# taz.de -- Nachruf Sascha Lewandowski: Keiner von den Lauten
       
       > Der ehemalige Bundesligatrainer Sascha Lewandowski ist tot. Er war auf
       > angenehme Art gewöhnlich, wie es unter Profitrainern im Fußball selten
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Schien sich in der Nachwuchsarbeit am wohlsten zu fühlen: Sascha Lewandowski
       
       Sascha Lewandowski war keiner von den lauten, schillernden Trainertypen.
       Kein Sprücheklopfer oder Dauergrinser, dem man vorgeworfen hätte, zu sehr
       das Scheinwerferlicht zu suchen. Wer nach ihm fragte, hörte, wie nett,
       ruhig und bodenständig er sei.
       
       Der gebürtige Dortmunder war auf angenehme Art gewöhnlich, wie es das unter
       Profitrainern im Fußball nicht so häufig gibt. Vielleicht wäre Fachkraft
       ein angemessenes Wort. Einer der Jahrgangsbesten beim Trainerlehrgang und
       einer, dem man es zugetraut hatte, an seiner letzten Trainerstation bei
       Union Berlin mit kleinen Worten viel zu bewirken.
       
       Im Februar aber zog sich der 44-Jährige wegen Burnouts von seinem Posten
       zurück. Erst auf Wunsch von Lewandowski informierte Union die Presse über
       die Krankheit – eine bemerkenswerte Entscheidung im testosterongesteuerten
       Fußballgeschäft. Eine Diskussion über Burnout aber bewirkte sie nicht. Es
       verhielt sich ähnlich wie bei dem früheren Schalke-Coach Ralf Rangnick, der
       2011 wegen Burnouts zurücktrat: Schulterklopfer für die Geradlinigkeit,
       viel mehr nicht.
       
       Während Rangnick vorher und nachher bei weiteren Vereinen tätig war
       (derzeit RB Leipzig), bedeutete die Entscheidung in Berlin für Lewandowski
       den zweiten freiwilligen Rückzug an seiner zweiten Cheftrainerstation:
       2013 ließ er sich bei Bayer Leverkusen freiwillig zurück in die
       Nachwuchsabteilung versetzen. Eine Entscheidung, die seltsam wirkte für
       jemanden, der mit vielen Lorbeeren gestartet war und Leverkusen als großes
       Sprungbrett hätte nutzen können.
       
       Doch in der Nachwuchsarbeit schien er sich am wohlsten zu fühlen: reines
       Trainergeschäft ohne großen Glitzer, direkt an der Basis, wenig öffentliche
       Aufmerksamkeit. Auch bei seiner zweiten Station Union Berlin erhoffte man
       sich durch den fleißigen, ambitionierten Lewandowski eine Förderung der
       Jugendarbeit; das war sein Markenzeichen. Aber in der zweiten Liga kam
       Lewandowski nicht zurecht, sportlich lief es nicht rund. Nach einem halben
       Jahr bat er um eine Auszeit.
       
       Das Fußballgeschäft ist nicht geduldig. Ein Profitrainer leistet sich
       selten wegen einer mentalen Erkrankung eine monatelange Pause. Auch Sascha
       Lewandowski wollte nach ein paar Wochen zurück, doch die Ärzte rieten ab.
       Lewandowski kündigte den Trainerjob und ließ sich behandeln. Offenbar
       erfolglos: Sein mentaler Zustand, so hieß es nun, habe sich in den
       vergangenen Monaten rapide verschlechtert.
       
       Am Mittwochnachmittag wurde der 44-Jährige tot in seiner Wohnung in Bochum
       aufgefunden. Die Polizei geht von Suizid aus, die genauen Umstände sind
       jedoch noch nicht geklärt.
       
       9 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
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