# taz.de -- Demonstration in Paris: Gezielte Provokation ging nicht auf
       
       > Zehntausende protestierten an der Place de la Bastille erneut gegen die
       > Arbeitsmarktreform. Und gegen das ursprüngliche Demoverbot.
       
 (IMG) Bild: Kein einziger Stein flog
       
       Paris taz | Im gleißenden Sonnenlicht drehten die Gegner der
       Arbeitsmarktreform am Donnerstagmittag in Paris eine fröhliche und
       friedliche Ehrenrunde um das Hafenbecken an der Bastille. Das
       Innenministerium hatte ihnen nur diese sehr kurze Strecke bewilligt. Die
       gezielte Provokation ging aber überhaupt nicht auf. Es blieb ruhig. Dieses
       Mal ließen sich auch die militanten Gruppen, die mehrfach in der
       Vergangenheit die Randale mit der Polizei gesucht hatten, nicht blicken.
       
       Die Wut der Demonstranten, die eine Rücknahme der Reform verlangen, war
       trotz der aufgeräumten Stimmung und strahlenden Sonnenscheins groß. „État
       d’urgence – État policier!“, riefen sie den Beamten des massiven
       Polizeiaufgebots zu. Damit vergleichen sie die geltenden Notstandsgesetze
       mit einem Polizeistaat. Rund 2.000 Ordnungshüter hielten sich sichtbar in
       den umliegenden Straßen in Bereitschaft. Ziemlich provokativ durchquerten
       Wasserwerfer den Platz der Bastille während der Kundgebung. Doch kein
       einziger Stein flog.
       
       Der französischen Regierung ist nicht gelungen, die Gegner der
       Arbeitsmarktreform zum Schweigen zu bringen. Diese haben in ganz Frankreich
       erneut demonstriert. Auch in Paris, wo die Polizei ursprünglich die
       Straßenkundgebung kurzerhand verbieten wollte, haben wieder Zehntausende an
       der geschichtsträchtigen Bastille demonstriert.
       
       Das absurde Ansinnen der Regierung, aus Angst vor Krawallen diese
       Protestaktion zu untersagen, hatte eine breite Welle der Empörung ausgelöst
       und die Staatsführung zu einem peinlichen Rückzieher gezwungen. Das Hin und
       Her wird in den Medien als Schwäche der Staatsspitze kommentiert, die nicht
       mehr weiß, wie sie aus diesem Schlamassel herausfinden kann, das sie sich
       mit dieser unpopulären Revision des Arbeitsrechts selbst eingebrockt hat.
       
       Weil es bei der letzten Demo am 14. Juni gewaltsame Zusammenstöße zwischen
       der Polizei und „Casseurs“ und große Sachschäden am Rande des Pariser
       Protestmarschs gegeben hatte, wollte Premierminister Manuel Valls ein
       Verbot aller öffentlichen Aktionen. Dann schlug der Innenminister eine
       Platzkundgebung vor, bevor schließlich die Polizei erneut mit einem Verbot
       drohte.
       
       Die Gewerkschaftszentralen, CGT und FO, akzeptierten schließlich den
       Kompromiss eines verkürzten Rundgangs um die Bastille. Ihnen ist es somit
       gelungen, das Gesicht noch zu wahren. Im Falle der Regierung kann man
       Selbiges nicht behaupten, da sie sich mit ihrem zögernden Hin und Her
       lächerlich gemacht hat. Die öffentliche Meinung steht auf der Seite der
       Demonstranten: 60 Prozent sind laut Umfrage noch für die Proteste, und 70
       Prozent lehnen die Reform ab.
       
       23 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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