# taz.de -- Robin Dutt in Leverkusen gefeuert: Das Alibi muss gehen
       
       > Bayer Leverkusen hat sich von Trainer Robin Dutt getrennt. Die Nachfolge
       > treten Ex-Profi Sami Hyypiä und U-19-Coach Sascha Lewandowski an.
       
 (IMG) Bild: Außergewöhlicher Auftritt: Der entlassene Robin Dutt (rechts) war bei der Vorstellung seiner Nachfolger dabei.
       
       LEVERKUSEN taz | Es gibt nicht besonders viele Dinge, die Robin Dutt als
       Trainer von Bayer Leverkusen gelungen sind, aber einen würdigen Abschied,
       den hat er an Ende irgendwie hinbekommen.
       
       Bevor auf einer Pressekonferenz am Sonntagmorgen Sami Hyypiä (als Teamchef)
       und U19-Trainer Sascha Lewandowski (als lizensierter Fußball-Lehrer) zu den
       Nachfolgern des glücklosen Schwaben ernannt wurden, durfte Dutt ein letztes
       mal seine Sicht der Dinge schildern. Und er hat einen sehr versöhnlichen
       Ton getroffen. Er habe „Verständnis“, dass die Klubführung nach dem
       fürchterlichen 0:2 gegen den SC Freiburg „die letzte Patrone einsetzt“,
       aber er gehe „erhobenen Hauptes“ und sei mit sich „im Reinen“.
       
       Die Enttäuschung war ihm anzusehen, Bitterkeit lag aber nicht in seinen
       Worten. Er mache der Mannschaft „keinen Vorwurf“, er selbst als Trainer
       habe „den Schlüssel in der Hand“ gehabt, die Tür zum Erfolg aber nicht
       gefunden. Das war souverän.
       
       Dieser Abschied am Sonntag war erheblich abgeklärter, als die Reaktionen
       des Leverkusener Publikums während des Spiels gegen Freiburg. Voller Ironie
       hatten die Besucher Dutt gefeiert, sie schmetterten Slogans wie „Ohne
       Robin, wär’ hier gar nichts los!“, und irgendwann kreiste eine von bitterem
       Zynismus angetriebene La Ola durch die Arena.
       
       ## Über der Gürtellinie
       
       „Wenn du in so einem Spiel verhöhnt wirst, dann musst du das aushalten, ich
       fand das war heute noch einigermaßen über der Gürtellinie“, hatte Dutt
       danach gesagt. Sein Freiburger Kollege Christian Streich teilte diese
       Ansicht nicht. „Der eine oder andere sollte mal überlegen, ob man so mit
       einem Menschen umgehen muss“, meinte der Freiburger Trainer, „das macht
       einen betroffen und auch traurig.“
       
       Noch trauriger dürfte ihn die Tatsache stimmen, dass dieses anspruchsvolle
       Publikum durchaus ein Faktor war bei der Entlassung. Denn die ganz und gar
       verseuchte Stimmung rund um den Klub war neben dem fatalen sportlichen
       Trend das wichtigste Motiv. „Wir mussten diesen Schritt gehen, weil das
       Minimalziel, die Qualifikation für die Europa League, in Gefahr ist“, sagte
       Leverkusens Geschäftsführer Holzhäuser, und daher sei es unerlässlich, „die
       Grundstimmung zu verbessern“.
       
       In den vergangenen Wochen habe es eine „relativ hohe Kündigungsrate im
       Dauerkartenbereich“ gegeben, Bayer hat Angst, dass die Leute sich abwenden.
       Und um diesen Trend zu stoppen ist Sami Hyypiä, der in den beiden
       zurückliegenden Jahren als Profi Publikumsliebling war, wahrscheinlich
       genau die richtige Figur.
       
       ## Selbstvertrauen zurückgeben
       
       Der 38-Jährige macht gerade seinen Trainerschein in Finnland, hat im
       Oktober ein Praktikum bei Dutt absolviert und kennt die Mannschaft aus
       seiner Zeit als Innenverteidiger. Gegen Freiburg hatte er „elf Spieler
       gesehen, aber keine Mannschaft“, sagte Hyypiä, nun gehe es darum, der
       Werkself „das Selbstvertrauen zurückzugeben.“ Einfach wird das nicht, denn
       kaum jemand glaubt, dass alleine die Befreiung von Dutt dieses ängstliche
       Kollektiv wieder in ein Erfolgsteam verwandelt.
       
       Die Leverkusener Hauptverantwortlichen haben natürlich zu den Entwicklungen
       beigetragen. Sie haben Dutt eine Mannschaft mit dem Quertreiber Michael
       Ballack übergeben, zu hohe Erwartungen geschürt, die Qualität der
       Abwehrspieler überschätzt und dem Trainer den Auftrag erteilt, die Spieler
       ein bisschen aus ihrer Bequemlichkeit herauszuholen. Das hat zu Konflikten
       geführt. Aber, so Sportdirektot Rudi Völler, „den Trainer als Alibi hat die
       Mannschaft jetzt definitiv nicht mehr“.
       
       1 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sascha Lewandowski
 (DIR) Sami Hyypiä
       
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