Stillhalter“. Nach
       Terrorwarnungen habe er nicht den Sheriff gemacht, sondern Hardliner in
       seiner Fraktion kritisiert, als diese „die Bundeswehr im Innern einsetzen
       oder Polizisten in ‚muslimische Viertel‘ schicken wollten“. Im selben Jahr
       besucht der Minister die taz, und das taz-Hausblog [2][notiert]: „Es wurde
       viel gelacht.“
       
       Inzwischen erhitzt er die Debatten, statt sie abzukühlen. Aus dem Mann, der
       im Maschinenraum der Macht die Kühlung kontrolliert, der verhindert, dass
       die Kessel explodieren, ist ein Heizer geworden. „De Maizière zündelt“,
       [3][stand in der taz] nach seiner Tirade gegen mit dem Taxi fahrende
       Flüchtlinge. „Innenminister Thomas de Maizière muss zurücktreten“, lautete
       der [4][Kommentar] nach der „70 Prozent“-Äußerung.
       
       ## „Wo ist der alte de Maizière geblieben?“
       
       Der Linken-Abgeordnete Frank Tempel, von Beruf Polizist, lernte de Maizière
       in dessen erster Amtszeit, die bis 2011 dauerte, schätzen. „Ein
       CDU-Innenminister mit Feingefühl. Einer ,der nicht draufhaut, der auch der
       Opposition zuhört.“ Nun wirke de Maizière überfordert. „Als ob er um sich
       schlägt.“
       
       Die Grüne Renate Künast kennt de Maizière schon ewig. Als 1990 Deutschland
       vereinigt wurde, liefen sich die beiden in Berlin das erste Mal über den
       Weg. Wende und Wiedervereinigung wühlten die Stadt auf. „Er ist den
       Emotionalitäten mit Ruhe begegnet“, sagt Künast. „Das mochte ich.“ Auch
       später kamen sie gut miteinander aus. „Nicht das Klischeeklippklapp eines
       Parteipolitikers, sondern Werte. Ich war ganz verdattert, als er das im
       letzten Herbst alles verloren hat. Wo ist der alte Thomas de Maizière
       geblieben?“
       
       Juli 2016. Das Flugzeug ist klein, aber komfortabel. Es fliegt auf 40.000
       Fuß, das ist praktisch, weil die Linienflüge weniger hoch verkehren,
       sozusagen eine Etage tiefer. Der Minister reist mit zwei Beamten in die
       slowakische Hauptstadt Bratislava, wo die EU-Innenminister tagen. Auf der
       Tagesordnung: Migration und Terrorismus.
       
       Er streicht Butter auf eine Brötchenhälfte, Käse drauf, fertig. „Dass sich
       das Bild von mir verschoben hat, nehme ich auch wahr“, sagt er. „Es liegt
       daran, dass meine Themen von zentraler Bedeutung im politischen Diskurs
       sind und ich konsequent für Sicherheit und Ordnung stehe.“
       
       2009 war die Ausgangslage eine andere. Angela Merkel führte die Union mehr
       zur Mitte hin. Der geräuschlose Innenminister passte ihr gut ins Konzept.
       Heute ist die Situation komplizierter. Eine Million Flüchtlinge letztes
       Jahr. Wachsender Rechtsextremismus. Die Terrorgefahr gestiegen. In der
       Logik von Thomas de Maizière muss man darauf reagieren, indem man bestimmte
       Dinge sagt. Weil einem sonst Verschweigen vorgeworfen wird. Deshalb hat er
       seine Rolle umdefiniert.
       
