# taz.de -- Dankesfest für Flüchtlingshelfer: Feiern mit Pegida?
> Die sächsische Regierung will Flüchtlinsghelfern mit einem Fest danken.
> Doch es gibt Absagen – auch wegen der Einladung eines Pegida-Mitglieds.
(IMG) Bild: Unabsichtlich eingeladen: Siegfrid Däbritz bei einer Demonstration im Februar 2015
Dresden taz | Am Freitagabend werden es keine Eishockey- oder Handballfans
sein, die in die Dresdner Energieverbund-Arena strömen. Die sächsische
Staatsregierung, namentlich Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), hat
zu einem Dankesfest für Flüchtlingshelfer geladen. Das übliche
Partyprogramm: Reden, Musik, Spaß. Doch etlichen geladenen Gästen ist nach
den jüngsten Attacken gegen Flüchtlinge in Clausnitz und dem Brand im
geplanten Bautzener Heim die Feierlaune vergangen.
Zu Wochenbeginn setzte eine Welle von Absagen ein. Zuvor schon hatte die
versehentlich auch an Siegfried Däbritz, einen der maßgeblichen
Pegida-Scharfmacher, verschickte Einladung abschreckende Wirkung entfaltet.
Am Dienstag hatte Tillich bekräftigt, trotz des Schocks über die jüngsten
Anschläge an der Einladung festzuhalten. „Ich lasse mir nicht von
Rechtsextremisten die Agenda bestimmen“, sagte der Ministerpräsident.
Inzwischen rechnet die Staatskanzlei doch wieder mit ungefähr 2.000 Gästen.
Es habe nur etwa 50 Absagen von Verbänden und Vereinen gegeben.
Die Einladung an Siegfried Däbritz vom Pegida-Organisationsteam erklärte
ein Staatskanzleisprecher mit einem Versehen aus Unkenntnis. Jedermann
konnte Helfer vorschlagen, die aus seiner Sicht die Teilnahme an einer
solchen Anerkennungsveranstaltung verdient haben. So sei auch Däbritz auf
die Einladungsliste geraten, offenbar bewusst lanciert. Als sich Däbritz
bei Facebook seiner Einladung rühmte und der Fauxpas in den Medien ruchbar
wurde, sei er sofort wieder ausgeladen worden.
In der Sächsischen Zeitung begründete der Arzt Kai Loewenbrück in einem
offenen Brief, warum er nicht zum Dankesfest erscheinen wird. Sein
Vorschlag, mit einem Frage-Antwort-Block zwischen Helfern und der Regierung
einzusteigen, wurde abgelehnt.
Der Arzt würdigt zwar die Bemühungen des Sozialministeriums um gute
Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge. Ganz anders sei es aber um die
Förderung des ehrenamtlichen Engagements bestellt. Loewenbrück kritisiert
auch die Weigerung Tillichs, für 25 Jahre CDU-Ignoranz gegenüber rechten
Tendenzen Verantwortung zu übernehmen.
Einen ähnlich unzufriedenen Brief hat das Netzwerk „Dresden für alle“
geschrieben, den es aber persönlich beim Dankesfest übergeben will. Darin
wird die Erwartung an die Staatsregierung geäußert, Grundwerte aktiv zu
schützen und sich Hetzern auch in der CDU entschieden entgegenzustellen.
25 Feb 2016
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(DIR) Michael Bartsch
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