# taz.de -- Kokain aus Venezuela in den USA: Schmuggel mit Diplomatenpass
       
       > Kriminelle oder Opfer des Imperialismus? Zwei Verwandten des
       > venezolanischen Präsidenten Maduro wird Drogenhandel vorgeworfen.
       
 (IMG) Bild: Nicolás Maduro in optimistischer Pose. Ob das den angeheirateten Neffen hilft?
       
       Buenos Aires taz | Im Dauerstreit zwischen Venezuela und den USA ist eine
       neue Runde eingeläutet. Direkt betroffen ist diesmal die
       Präsidentenfamilie. Zwei Neffen von Cilia Flores, First Lady und Ehefrau
       von Präsident Nicolás Maduro, wurden beim dem mutmaßlichen Versuch
       festgenommen, Kokain in die USA zu verkaufen. Die beiden waren einer
       verdeckten Operation der US-Drogenbehörde DEA ins Netz gegangen.
       
       Der 29-jährige Efraín Campos und der 30-jährige Francisco Flores waren
       bereits am Dienstag in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince
       festgenommen worden. Campos ist auch Maduros Patensohn und soll sich als
       solcher bei der Verhaftung zu erkennen gegeben haben. Diese Angaben machte
       der frühere Leiter der internationalen Abteilung der US-Drogenbehörde DEA,
       Michael Vigil. Campos und Flores sollen seit acht Monaten unter Beobachtung
       gestanden haben, auf Grund von Hinweisen des ehemaligen venezolanischen
       Marineoffizier Leamsy Salazar, der sich im Januar in die USA abgesetzt
       hatte, so Vigil.
       
       Mit einem Privatflugzeug sollen die beiden von Caracas nach Haiti geflogen
       sein, um einen Deal abzuschließen. Nach einem erfolgreichen Handel sollte
       das Kokain dann in die USA geliefert werden. Da die beiden mit
       Diplomatenpässen reisten, reklamierten sie Immunitätsschutz, der nach
       Angaben der New York Times nicht durch die Pässe gewährleistet war.
       Stattdessen wurden die beiden von der lokalen Polizei festgenommen, später
       den DEA-Agenten übergeben und noch am Dienstag nach New York geflogen.
       
       Die Staatsanwaltschaft legt ihnen die Bildung einer „Vereinigung zum
       Begehen einer Straftat und der komplizenhaften Verschwörung um das
       Betäubungsmittelgesetz der Vereinigten Staaten zu verletzten“ zur Last. Die
       Beschuldigten hätten an mehreren Treffen teilgenommen, bei denen der
       Schmuggel über Honduras in die USA geplant worden sei.
       
       ## Lebenslänglich droht
       
       Unklar ist, ob die beiden 800 Kilo Kokain in die USA verkaufen wollten, wie
       das Wall Street Journal berichtete, oder die Menge von über fünf Kilo einer
       Mischung aus Kokain und anderen Substanzen, wie es in der Anklageschrift
       heißt. Ein Rechtsexperte sagte der BBC, fünf Kilo sei lediglich die
       Mindestmenge ab der eine Straftat angezeigt und verfolgt werden kann.
       Vorerst bleiben Campos und Flores in Haft. Der Haftrichter lehnte eine
       Freilassung gegen Kaution am Donnerstag ab. Im Falle einer Verurteilung
       drohen ihnen lebenslangen Haftstrafen.
       
       Die offiziellen Reaktionen aus Venezuela wirken bisher etwas ratlos. „Das
       Vaterland geht weiter seinen Weg, weder Angriffe noch imperialer Hinterhalt
       können es mit dem Volk des Befreiers aufnehmen,“ twitterte Präsident
       Nicolás Maduro. In die gleiche Kerbe schlug Parlamentspräsident Diosdado
       Cabello in seiner wöchentlichen Fernsehsendung „Con el mazo dando – Schläge
       mit dem Holzhammer“. Wieder einmal attackiere das nordamerikanische
       Imperium die Regierung, so Cabello.
       
       Für die US-Drogenbehörde ist Venezuela eines der wichtigsten Transitländer
       für den Kokainhandel. Vor allem die unter militärischer Kontrolle stehenden
       Häfen an der Karibikküste gelten als Umschlagplatz für den Transport in die
       USA und nach Europa. 2005 hatte die venezolanische Regierung die
       Zusammenarbeit mit der DEA beendet.
       
       13 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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