# taz.de -- Slow-Foodlerin über Landwirtschaft: „Näher an der besseren Fleischwelt“
       
       > Was tun gegen fallende Preise? Die Vorsitzende der Slow-Food-Bewegung,
       > Ursula Hudson, spricht über Alternativen zum Fleischmindestpreis.
       
 (IMG) Bild: Wie viel soll eine Schweinehaxe kosten?
       
       taz: Frau Hudson, was sollte ein Grillwürstchen kosten? 
       
       Ursula Hudson: Es kann keinen Mindestpreis für Fleisch geben. Die Erzeuger-
       und Folgekosten der Fleischherstellung müssen in den Endpreis eingerechnet
       werden. Dazu gehören auch die verursachten Umweltschäden. Daraus ergibt
       sich dann ein realer Preis. Der müsste von den Konsumenten bezahlt werden.
       
       Könnte ein Mindestpreis also keine höhere Fleischqualität garantieren? 
       
       Nein. Das bedeutet, nur an einem kleinen Schräubchen zu drehen. Das System
       muss verändert werden. So eine Schnellmaßnahme bringt langfristig nichts.
       Sie hilft nur im Moment finanziell den Bauern. Für die Tiere wird die
       Situation mit einem Mindestpreis nicht besser. Und die Landwirte bleiben
       auch in dem System hängen. Sie müssen immer größere Betriebe haben, um zu
       überleben.
       
       Gilt das Gleiche für die Milchindustrie? 
       
       Auch da haben wir eine Preisspirale nach unten erlebt und immer größer
       werdende Betriebe. Bei Milch ist die Direktabgabe am Hof noch schwieriger
       als bei Fleisch.
       
       Welche Stellschrauben hat die Politik überhaupt? 
       
       Wir müssen weg von einer exportorientierten Massentierhaltung. Tiere sind
       keine Schrauben, die wie Waren durch die Gegend gefahren werden können.
       Stattdessen brauchen wir eine bodengebundene Tierhaltung in einer
       Kreislaufwirtschaft. Das heißt, ein Hof kann nur so viele Tiere halten, wie
       er auch mit eigenem Futter ernähren kann. An Schulen sollte
       Verbraucherbildung als Fach eingeführt werden. Es sollte Gärten und Küchen
       für Schüler geben. Das dürfen wir bei der Digitalisierung nicht aus dem
       Auge verlieren: Handys können uns nicht ernähren. Für eine gute Lösung
       müssten sich nach dem Stakeholder-Prinzip alle Betroffenen an einen Tisch
       setzen und aushandeln, wie langfristig die Tierhaltung und
       Fleischherstellung in Deutschland aussieht.
       
       Was kann der Verbraucher tun? 
       
       Wir müssen auch anfangen, das ganze Tier zu verwerten. Zum
       Bewusstseinswandel gehört zum Beispiel, wieder zu entdecken, dass
       Schultern, Innereien oder Haxen lecker zubereitet werden können. Die
       Menschen müssen aufgeklärt werden, dass wir weniger Fleisch essen und das
       ganze Tier verwerten müssen, wenn wir eine ethisch korrekte Tierhaltung und
       eine gute Fleischqualität wollen.
       
       16 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sara Mierzwa
       
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