# taz.de -- Kommentar Merkel in der Türkei: Fast alle Maßnahmen sind denkbar
       
       > Das Sichern der EU-Außengrenze hat Priorität. Deshalb muss die Kanzlerin
       > beim Besuch in Ankara unbedingt für gute Stimmung sorgen.
       
 (IMG) Bild: 8. Februar: Angela Merkel und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu in Ankara.
       
       Eines muss man Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lassen: Sie ist
       hartnäckig und wirklich bereit, dicke Bretter zu bohren. Sie steht
       politisch in Berlin und Brüssel derart unter Druck, die Flüchtlingszahlen
       zu senken, dass sie inzwischen alles tut, um bei der türkischen Regierung
       für gute Stimmung zu sorgen. Sie kümmert sich um jedes Detail und lehnt es
       kategorisch ab, türkische Innenpolitik zu kritisieren.
       
       Die Kanzlerin kann sich mittlerweile so ziemlich alles vorstellen, um die
       Außengrenze der Europäischen Union zwischen Griechenland und der Türkei
       dicht zu machen. Daran ließ sie am Montag bei ihrem Besuch in Ankara nicht
       den geringsten Zweifel.
       
       Von einer Kooperation mit der EU-Grenzschutzagentur Frontex über eine
       Zusammenarbeit zwischen deutschen und türkischen Grenzschützern bis hin zu
       Nato-Marine mit schwerem Geschütz in der Ägäis ist inzwischen alles
       denkbar, um die „Menschenschmuggler“ zu fangen, denen die Verantwortung für
       die Tragödien an der Ägäisküste zugeschoben wird. Erst am Montag ertranken
       wieder 33 Flüchtlinge.
       
       Merkel weiß natürlich, dass damit nicht wirklich verhindert werden kann,
       dass verzweifelte Flüchtlinge weiterhin versuchen, in Schlauchbooten von
       der Türkei aus zu den griechischen Inseln überzusetzen.
       
       Eine Verringerung der Flüchtlingszahlen ist erst dann realistisch, wenn
       viele Rädchen ineinandergreifen. Die Türkei muss bereit sein, sogenannte
       illegale Einwanderer nach Griechenland wieder zurückzunehmen. Das
       allerdings wird nur passieren, wenn im Gegenzug Deutschland und die gesamte
       EU legale Einwanderung zulassen und tatsächlich der Türkei
       Flüchtlingskontingente im Umfang von mehreren hunderttausend Menschen pro
       Jahr abnehmen.
       
       Dazu muss sich der kommende EU-Gipfel verhalten. Merkels Besuch in Ankara
       hat deshalb keine wirklich neue Lage geschaffen, sondern es bleibt ein
       ambitioniertes Unterfangen, tatsächlich zu verhindern, dass in Europa das
       Schengen-System kollabiert.
       
       Für syrische Flüchtlinge, denen es noch nicht gelungen ist, sich nach
       Europa zu retten, ist das kein gutes Zeichen. Als Erstes soll das deutsche
       Technische Hilfswerk helfen, Lager für Flüchtlinge aus Aleppo aufzubauen –
       anscheinend auf der syrischen Seite der Grenze. Selbst der Weg in die
       Türkei ist nun versperrt.
       
       8 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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