       ## Keine Spur Aggression
       
       Er benutzt gern ein Bild: das vom Berliner S-Bahn-Ring. Er meint damit
       Politiker, Beamte, Funktionäre und Journalisten im Zentrum der Hauptstadt.
       „Wenn die Gesellschaft zusammenbleiben soll, dann darf sich die Politik
       nicht nur um den Bereich innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings drehen. Sie
       muss sagen, was die Menschen außerhalb wahrnehmen. Sonst fühlen sie sich
       ausgegrenzt.“
       
       In seinem Gesicht ist keine Spur Aggression zu sehen, als er behauptet:
       „Das Wirklichkeitsverweigerungsproblem der Linksliberalen schadet dem
       Zusammenhalt der Gesellschaft.“
       
       Wo verläuft die Grenze zum Populismus? „Populismus ist, wenn man, egal ob
       es eine Lösung gibt, dem Volk destruktiv nach dem Mund redet. Ich arbeite
       an konstruktiven Lösungen, und dazu gehört es, auch unangenehme Wahrheiten
       auszusprechen.“
       
       Drücken Sie nicht mit Begriffen wie Schweigespirale das Amtssiegel des
       Innenministers auf Argumente, mit denen die Populisten Stimmung machen?
       „Nein. Die Gefahr besteht zwar, dass Äußerungen von den Falschen
       missbraucht werden. Aber umgekehrt: Wenn man Wahrheiten nicht ausspricht,
       dann sagen die Leute: Ihr wisst ja gar nicht, was los ist. Aber es ist
       wichtig, dass man konstruktive Lösungen anbietet, die von Respekt vor dem
       anderen getragen sind.“
       
       Was ist mit den 70 Prozent Krankschreibungen? „Die Zahl hätte ich nicht
       nennen sollen, und das ärgert mich, weil es das Phänomen ja gibt.“
       
       Ist also alles ganz einfach? Ein Mann der Mitte, der nach rechts
       abgedriftet ist? Nein, so einfach ist es nicht. Im Februar nimmt er an
       einer Preisverleihung teil. Eine Freundin aus Dresden, Elisabeth Ehninger,
       bekommt einen dieser Engagementpreise, sie streitet für ein buntes Dresden,
       sie hat das große Konzert gegen Pegida organisiert mit Keimzeit, Silly und
       Grönemeyer. De Maizière und sie umarmen sich. In seiner Rede spricht er
       gegen die Pegidisten mit ihren Spaziergängen. „Es ist eine beschämende
       Szenerie. Und manchmal eine bedrohliche.“
       
       Er sieht keinen Widerspruch zwischen den Facetten, die er zeigt. Andere
       schon.
       
       Die Maschine fliegt eine Kurve. Er nimmt noch vom Obst und analysiert ganz
       ruhig seine Wandlung. Seine Prämisse ist die Vorstellung von der
       abgehobenen Politik, die wie die kleine Bundeswehrmaschine eins drüber
       schwebt über den Linienflugzeugen für Zivilpassagiere. Es ist eigentlich
       eine der großen Erzählungen der AfD. Die da oben. Die Rechtspopulisten
       spalten mit diesem Konzept. Spalten, das ist das, was sie am besten können.
       
       Und Thomas de Maizière sagt von sich, dass er doch eigentlich integrieren
       möchte. Kantig will er sein und ungeschminkt. Der Mann, der unangenehme
       Wahrheiten auf den Tisch packt. Bloß gut, dass er nicht von gesundem
       Menschenverstand spricht.
       
       ## Er spielt keine neue Rolle
       
       Er hat etwas davon, das neue Bild, das er abgibt, zum Ergebnis einer
       Strategie zu erklären. Er will ja nicht als Chaot dastehen, dem die Dinge
       außer Kontrolle geraten. Wie damals 2013 im Verteidigungsministerium, als
       ihn der Skandal um die Kampfdrohnen stolpern ließ. Fast wäre er nicht mehr
       hochgekommen. Aber Angela Merkel brauchte ihn noch, nach der Wahl schickte
       sie ihn zurück ins Innenministerium.
       
       Der neue Führungsstil von Thomas de Maizière ist mehr als eine Rolle.
       Dahinter steckt auch ein Charakterzug. „Er will, dass es geordnet läuft“,
       sagt einer aus der Regierung. Die Unwägbarkeiten nach der Öffnung der
       Grenzen hätten ihm widerstrebt. „Deshalb war er im Herbst mit den Dingen
       auch unzufrieden.“
       
       Die Dinge: Damit ist Merkel gemeint. Erst musste er ihre Entscheidungen
       umsetzen. Dann ernannte sie ihren Kanzleramtschef Peter Altmaier zum
       Flüchtlingskoordinator. Was für eine Demütigung. „Er hat das nicht
       vergessen“, sagt ein zweiter Beobachter, ein Kabinettskollege. Ein dritter,
       ein CDU-Weggefährte, erzählt, in einer der vielen Krisenrunden im Herbst
       habe de Maizière fast nichts gesagt. Kein Knirschen. Ein hörbares
       Schweigen.
       
