# taz.de -- Das war die Woche I: Berliner unter Beobachtung
       
       > Im Fall Mohamed war das Ergebnis der Videoüberwachung hilfreich. Trotzdem
       > ist sie für die Stadt nicht der richtige Weg.
       
       Man kann es natürlich so machen wie in Peking. Seit dem 1. Oktober ist dort
       jede Straße videoüberwacht. Keine Tat in der Öffentlichkeit, die
       unbeobachtet bliebe – theoretisch. Denn die Frage, wer das ganze
       Videomaterial auswerten soll, ist noch nicht beantwortet.
       
       Aber darauf kommt es auch nicht unbedingt an. Und das weiß Innensenator
       Frank Henkel, der – nachdem im Fall Mohamed eine illegal angebrachte
       Überwachungskamera zur Aufklärung beigetragen hat – nach noch mehr
       Videoüberwachung ruft. Denn schon das reine Anbringen von Kameras wirkt.
       
       Und zwar in dreierlei Hinsicht. Erstens: Verlagerung. Drogenhandel,
       Raubüberfall, alles, was nicht an einem Ort gebunden ist, passiert dann
       eben eine Ecke weiter. Also noch mehr Kameras? Peking lässt grüßen. Der
       zweite Effekt: Wer die sozialen Codes nicht kennt oder einhält, fällt auf.
       Zum Beispiel die beiden jungen Herren mit Bart, die da so unplausibel
       herumstehen, die werden doch nicht...? Nein, vermutlich nicht. Als
       verdächtig gelten sie trotzdem.
       
       Bleibt die gefühlte Sicherheit. Die TU hat das vor einigen Jahren mit
       mehreren Verkehrsbetrieben untersucht. Das Ergebnis: Personal, Fahrgäste,
       Handy, Notrufsäule wirken sich positiver auf die empfundene Sicherheit aus
       als Kameras. Die haben, drittens, eher den gegenteiligen Effekt: Passanten
       schauen weg. Hängt doch eine Kamera da.
       
       Für die Stadt, die Überwachung, die Verbrechensbekämpfung heißt das: Dass
       in einem Fall zufällig das Ergebnis richtig war, bedeutet nicht, dass es
       auch der Weg dorthin ist.
       
       6 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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