# taz.de -- Kieler Institut zu Flüchtlingen: Bis zu 55 Milliarden Kosten
       
       > Das Institut für Weltwirtschaft hat die jährlichen Kosten für Flüchtlinge
       > errechnet: zwischen 25 und 55 Milliarden Euro.
       
 (IMG) Bild: Erst Kosten, dann Nutzen: Sprachkurs für Flüchtlinge.
       
       Berlin taz | Je nachdem, wie sich die Zahl der Neuzugänge an Flüchtlingen
       entwickelt, werden die Ausgaben für die öffentlichen Haushalte
       unterschiedlich hoch ausfallen. Die Unterschiede sind dabei je nach
       Szenario erheblich, wie aus einer Simulationsstudie des Kieler Instituts
       für Weltwirtschaft (IfW) hervorgeht, die das Institut am Freitag vorlegte.
       
       Laut der Simulation betragen die Ausgaben im eher günstigen Fall rund 25
       Milliarden Euro im Jahre 2022. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass im
       nächsten Jahr noch einmal eine Million Flüchtlinge kommen, die Zahl der
       jährlichen Neuzugänge dann aber ab dem Jahre 2018 nur noch bei 360.000
       Leuten im Jahr liegt.
       
       „Angesichts der Situation in Syrien und den Krisenländern Irak, Afghanistan
       und Pakistan ist allerdings kaum mit einer entscheidenden Verbesserung der
       Lage zu rechnen“, sagte Matthias Lücke, Senior Researcher am IfW. Kämen bis
       zum Jahre 2020 weiterhin eine Million Flüchtlinge jährlich nach
       Deutschland, würden die Kosten bis 2022 auf 55 Milliarden Euro jährlich
       steigen.
       
       ## Ein Drittel kehrt zurück
       
       Bei den Berechnungen gehen die Forscher davon aus, dass 30 Prozent der
       Flüchtlinge in ihre Heimatländer zurückkehren und 70 Prozent dauerhaft in
       Deutschland bleiben, 20 Prozent aber nur als Geduldete. Die jährlichen
       Kosten pro Flüchtling schätzen die Forscher auf 13.000 Euro im Jahr und
       folgen damit einer Rechnung des Deutschen Städtetages. In diesem Betrag
       sind die Ausgaben für Unterhalt, Unterkunft, Verwaltung und Betreuung der
       Flüchtlinge enthalten.
       
       In der Simulation werden allerdings keine positiven wirtschaftlichen
       Effekte durch die Flüchtlinge gegengerechnet, wie etwa Arbeitsplätze in der
       Betreuung und Verwaltung der Neuankömmlinge, in der Bildung und Ausbildung,
       im Bauwesen, bei Catering-Diensten, Heimbetreibern und die langfristige
       Integration auch der zweiten Generation der Flüchtlinge.
       
       Die Ergebnisse des IfW widersprechen den Simulationen des Deutschen
       Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das vor einigen Wochen zu dem
       Schluss kam, dass das Pro-Kopf-Einkommen der alteingesessenen Bevölkerung
       sehr wohl langfristig durch die Integration der Flüchtlinge steigen könnte.
       
       ## DIW sieht positive Impulse
       
       „Die gegenwärtige Diskussion um Flüchtlinge fokussiert sich meist viel zu
       sehr auf die Kosten, die der Staat aufwenden muss, um die Menschen die hier
       ankommen, zu unterstützen“, hatte DIW-Präsident Marcel Fratzscher gerügt.
       „Selbst wenn viele Flüchtlinge aufgrund fehlender Qualifikationen
       kurzfristig vergleichsweise schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt haben und
       diejenigen, die den Weg in eine Beschäftigung finden, oftmals
       unterdurchschnittlich produktiv sind, werden langfristig die positiven
       wirtschaftlichen Impulse für Deutschland die Kosten übertreffen.“
       
       Um ihre Berechnungen durchzuführen, hatten Marcel Fratzscher und Simon
       Junker verschiedene Annahmen zugrunde gelegt. Neben einem Basisszenario
       skizzierten sie ein optimistischeres und ein pessimistischeres Szenario.
       Auch die Nachfrage nach Leistungen im Wirtschafts- und Sozialbereich, die
       durch die Flüchtlinge steigt, spielten eine Rolle. Am Ende überstieg in
       allen drei Fällen der Gewinn die anfänglichen Kosten. Im pessimistischen
       Szenario erhöhte sich das Pro-Kopf-Einkommen der bereits in Deutschland
       lebenden Menschen allerdings erst nach gut zehn Jahren.
       
       11 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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