# taz.de -- Feministische Band Tacocat: Internettrolle und Pferdemädchen
       
       > Die Pop-Punk-Band Tacocat bereitet frauenspezifische Themen derart
       > geschlechtsneutral auf, dass sie jeden etwas angehen. Power on, Puff!
       
 (IMG) Bild: Emily Nokes, Eric Randall, Lelah Maupin und Bree McKenna sind Tacocat
       
       Tacos, Katzen und Science-Fiction sind ausnahmslos tolle Internet-Memes. Es
       sind aber auch besondere Vorlieben der Pop-Punk-Band Tacocat aus Seattle.
       Und weil wir gerade dabei sind: Gemeinsame Tacocat-Nenner sind zudem eine
       Leidenschaft für Kevin Kostners Filmepos „Waterworld“ und die Nähe der Band
       zur örtlichen Riot-Grrrl-Szene. Nun ist ihr drittes Album erschienen: „Lost
       Time“.
       
       Auf den zwölf Songs erwecken die feministischen Hymnen und
       Surf-Rock-Gitarren vordergründig den Eindruck, etwas zu gefällig zu
       klingen. Fehlt da etwa Oi!-Attitüde? Bitte keine voreiligen Schlüsse
       ziehen: Ein launiger Ton und Sarkasmus wohnt allen Tacocat-Texten inne,
       denn sie sind intelligent, lustig und in gewisser Weise auch schlau
       formuliert.
       
       Die vier Freunde Emily Nokes, Eric Randall, Lelah Maupin und Bree McKenna
       starteten Tacocat 2008. Seither gehen sie musikalisch kompromisslos zu
       Werke, bleiben dabei aber stets undogmatisch. Die Frauen in der Band
       treiben Tacocat an. Aber frauenspezifische Themen bereiten Mc Kenna, Nokes
       und Maupin dabei derart geschlechtsneutral auf, dass sie jeden etwas
       angehen. Dem progressiven Umgang mit Sexismus und Unterdrückung jedweder
       Art wird mit rotzigen Seifenblasen begegnet. Tacocat-Parolen sind dadurch
       unwiderstehlich.
       
       Nicht umsonst wird ihnen die Förderung einer feministischen Punk-Szene
       zugeschrieben. Und nicht selten werden sie in einem Atemzug mit Lisa Prank
       oder Childbirth – in der McKenna ebenfalls spielt – genannt. Beide Bands
       sind ebenfalls bekannt für feministischen Seattle-Punk.
       
       Etwas, was dem Feminismus oft vorgeworfen wird, ist Humorlosigkeit. Tacocat
       sind entgegen diesem Mythos ziemlich gut im Spaßmachen. Das bewiesen sie
       bereits mit dem 2014 erschienenen Album „NVM“, auf dem sie die Themen
       Zur-Frau-Werden (“Psychedelic Quinceañera“) oder Menstruation (“Crimson
       Wave“) – einfacher –, aber schon mit ordentlich Biss, präsentierten.
       
       Der Albumtitel „Lost Time“ ist übrigens eine Referenz an die TV-Serie „Akte
       X“. So widmen sie ihren Auftaktsong auch niemand Geringerem als Dana
       Katherine Scully – der Akte-X-FBI-Agentin mit dem perfekten Haar: „Cause
       she is the only one.“
       
       ## Hass aufs Wochenende
       
       Die erste Single-Auskopplung „I hate the Weekend“ ist hingegen ein Abgesang
       auf diejenigen, die ihre fünf Werktage hinter sich gebracht haben und nun
       in die Wochenend-Sau-rauslassen-Rolle schlüpfen: aufdrehen, trinken,
       ausrasten. Zugleich bekundet der Song seine Solidarität mit denjenigen, die
       in der Gastronomie arbeiten und genau solchen Idioten dienen.
       
       Bei dem Song „Talk“ bleibt Sängerin Nokes, die auch Tambora und Kazoo
       spielt, wunderbar flach: „Together / Together alone / Stay true to your
       Phone / Talk until the Neighbours knock.“ Messerscharf wiederum basst
       McKenna dabei die Riffs so dynamisch und kratzig-böse-herzklopfend-rührend,
       dass Nokes Wunsch gar nicht verwehrt werden kann. Daher singt sie
       unersättlich und eingängig den Refrain: „I want to talk til my throat
       hurts.“ „Explain it to me / Explain it to me again“.
       
       Scheinbar naiv leitet auch der Song „Men Explain Things To Me“ ein, um dann
       den Typ Mann zu dissen, der noch immer der Meinung ist, Frauen sollen sich
       erst mal beruhigen. Solche männlichen Dinos werden dann von Tacocat kalt
       abserviert. Auch hier gilt: simpel, aber nicht plump. Die unterschwellige
       Ironie gibt der Abscheu den nötigen unhysterischen Touch.
       
       „Lost Time“ ist mit seinen scharfsinnig-spöttischen Texten sowie den
       stromlinienförmigen Gitarrenriffs und Sounds ein guter Einstieg in die
       verschiedenen Facetten der Bandgeschichte: Internettrolle, sogenannte
       Pferdemädchen, oder auch die gemeinsame Existenz in Seattle werden
       thematisiert. Außerdem stylen sich die MusikerInnen im „Bubble-Power“-Look.
       Damit ist Tacocat auch die beste Waffe gegen alle Monster und Bösewichte:
       „Power on, Puff!“
       
       1 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Du Pham
       
       ## TAGS
       
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