       Aber Angela Merkel setzte ihn nur herab. Und nicht ab. Sie kennt ihn aus
       den Monaten vor der Wiedervereinigung, länger als jeden anderen Minister.
       Ein altes Paar sind die beiden, und die Kanzlerin denkt wohl, dass er im
       Zweifel loyal sein wird. Er ackerte weiter, gesundheitlich angeschlagen.
       
       In der Welt von Thomas de Maizière, das ist der tiefere Grund für seine
       Äußerungen, steht er immer auf der Seite des Staates. Er ist ein Teil
       davon, er ist praktisch aufgewachsen in den Institutionen. Sein Vater
       Ulrich war oberster Bundeswehrgeneral. „In der Pflicht“, heißt dessen
       Autobiografie. Als Schüler hat Thomas für die jungen Offiziere beim Fußball
       den Schiedsrichter gespielt, man kann so was in dem Buch „Familie de
       Maizière“ nachlesen. Auf einem Foto trägt das Kind Krawatte. Ein paar
       Jahrzehnte später leitet er das Verteidigungsministerium, und die
       Bundeswehr bekommt den Werbespruch: „Wir. Dienen. Deutschland.“
       
       ## Er diszipliniert sich
       
       Regeln, Verfahren und Apparate sind ihm wichtig. Ein Bürger hat seinen
       Pflichten nachzukommen, ein Soldat unbedingt und ein Flüchtling sowieso.
       Schutzsuchende, die sich beschweren, findet er frech.
       
       Anders als früher aber vertritt er die Härte heute offen. „Ich bin mir und
       anderen gegenüber streng“, sagt de Maizière.
       
       Er diszipliniert sich. Er bewertet Terrorhinweise, entwirft Regeln, simst
       in andere Hauptstädte. Fragt forsch, lächelt gewinnend, konzentriert sich.
       Macht Akten, Interviews, Pressekonferenzen. Briefing, Debriefing. Kabinett,
       Kanzlerin. Warnung, Entwarnung. Wenig Alkohol, ab nachmittags keinen Kaffee
       mehr. Im Amtszimmer auf dem Tisch hat er gern heißes Wasser, das trinkt er
       pur.
       
       Eigentlich hat er ein schönes Büro im Innenministerium. Fein gearbeitetes
       Parkett, großer ovaler Tisch. Aber wenn es dunkel geworden ist, verbreiten
       die Büroleuchten ein weißes, ein stechendes Licht. Es zeigt die Furchen in
       seinem Gesicht.
       
       Ist er vielleicht einfach überfordert? Was war in Hannover los? Als er nach
       Räumung des Stadions ausweichend über die Hintergründe informierte:
       „[5][Ein Teil dieser Antworten] würde die Bevölkerung verunsichern.“ Sieht
       er das heute als Fehler?
       
       „Wir mussten davon ausgehen, dass es nicht nur einen Anschlag im Stadion
       geben konnte, sondern auch am Hauptbahnhof. Ich wollte, dass die Menschen
       ohne Panik schnell den Bahnhof verlassen. Das war eine ernste Lage. Das
       hatte ich im Kopf. Aber isoliert betrachtet, war der Satz natürlich nicht
       besonders glücklich. Vor Ort haben ihn alle richtig verstanden.“
       
       Er will sachlich und ernst wirken, die Fehleranalyse eines Profis. Doch die
       Antwort gerät ihm auch eine Spur rechthaberisch. Vor allem wirkt er seltsam
       unbekümmert. Als sei ihm eine Hornhaut gewachsen.
       
