# taz.de -- Konzerne senken ihre Frauenquote: Rosahellblaublümchenfarben
       
       > Die Realisierung des Gleichstellungsgesetzes läuft träge: Einige Konzerne
       > setzen die Frauenquote nur peu à peu um – andere wollen sie wieder
       > senken.
       
 (IMG) Bild: Kaffeetafeln decken, das können Frauen – so scheint zumindest Keramikhersteller Villeroy & Boch zu denken
       
       Berlin taz | Villeroy & Boch ist was für Frauen. Jedenfalls für solche, die
       Spaß daran haben, eine Kaffeetafel mit feinem Porzellan zu decken oder
       Badezimmer einzurichten. So jedenfalls muss es zu verstehen sein, dass der
       Keramikhersteller auf seiner Website für ein rosahellbaublümchenfarbenes
       Service wirbt, das er „Mariefleur“ nennt. Oder in einem Foto eine Frau an
       einen Schreibtisch setzt, die Kunden locken soll fürs „Badplanen von zu
       Hause“.
       
       Aber Villeroy & Boch ist kein Unternehmen für Frauen, zumindest nicht, wenn
       sie auf der Karriereleiter ganz nach oben steigen wollen. Unter den 12
       Aufsichtsräten findet sich nur eine Frau, der vierköpfige Vorstand ist
       komplett männlich.
       
       Daran wird vorerst auch das Quotengesetz, das seit 1. Mai vergangenen
       Jahres gilt, nicht viel ändern. Das traditionelle Familienunternehmen will
       seinen Frauenanteil in den Topjobs nicht erhöhen. Bei einer Aufsichtsrätin
       – oder 8 Prozent Frauenanteil – soll es laut dem Verein FidAR (“Frauen in
       die Aufsichtsräte“), der die veröffentlichten Quotenpläne der Unternehmen
       zusammengetragen hat, bei dem Unternehmen im saarländischen Mettlach auch
       bleiben.
       
       Bei Villeroy & Boch will man das so nicht stehen lassen.
       „Selbstverständlich wird der Aufsichtsrat – so wie es das Gesetz verlangt –
       eine Frau nachbesetzen, um step-by-step die gesetzlich vorgesehene Quote
       von mindestens 30 Prozent zu erreichen“, sagt eine Firmensprecherin auf
       taz-Nachfrage.
       
       ## Das ist „kontraproduktiv“
       
       Viele DAX-Unternehmen, die vom „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe
       von Frauen und Männern an Führungspositionen“, so der offizielle Titel,
       betroffen sind, halten die Quote für Aufsichtsräte ein. Das Gesetz führt
       bei einigen Konzernen aber auch zur Negativentwicklung: Sie liegen derzeit
       über der 30-Prozent-Vorgabe, wollen künftig aber nur noch die gesetzliche
       Marke einhalten.
       
       Beispiel Henkel: Im Aufsichtsrat des Waschmittelherstellers gibt es derzeit
       unter den 16 Aufsichtsräten sieben Frauen – eine Quote von fast 44 Prozent.
       Mit der Topmanagerin Simone Bagel-Trah wird das Kontrollgremium sogar von
       einer Frau geleitet. In der FidAR-Statistik nennt der Konzern für die
       Zukunft aber nur noch 30 Prozent. Henkel orientiere sich am Gesetz, sagte
       eine Unternehmenssprecherin zur taz.
       
       Ebenso geben der Halbleiterhersteller Infineon und Jenoptik in Thüringen,
       Hersteller von Messtechnik und optischen Systemen, eine geringere Zielgröße
       für ihre Aufsichtsräte an, als sie jetzt haben. Das
       Versicherungsunternehmen Münchener Rück will seinen Frauenanteil in dem
       Gremium von 40 auf 30 Prozent senken. FidAR-Präsidentin Monika
       Schulz-Strelow bezeichnet das als „kontraproduktiv“.
       
       11 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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