# taz.de -- Tilman Rammstedts Fortsetzungsroman: Schreibschiffbruch mit Zuschauer
       
       > Tilman Rammstedt kennt sich aus mit Schreibblockaden. Was da hilft?
       > Druck. Deshalb schreibt er seinen neuen Roman „Morgen mehr“ live. Im
       > Internet.
       
 (IMG) Bild: Muss liefern: Tilman Rammstedt.
       
       Vier Bücher hat der Schriftsteller Tilman Rammstedt bereits fertigbekommen,
       darunter den ganz großartigen Roman „Der Kaiser von China“ und den
       vielleicht nicht ganz so guten Roman „Die Abenteuer meines ehemaligen
       Bankberaters“.
       
       Das Schreiben dieser Bücher soll, wie man hört, oft mit – nun ja:
       Schreibkomplikationen, Schreibkrisen, Schreibdramen verbunden gewesen sein.
       Offenbar ist Tilman Rammstedt ein versierter Kenner des ja fast
       romantischen Konzepts des writer’sblock. Tolle Ideen, aber sie zerbröseln
       unter den Fingern. Zweifel. Bedenken. Komplexe. Und wieder ist ein Tag
       vorbei, und wieder steht nichts auf dem Papier. Da kann dann nur Druck
       helfen und Selbstquälerei (und freundliche Betreuung durch einen Lektor).
       
       Ehrlich gesagt: Wir wären manchmal schon gerne Mäuschen gewesen bei diesen
       Kämpfen zwischen Inspiration und Selbstzensur. Morgens das: Ich schaff es!
       Nachts wieder: Ich schaff’sdoch nicht. Schrecklich, das als Autor zu
       durchleiden. Als Beobachter aber stellt man sich das unterhaltsam vor.
       Schreibschiffbruch mit Zuschauer. Und hinterher ist dann doch ein Werk
       herausgekommen.
       
       Und genau das kann man jetzt tun: Mäuschen spielen beim Drama. Auf
       [1][www.morgen-mehr.de] stellt Tilman Rammstedt von Montag an seine
       tägliche Produktion ein, für 8 Euro kann man das abonnieren. Am 8. April
       muss das Buch fertig sein. Ob es die Zukunft der Literatur ist – Stichwort:
       Rückkehr zum Fortsetzungsroman –, wird man sehen. Auf jeden Fall ist es
       eine gute Idee, wie man einem Autor Schreibdisziplin auferlegt. Und
       „spannend“ wird es bestimmt auch werden.
       
       10 Jan 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.morgen-mehr.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dirk Knipphals
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schriftsteller
 (DIR) Fortsetzungsroman
 (DIR) Roman
 (DIR) Sasa Stanisic
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Neue Romane des Frühjahrs: Ungemütliche Selbstbeschreibungen
       
       „Nach Köln“ schaut man mit einem anderen Blick auf die Literatur – z. B.
       auf Juli Zehs Figurenpanorama oder auf das neue Werk von Heinz Strunk.
       
 (DIR) Junge Literatur bei der Prosanova: Unabgefuckte Bekenntnisse
       
       Dünnhäutig und marktkonform: In Hildesheim ist der neueste Stand der
       Selbstvergewisserung im Literaturbetrieb zu besichtigen.
       
 (DIR) Clubsterben in der Hauptstadt: Wird Berlin spießig?
       
       "Arm aber sexy" - Berlin wirbt mit seinem Nachtleben. Doch viele Anwohner
       haben keinen Bock mehr auf den ständigen Lärm. Und so gehen Silvester an
       einer legendären Adresse die Lichter aus.
       
 (DIR) Autorentreffen in Budapest: Urlaub von politischen Fragen
       
       Ist unnötig hysterisch, wer über den Rechtsruck in Ungarn besorgt ist?
       Ungarische Intellektuelle zeigten sich bei einem Autorentreffen wenig
       diskussionswillig.
       
 (DIR) KOOK-Label serviert Texte zur Musik: Schnelle Zungen
       
       "Wir haben wenig Zeit. Berlin ist schön. Fangen wir an." So hastig stürzte
       sich der viel reisende Sasa Stanisic in eine Geschichte über viel reisende
       junge Leute beim letzten Kooksalon.
       
 (DIR) Neuigkeiten aus Klagenfurt: Öl im Getriebe
       
       Beim diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb haben sich die
       Schriftsteller, die Jury und das Publikum auf die Bedingungen des
       Fernsehens eingelassen.