# taz.de -- IS-Pläne für Attentat in Düsseldorf: Verdächtige Reise in den Süden
       
       > Der mutmaßliche Islamisten-Anführer will aus Liebe zu seiner Tochter
       > einen geplanten Anschlag verraten haben. Viele Fragen bleiben offen.
       
 (IMG) Bild: Nach der Terrorbedrohung erhöht die Polizei ihre Präsenz
       
       Berlin taz/dpa | Mit mehr Attentätern als bisher bekannt soll der
       „Islamische Staat“ (IS) einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant
       haben. Wie es aus Ermittlerkreisen heißt, hat der Hauptverdächtige und
       Kronzeuge Saleh A. ausgesagt, die am Donnerstag ausgehobene Terrorzelle
       habe nicht nur die vier bislang Verhafteten umfassen sollen. Vielmehr hätte
       der IS eigentlich noch sechs weitere Dschihadisten nach Deutschland
       schicken wollen.
       
       Die Bundesanwaltschaft wirft Saleh A. und seinen Komplizen vor, einen
       Anschlag mit Sprengstoff und Schusswaffen auf der belebten
       Heinrich-Heine-Allee in Düsseldorf geplant zu haben. Am Donnerstag nahm die
       Polizei den 27-jährigen Hamza C. im brandenburgischen Bliesdorf fest, den
       25-jährigen Mahood B. im nordrhein-westfälischen Mülheim an der Ruhr und
       den 31-jährigen Abd Arahman A. K. in Leimen in Baden-Württemberg.
       
       Der 25-jährige Saleh A. sitzt bereits seit vier Monaten in Frankreich in
       Untersuchungshaft. Alle vier sind syrische Staatsangehörige und wohnten bis
       zu ihrer Festnahme in Flüchtlingsunterkünften.
       
       Saleh A. ist die Schlüsselfigur. Am 1. Februar hatte sich der Syrer auf
       einer Polizeistation im Pariser Stadtviertel Goutte d’Or gemeldet und
       angegeben, „Informationen über eine Schläferzelle“ zu besitzen, die bereit
       sei, „in Deutschland zuzuschlagen“. Und nicht nur das: Er selbst sei der
       Kopf dieser Zelle. Als Motiv für seine ungewöhnliche Offenbarung gab er an,
       seine Tochter solle keinen Terroristen als Vater haben. Die französischen
       Ermittler alarmierten ihre deutschen Kollegen.
       
       In mehrtägigen Vernehmungen gab Saleh A. an, in seiner Heimat zunächst in
       der Opposition gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad gekämpft und
       sich dann verschiedenen dschihadistischen Gruppen angeschlossen zu haben.
       Nach seiner Gefangennahme durch den IS habe er sich der Terrormiliz
       angeschlossen, die ihn dann im Mai 2014 zusammen mit seinem Komplizen Hamza
       C. in die Türkei geschickt hätte.
       
       ## Motiv für Ziel unklar
       
       Von dort reiste Saleh A. im Frühjahr 2015 über die Balkanroute nach
       Deutschland. Der Auftrag, den Saleh A. von einem IS-Führungskader erhalten
       haben will, sei gewesen, in der Düsseldorfer Altstadt einen Anschlag zu
       verüben. Wie der IS ausgerechnet auf die Düsseldorfer Heinrich-Heine-Allee
       als Ziel gekommen ist, ist eine der vielen derzeit noch offenen Fragen.
       
       Nach Angaben von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus ist Saleh A. seit dem 26.
       März 2015 in der im Regierungsbezirk Düsseldorf gelegenen Stadt Kaarst
       gemeldet. Untergebracht war er im Flüchtlingsheim am Vorster Bäumchensweg.
       „Bei uns gab es keinerlei Auffälligkeiten“, sagte Nienhaus der taz.
       
       Erst unmittelbar bevor er sich der Pariser Polizei stellte, reiste Saleh A.
       über Belgien nach Frankreich aus. Was ihn dazu bewogen hat, ist ebenfalls
       eine noch offene Frage. Eine Verbindung zu dem französisch-belgischen
       Netzwerk, das hinter den Anschlägen von Paris und Brüssel vom 13. November
       und 22. März steckt, sei jedenfalls bislang nicht erkennbar, heißt es aus
       französischen Sicherheitskreisen. Die Bundesanwaltschaft bemüht sich um
       seine Auslieferung.
       
       ## Keine konkreten Hinweise
       
       Auf Basis der Aussagen von Saleh A. beobachteten die Bundesanwaltschaft und
       die Ermittlungskommission „Anbieter“ der Polizei Düsseldorf monatelang die
       Aktivitäten seiner mutmaßlichen Komplizen von Hamza C., Mahood B. und Abd
       Arahman A. K. Hinweise, dass sie bereits mit der Umsetzung ihrer
       Anschlagspläne konkret begonnen haben, konnten die Fahnder allerdings nicht
       entdecken.
       
       Ihre Festnahme am Donnerstag soll erfolgt sein, weil einer der mutmaßlichen
       Terroristen nach Südeuropa hatte reisen wollen. Wie es heißt, habe die
       Befürchtung bestanden, die Ermittler könnten ihn aus den Augen verlieren
       oder er könne weitere Kämpfer nach Deutschland holen.
       
       Das Bundesinnenministerium erklärte, für eine grundsätzliche Bewertung des
       Falles und erst recht für Schlussfolgerungen sei es zu früh. Der Chef der
       Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnte davor, Flüchtlinge
       unter Generalverdacht zu stellen. Es sei ganz offensichtlich die Strategie
       des IS, Flüchtlinge in Misskredit zu bringen und Ängste vor ihnen zu
       schüren, indem man eigene Leute als Asylbewerber nach Europa einschleuse,
       sagte Wendt.
       
       4 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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