# taz.de -- Handelsbeziehungen mit Saudi-Arabien: Deutschland vor Exportrekord
       
       > Der niedrige Ölpreis ist so wenig ein Hemmnis wie die Menschenrechtslage.
       > Auch die Geschäfte mit den Emiraten laufen so gut wie noch nie.
       
 (IMG) Bild: Noch rollt der Riad. Aber der niedrige Ölpreis belastet Saudi-Arabiens Wirtschaft langfristig.
       
       Berlin rtr | Trotz des Ölpreis-Verfalls laufen die Geschäfte der deutschen
       Wirtschaft mit wichtigen Förderstaaten wie geschmiert. Die Exporte in das
       von drastisch gesunkenen Öleinnahmen gebeutelte Saudi-Arabien zogen von
       Januar bis November 2015 um 13 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro an. Sie
       erlangten damit fast das Niveau des gesamten Vorjahres, als mit 9,2
       Milliarden Euro ein Rekordwert erreicht wurde. Das geht aus Daten des
       Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am
       Mittwoch vorlagen.
       
       Die Ausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) schossen sogar um
       fast ein Drittel auf knapp 13 Milliarden Euro nach oben. Damit wurde der
       2014 erreichte Rekord von 11,4 Milliarden Euro bereits nach elf Monaten
       übertroffen. Auch in andere Förderländer verkauften deutsche Unternehmen
       mehr Waren. Dazu gehören Bahrain und der Oman. Dagegen gingen die Ausfuhren
       nach Kuwait und Katar zurück.
       
       „Saudi-Arabien verfügt über hohe finanzielle Reserven und kann sich die
       Politik des billigen Öls noch leisten“, betonte der Außenwirtschaftschef
       des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Der
       Staat investiere weiter in seine Infrastruktur und große Bauprojekte wie
       die U-Bahn in der Hauptstadt Riad. Dafür werde deutsches Know-how benötigt.
       Auch Maschinen, Anlagen, Autos, Luxusgüter und Nahrungsmittel „Made in
       Germany“ seien nach wie vor gefragt.
       
       Deutschland liefert auch Waffen nach Saudi-Arabien, was immer wieder für
       Kritik sorgt, wie erst Anfang Januar nach einer Serie von Hinrichtungen. Im
       ersten Halbjahr 2015 billigte die Bundesregierung 66 Ausfuhranträge für
       Rüstungsgüter im Volumen von zusammen 180 Millionen Euro.
       
       ## Großes Haushaltsdefizit, noch größeres Auslandsvermögen
       
       IWF-Prognosen zufolge ist das Land im vergangenen Jahr trotz der drastisch
       gesunkenen Öleinnahmen mit 3,4 Prozent ähnlich schnell gewachsen wie 2014.
       In diesem Jahr sollen es 1,2 Prozent sein. Ende Dezember summierte sich das
       Auslandsvermögen Saudi-Arabiens – vor allem US-Staatsanleihen und Guthaben
       bei Banken – auf 628 Milliarden Dollar. Mehr als 90 Milliarden Dollar
       musste die Regierung bereits aus dem Topf entnehmen, um ihr riesiges, durch
       den Einbruch der Ölpreise verursachtes Haushaltsdefizit zu decken. Das
       belief sich 2015 auf etwa 100 Milliarden Dollar. Auf Dauer sei das nicht
       tragbar, so der IWF. Ohne ein Umsteuern könnte dem Land innerhalb von fünf
       Jahren das Geld ausgehen.
       
       Der Ölpreis-Verfall hat sich seit Jahresbeginn noch beschleunigt: Diese
       Woche kostete ein Fass so wenig wie seit rund 13 Jahren nicht mehr. An den
       Ölmärkten ist der Internationalen Energie-Agentur zufolge vorerst kein Ende
       des Überangebots in Sicht, das neben der mauen Weltkonjunktur maßgeblich
       für das billige Öl verantwortlich ist. Nach der Aufhebung von Sanktionen
       drängt zudem der Iran zurück auf die Märkte, was den Preis niedrig halten
       dürfte.
       
       20 Jan 2016
       
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