# taz.de -- Rechte Hetze gegen Flüchtlingshelfer: Hass bis an die Haustür
       
       > Die Engagierten der Initiative „Moabit hilft“ unterstützen Flüchtlinge –
       > und werden deswegen von Neonazis bedroht.
       
 (IMG) Bild: Eine Kundgebung von Moabit Hilft am 17. Oktober. Auch hier versuchten zwei Nazis, die Veranstaltung zu stören.
       
       Berlin taz | Sie geben Interviews, treten in Talkshows auf und sprechen auf
       Kundgebungen: Seit die Situation vor dem Landesamt für Gesundheit und
       Soziales (Lageso) im Sommer eskalierte und dadurch bundesweite
       Aufmerksamkeit erlangte, stehen die ehrenamtlich Engagierten von der
       Initiative „Moabit hilft“ immer öfter im Rampenlicht. Ihr Engagement in der
       Flüchtlingshilfe wird oft als beispielhaft herangezogen – doch der neue
       Bekanntheitsgrad bringt auch Probleme mit sich.
       
       „Es gibt mittlerweile ständig Einschüchterungsversuche, wir bekommen immer
       wieder Drohbotschaften aus der rechten Szene gegen unsere Mitglieder“,
       berichtet Diana Henniges, Sprecherin und Mitgründerin der Initiative,
       gegenüber der taz.
       
       Sie selbst erhalte E-Mails mit Drohbotschaften, denen Fotos von ihrer
       Familie angehängt seien, sagt Henniges. Ein anderes Mitglied habe die
       eigene Wohnungstür mit Bauschaum zugesprüht vorgefunden, bei einer weiteren
       Person wurde die Autotür aufgebrochen und eine Deutschlandfahne auf den
       Sitz gelegt. Gleichzeitig bekam die Helferin eine SMS auf ihr Handy: „Pass
       gut auf dich auf, Mädchen“, hatte ihr ein Unbekannter geschrieben. Auch die
       in letzter Zeit bei Nazis beliebte Masche, unter dem Namen des Opfers bei
       der Polizei anzurufen, sich selbst einer Straftat zu bezichtigen und so
       einen Polizeieinsatz an der Privatadresse des Opfers auszulösen, wurde bei
       einem Mitglied der Initiative schon angewendet.
       
       „Wir bringen die Fälle immer wieder zur Anzeige“, sagt Henniges. Die
       Polizei verhalte sich auch kooperativ. Trotzdem ist die 36-Jährige
       beunruhigt: „Ich weiß, dass die mein Gesicht kennen – ich überlege jetzt
       schon, ob ich wirklich allein zum Einkaufen gehen soll.“ Einschüchtern
       lassen will sie sich nicht, auch die anderen betroffenen Mitglieder der
       Initiative würden mit ihrer Arbeit weitermachen wollen, sagt sie.
       
       ## Datenschutz wichtig
       
       „Eine verstärkte mediale Präsenz bringt für antirassistisch Engagierte
       leider oft auch Bedrohungen aus der rechten Ecke mit sich“, sagt Sebastian
       Wehrhahn von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR). In
       Bezirken und Kiezen mit einer starken rechten Szene seien diese Angriffe
       schon lange an der Tagesordnung – etwa in Hellersdorf, wo
       FlüchtlingshelferInnen in den letzten Monaten immer wieder von Neonazis
       bedroht wurden.
       
       Doch offenbar machen die Täter an Bezirksgrenzen nicht mehr Halt: Sie habe
       von der Polizei Hinweise darauf erhalten, dass auch die Drohungen gegen
       „Moabit hilft“ aus der rechten Szene in Marzahn-Hellersdorf kommen, sagt
       Diana Henniges. Sie und ihre MitstreiterInnen seien inzwischen vorsichtiger
       geworden, was ihre persönlichen Daten angehe, erzählt sie. „Wir beraten uns
       gegenseitig, zum Beispiel wie man es einrichtet, dass die Adresse nicht
       mehr über das Melderegister abrufbar ist.“
       
       Auch Sebastian Wehrhahn von der MBR rät zu einem vorsichtigen Umgang mit
       persönlichen Daten. Gleichzeitig ist für ihn aber klar: „Der beste Schutz
       vor solchen Angriffen ist eine aktive antirassistische Zivilgesellschaft,
       damit der einzelne Engagierte nicht mehr alleine und damit für rechte Täter
       exponiert dasteht.“
       
       Innensenator Frank Henkel (CDU) warnte derweil am Montag in einer
       Presseerklärung vor einer „weiteren Radikalisierung“ am rechten Rand. „Der
       Nährboden dafür wird in Online-Foren und sozialen Netzwerken gelegt. Jetzt
       kommt der Hass zunehmend auf die Straße“, sagte er mit Blick auf das
       Neonazi-Attentat auf die Kölner Politikerin Henriette Reker am Samstag.
       Gleichzeitig brauche es „einen schonungslosen Realismus in der
       Flüchtlingsdebatte“, so Henkel weiter. Man dürfe nicht verschweigen, dass
       die „kulturelle Prägung“ vieler Flüchtlinge „oftmals im Gegensatz zu
       unserem Grundgesetz“ stehe.
       
       20 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malene Gürgen
       
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