# taz.de -- Geplantes Verbot sexistischer Werbung: Kleinteiligkeit bringt wenig
       
       > Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt es längst ein Verbot
       > sexistischer Werbung. Ein bundesweiter Vorschlag könnte daran anknüpfen.
       
 (IMG) Bild: Sexismus in der Werbung lässt sich an vielen Wänden finden
       
       BERLIN taz | Justizminister Heiko Maas (SPD) will sexistische Werbung
       verbieten. Was nach einem vernünftigen Vorschlag klingt, hat sogleich
       [1][eine Welle von Kritik] ausgelöst. „Seine Pläne zum Verbot von Nacktheit
       und sexualisierter Werbung sind an Spießigkeit kaum zu überbieten“, sagte
       beispielsweise FPD-Chef Christian Lindner.
       
       Was da so heftig angefeindet wird, ist im [2][Berliner Bezirk
       Friedrichshain-Kreuzberg] längst gang und gäbe. Dort ist die „Präsentation
       von diskriminierender, frauenfeindlicher und sexistischer Außenwerbung auf
       bezirkseigenen Flächen nicht mehr zulässig“. So beschloss es 2014 die
       Bezirksvollversammlung. Petra Koch-Knöbel, Frauen- und
       Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks, findet alle drei
       Ausschlusskriterien gleich relevant. Es gebe auch andere Kommunen, die
       sexistische Werbung unterbinden, weitere Diskriminierungsformen aber
       ignorieren. Der Bezirk gehe da einen Schritt weiter.
       
       „Wir haben zehn Kriterien festgelegt, die sich auf verschiedene Situationen
       beziehen“, sagt Koch-Knöbel. Konkret heißt das: Nicht nur nackte Haut steht
       unter Beobachtung, sondern unter anderem auch Werbung, in der sich Männer
       und Frauen nicht auf Augenhöhe begegnen oder alte Stereotype wiedergekäut
       werden.
       
       Eigentlich wäre der Deutsche Werberat für solche Dinge zuständig. Den
       betrachtet Koch-Knöbel aber mit Skepsis: „Der besteht ja selbst aus 41
       Werbegesellschaften. Er kann also nicht wirklich objektiv agieren.“ Ihre
       eigenen Beschwerden beim Werberat jedenfalls seien nie auf fruchtbaren
       Boden gefallen.
       
       Deshalb hat die rot-grüne Bezirksverwaltung von Friedrichshain-Kreuzberg
       eigens eine Arbeitsgemeinschaft und Jury eingerichtet. BürgerInnen können
       sich bei dieser über unangemessene Werbung beschweren. Die Jury prüft dann
       auf diskriminierende, sexistische oder frauenfeindliche Inhalte.
       Schließlich fordert das Bezirksamt die Werbegesellschaften dazu auf,
       entsprechend eingestufte Werbung abzuhängen. Tatsächlich musste sich die
       Jury aber noch nie um eine Beschwerde kümmern.
       
       ## Vom Bezirk in den Bund
       
       Die Jury ist allerdings nur für die 23 bezirkseigenen Außenwerbeflächen
       zuständig. Privaten oder dem Land Berlin gehörende Flächen können weiterhin
       mit sexistischen und anderweitig diskriminierenden Motiven bestückt werden.
       Die Jury sei aber dazu angehalten, mit den Werbegesellschaften in Dialog zu
       treten, um solche Werbung auch außerhalb der bezirkseigenen Flächen zu
       reduzieren.
       
       Ähnliches will Heiko Maas nun also auf Bundesebene durchsetzen. Der Entwurf
       dazu soll bald in der Regierung diskutiert werden. Petra Koch-Knöbel
       mutmaßt, dieser Vorschlag könnte eine Folge des Bundeskongresses der
       Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten vergangenes Jahr in Warnemünde
       sein:„Es ist gut möglich, dass unser Vorstoß dort jetzt Anklang gefunden
       hat. Frau Schwesig wollte sich dessen annehmen.“ In Berlin selbst seien sie
       damals nicht weit gekommen: „Wir hätten die Regelung gerne erst auf Länder-
       und dann auf Bundesebene gehabt.“
       
       Was der Inhalt des bundesweiten Verbots sein soll, ist bisher noch unklar.
       Es wurde lediglich bekannt, dass es Anzeigen und Plakate betreffen soll,
       die Frauen und Männer auf Sexualobjekte reduzieren. Angesichts der jetzt
       schon massiven Kritik an Maas' Vorschlag stehen die Chancen für eine
       bundesweite Durchsetzung wohl eher schlecht. Koch-Knöbel hofft trotzdem.
       „Wir finden zwar sehr wichtig, was wir im Bezirk machen, noch wichtiger
       wäre das Thema aber auf Bundesebene. Diese Kleinteiligkeit bringt auf Dauer
       nichts.“
       
       15 Apr 2016
       
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