# taz.de -- Kommentar Schweizer Rechtspopulismus: Schlichter die Kuhglocken nie klangen
       
       > Die direkte Demokratie hat den Reichtum der Schweiz befördert, aber auch
       > die SVP. Wer die nicht will, muss den Volksgedanken attackieren.
       
 (IMG) Bild: Wird auch gerne mal ins deutsche Fernsehen eingeladen: SVP-Politiker Roger Köppel.
       
       Die Schweizer Exportwirtschaft schwächelt, doch den gemeinen Schweizer
       KonsumentInnen geht es blendend. Wie blendend, das spürt man als
       SchweizerIn sofort, wenn man zum Einkaufen oder für die Ferien ins
       benachbarte europäische Ausland reist. In Berlin oder Konstanz kostet die
       Pizza halb so viel und schmeckt mindestens so gut wie in Rorschach oder
       Zürich. Butter, Bier, Elektrogeräte – der große Kaufkraftunterschied lässt
       die Schweizer Brust schwellen, weckt aber auch Ängste vor den ärmeren
       Nachbarn.
       
       Denn der Wohlstand, das ahnt man, resultiert nicht allein aus der
       besonderen Tüchtigkeit, sondern aus der Schweizer Insellage. Inmitten von
       Europa zogen Kriege, Revolutionen und Verheerungen des letzten Jahrhunderts
       am stabil neutral gebliebenen Handelsplatz vorbei.
       
       Nach 1945 ließ das boomende Land dann ausländische Fachkräfte herein. Und
       weiterhin Vermögende, die sich wie die alteingesessenen Millionäre
       vorzugsweise in den Kantonen und Gemeinden niederlassen, die die geringsten
       Steuern erheben und auf die der Bund kaum zugreifen kann.
       
       Zum Reichtum der Schweiz hat sicherlich auch ihr demokratisches System
       beigetragen. Diese äußerst gewissenhaft praktizierte direkte Demokratie,
       die im positiven Sinne Konsens und sozialen Frieden stärkt. Aber eben auch
       den politischen Aufstieg der rechten Schweizerischen Volkspartei (SVP)
       begünstigte, [1][der mit jetzt fast 30 Prozent der Stimmen stärksten
       Partei]. Es waren nicht zuletzt die Millionen, die der Milliardär und
       Unternehmer Christoph Blocher in die Kampagnen der SVP gegen Minarette,
       Asyl, „Masseneinwanderung“ oder einen EU-Beitritt steckte und die die
       demokratische Konkurrenz zermürbten.
       
       ## Alpenländischer Wohlstandschauvinismus
       
       Wer die SVP und den Rechtspopulismus in der Schweiz bekämpfen will, muss
       den dort herrschenden Volksgedanken rückhaltlos attackieren. Er basiert auf
       einem alpenländischen Wohlstandschauvinismus und kann auch aufgehübscht um
       Alpenfolklore und Rütligemurmel keines der aktuellen Probleme lösen. Keines
       in Syrien und der Ukraine und keines der globalisierten Wirtschaft im
       Inland.
       
       Doch schlichter die Kuhglocken nie klangen, wie etwa in Roger Köppels
       Weltwoche. Der SVP-Medienunternehmer und -Politiker machte aus der
       einstigen liberalen Wochenzeitung der Schweiz ein Vorzeigeblatt der Neuen
       Rechten in Europa.
       
       Das wäre in etwa so, wie wenn Bernd Lucke die Zeitübernähme und ein Teil
       des professionellen deutschen Journalismus zu AfD und Pegida überliefe. Im
       Sinne des Pluralismus: Nein, diese Schweiz gehört nicht zu Europa.
       
       19 Oct 2015
       
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 (DIR) Andreas Fanizadeh
       
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