       Im Flugzeug hat er das Sakko ausgezogen. Hellblaues Hemd zur grün-blauen
       Krawatte. Eigentlich wirkt er entspannt, aber als es um die Frage geht, wie
       stark ihn solche Patzer beschäftigen, beugt er sich vor. „Wenn Sie im
       Krankenhaus in Istanbul stehen nach einem Anschlag, wenn Sie vor dem Wrack
       eines Polizeihubschraubers stehen, in dem zwei Polizisten umgekommen sind,
       wenn Sie einen Mitarbeiter beerdigen, dann relativieren sich manche
       politische Angriffe. Dann ist es nicht mehr so ganz entscheidend, was über
       Sie gesagt und geschrieben wird, es geht halt rauf und runter.“
       
       ## „Keinen Terroranschlag kriegen“
       
       Fragt man de Maizière, was er erreichen möchte bis zur Wahl im Herbst 2017,
       sagt er, dass er die Flüchtlingszahlen niedrig halten, die Integration
       hinkriegen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern will. „Mein Ziel
       ist natürlich auch, dass wir keinen Terroranschlag kriegen“, sagt er.
       „Bisher haben wir das durch gute Arbeit und durch ein Quäntchen Glück
       verhindert. Leider gibt es keine Garantie, dass das so bleibt.“
       
       Der letzte Satz soll vermutlich dafür sorgen, dass ihm nach einem Anschlag
       in Deutschland niemand vorwerfen kann, die Terrorgefahr verharmlost zu
       haben. Wenn er von Glück spricht, dann ist das eine zusätzliche
       Absicherung. Wer Glück hat, darf auch mal Pech haben. Meist spricht er
       vorsichtig über die Terrorgefahr, fast als sei er noch ganz der Alte.
       
       Jetzt ist Europa von der Tat in Nizza erschüttert worden. De Maizière
       erklärt, auch Deutschland könne ein „potenzielles Ziel“ von Terroristen
       werden. Was will er in dieser Situation damit sagen? Will er sich erneut
       absichern? Will er drastische staatliche Maßnahmen rechtfertigen? Oder will
       er die Menschen vielleicht sogar beruhigen? Mit dem Hinweis auf die
       Tatsache, dass es absolute Sicherheit eben nicht geben kann.
       
       Für de Maizière gehört der Umgang mit der Gefahr zum Job. Als er am 7. Juli
       in Bratislava die anderen EU-Minister trifft, haben er und die anderen nur
       eine Atempause. Man merkt die starke Stellung des Deutschen. Als er durch
       die Menge der Minister und Beamten geht, drehen sich einige nach ihm um. Er
       sagt wenig. Er kann fast regungslos beobachten. Er dreht den Kopf zu der
       Kollegin, die gerade redet. Sein Gesicht ist ohne Ausdruck.
       
       Als in der Sitzung die irische Ministerin dran ist, nennt sie ihn Thomas.
       In der Pause kommt der Kommissar auf ihn zu, der Österreicher sucht seine
       Nähe, der Grieche fasst ihm an den Arm. Und als nach dem Gruppenfoto ein
       paar Kollegen noch mit de Maizière herumstehen, darf sich sogar der Doktor
       Zwiefelhofer aus Liechtenstein dazustellen.
       
       Thomas de Maizière ist zurück im Geschäft, es läuft wieder. In
       Beliebtheitsumfragen steht er ziemlich weit oben, hinter von der Leyen,
       aber knapp vor Kretschmann. Die Asylregelungen zurrt er enger und enger.
       Die Kanzlerin macht mit. Sie braucht ihn. Die CDU hat wenige profilierte
       Innenpolitiker, und bevor Merkel einen wie Wolfgang Bosbach zum
       Innenminister beruft, führt sie die Uckermark in den Uxit. Ach, und
       Altmaiers pompöses Amt als Flüchtlingskoordinator hat sich auch längst
       verläppert. Wer zuletzt lacht.
       
       De Maizières neue Strategie ist riskant. Doch das Risiko liegt nicht bei
       ihm. Sondern bei anderen, die schwächer sind als er.
       
       17 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [5] https://www.youtube.com/watch?v=xgmys5K1UnA
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Georg Löwisch
       
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