# taz.de -- Rechte Übergriffe in Magdeburg: Anschlag mit virtueller Ansage
       
       > Der Magdeburger Grünen-Politiker Sören Herbst wurde im Netz bedroht.
       > Wenige Stunden später gab es Angriffe auf Wohnhaus und Büroräume.
       
 (IMG) Bild: Schmiererei auf dem Schaufenster des Büros von Sören Herbst
       
       Hamburg taz | Es war ein Anschlag mit Ankündigung: In der Nacht zu Dienstag
       wurden das Wohnhaus und die Büroräume des Grünen-Landtagsabgeordneten Sören
       Herbst in Magdeburg angegriffen. Am Haus prangen Morddrohungen, am Büro
       sind die Scheiben durch Steine beschädigt. „Volksverräter Sören Herbst“ und
       Galgen mit einen baumelnden Stichmann sind auf die große Büroscheibe
       geschmiert. Am Tag zuvor hatte der rechte Hooligan Hendrik Henne O. dem
       Grünen-Politiker im Internet Gewalt angedroht. „Aus virtueller Hetze ist
       ein realer Angriff geworden“, sagt Herbst der taz. [1][Auf Twitter postete
       er ein Bild seiner Büroscheibe].
       
       Am Montag hatte O. bei Facebook gepostet: „Ich habe gerade gehört von
       meinen Jungs das Sören Herbst mich öffentlich zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt
       hat“. Der Hintergrund: Herbst griff auf seiner Facebook-Seite auf, dass am
       vergangenen Wochenende an die 30 rechte Hooligans [2][drei Männer aus
       Syrien gezielt angegriffen hatten]. „Der Boden dafür wurde in den Vortagen
       von rechten Hools mit Kommentaren in Bezug auf Geflüchtete in einer
       Magdeburger Unterkunft bereitet: ‚Wir sehen uns Sonntag‘, ‚Heim
       plattmachen‘, ‚Typen plattschlagen“ schrieb Herbst, der bei seiner Fraktion
       Sprecher für Flüchtlings- und Migrationspolitik ist. Die Zitate stammen von
       O.s Facebook-Seite ([3][taz berichtete]).
       
       Nun schreibt O. auf Facebook: „Sören mein kleiner Schatz, was ich dir auch
       persönlich schon schrieb, falls irgendwelche Ratten in der Zukunft
       irgendwas (...) in meine Richtung drücken, steh ich vor dir und mache dich
       alleine verantwortlich“. Öffentlich würde er nichts schreiben, aber, so O.
       weiter: „mein Kleener, ich handele! Wenn dann hast du ne Dauerkarte im
       Krankenhaus mein Schatz und auch da komme ich dich oft besuchen“, droht der
       Profikampfsportler.
       
       Bei der Polizei hat Herbst wegen den Angriffen Anzeige erstattet. Die Täter
       sind noch unbekannt, der Hintergrund und die Begriffswahl legen ihre
       Ausrichtung nahe. „Bedrohungen und Angriffe auf Büros sind ja leider schon
       lange Normalität“, sagt Herbst. „Sie gehören zum Tagesgeschäft“. Die
       Internet-Drohung scheint aber zur Tat ermutigt zu haben. „Einige scheinen
       zu glauben, einen Freibrief zu haben“ sagt der gebürtige Magdeburger.
       
       Doch nicht alleine die Kombination aus dem Posting in sozialen Netzwerken
       und dem zeitnahem Angriff macht für Herbst die neue Bedrohungssituation
       aus. „Mir machen die Morddrohungen Sorgen“, sagt er – und auch, dass die
       Bedrohung bis an die eigene Familie gerückt ist. Einschüchtern will sich
       der 35-Jährige dennoch nicht lassen. Es gab auch schon Unterstützung für
       ihn: Die Bezeichnung „Volksverräter“ könne derzeit als Kompliment
       verstanden werden, schreibt Luisa Ru auf Herbsts Facebook-Seite und führt
       aus: „Ich bin sehr gerne Volksverräterin und Gutmensch. Passen Sie auf sich
       auf und bleiben Sie Volksverräter für die Völkischen“.
       
       Im Laufe des Tages wurden in Magdeburg weitere Bedrohungen von Personen aus
       Initiativen und Vereinen, die sich gegen rechts engagieren, bekannt. Auch
       hier prangt an Wohnungseingängen: „Volksverräter“, auch hier wurden Galgen
       dazugeschmiert, etwa bei Robert Fietzke, Jugendkoordinator der Linksjugend
       [‘solid], [4][wie dieser auf Twitter zeigt].
       
       3 Nov 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/soeren_herbst/status/661437111778844672
 (DIR) [2] /Angriffe-auf-Fluechtlinge-in-Deutschland/!5247099
 (DIR) [3] /Rassistischer-Angriff-in-Magdeburg/!5247236
 (DIR) [4] https://twitter.com/robert_fietzke/status/661485206919057408
       
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