# taz.de -- Film zur Handball-WM: Schlechte Jungs feurig
       
       > Mit „Bad Boys on Fire“ liegt nun ein Film zum deutschen Sieg bei der
       > Handball-EM vor. Er ist fast so schlecht wie ein anderer Handballfilm.
       
 (IMG) Bild: Ein schlichtes Handballfoto kann schöner sein als filmische Heldenverehrung.
       
       Der Film zum Wunder ist da. „Bad Boys on Fire“ heißt er. Und das Beste an
       ihm: Er ist gerade einmal zehn Minuten lang. Es ist der Film zum Sieg der
       deutschen Handballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft zu Beginn
       dieses Jahres.
       
       Hymnische Musik mit ganz viel Klavier von piano bis forte fortissimo, ein
       paar Spielerstatements, drei Fans, die geil finden, was sie sehen, Bob
       Hanning, dem unvermeidlichen Vizepräsidenten des Deutschen Handballbundes,
       einem seriös-dramatischen Sprecher und Zusammenschnitten aus den Spielen,
       versehen mit den irren Orginalkommentaren der öffentlich-rechtlichen
       Liveübertragungen.
       
       Wer sich das Video anschauen möchte, gehe auf die [1][Bewegtbildseite des
       Deutschen Olympischen Sportbundes]. Wer sich die Hymne (“Da wirst du doch
       bekloppt!“) auf den jungen deutschen Handball ersparen möchte, lässt das
       einfach sein. Deal!
       
       Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde uns schon einmal eine große
       Handballhymne vorgesetzt. Diesem elendiglich langen Film mit dem
       elendiglich langen Geigenfinale konnte man kaum entkommen. Wie haben wir
       seinerzeit die 108 Minuten Kinodokumentation vom deutschen Erfolg bei der
       Heim-WM 2007 nur ertragen! „Projekt Gold“ hieß der Film, der es in gar
       nicht mal so wenige Kinos geschafft hatte.
       
       Nein, es war nicht interessant, diese ach so normalen Sportler
       kennenzulernen, die bei der Fahrt zum nächsten Spiel höflich nach einem
       Sitzplatz im ICE fragen, weil der dusselige Verband es verbaselt hatte,
       Plätze zu reservieren. Und dass die Spieler sich eine Pizza geordert haben,
       obwohl der Trainer das gar nicht lustig fand, nun ja.
       
       ## „Fußball ist Merkel, Handball ist Petry“
       
       Es war eine Sportdoku beinahe ohne jeden Erkenntnisgewinn. Dabei hätte es
       viel zu erzählen gegeben von diesem Turnier, bei dem die Deutschen durch
       haarsträubende Fehlentscheidungen der Schiedsrichter zum Halbfinalsieg
       geschummelt wurden und nach dem die Pfeifen an der Pfeife jahrelang keine
       internationalen Spiele mehr leiten durften. „Projekt Gold“ wäre wie der nun
       vorliegende Handballwunderfilm in zehn Minuten auserzählt gewesen.
       
       Die „Bad Boys“, die sich in ihrem Anfeuerungsruf nach jeder Auszeit selbst
       so nennen, haben es ja nun auch ohne großen Kinostreifen zur Kanzlerin
       geschafft und durften dort am Mittwoch neckisch mit ihren Händen Rauten
       formen. Gut, dass das Jubelvideo schon raus ist. Diese Art von
       ranschmeißerischer Lausbubenfrechheit möchte man auch in einem noch so
       kurzen Kurzfilm über das Wunderteam nun wirklich nicht sehen.
       
       Für die Jungs spricht immerhin, dass sie Angela Merkels Einladung
       angenommen haben und sich nicht von AfD-Chefin Frauke Petry haben empfangen
       lassen. „Fußball ist Merkel, Handball ist Petry“, hatte vor Kurzem mal ein
       Fußballphilosoph geschrieben, als er sich zum Thema Handball geäußert hat,
       und einen veritablen Shitstorm dafür geerntet.
       
       Worum es jenem Wolfram Eilenberger in seiner Handballpolemik eigentlich
       gegangen ist, das wäre wirklich mal ein interessantes Thema für eine
       ausführliche Sportdoku. Die Frage, warum der gute alte deutsche
       Handballverein in migrantischen Milieus nicht so recht punkten kann, will
       noch beantwortet werden. Weil darin aber Sätze wie „Das ist der Hammer“,
       „Es geschieht schier Unfassbares!“ oder „Oh, wie ist das schön!“ nicht
       vorkommen werden, kann es gut sein, dass es diesen Handballfilm nie geben
       wird.
       
       11 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://sportdeutschland.tv/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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