# taz.de -- Abriss statt Unterkunft: Wo es Platz zum Schlafen gäbe
       
       > Ein Bettenhaus und ein weiteres Gebäude der Maria-Hilf-Klinik in Harburg
       > wird abgerissen. Grüne und Bezirksamtsleiter hätten es gern für
       > Flüchtlinge genutzt.
       
 (IMG) Bild: Wäre perfekt für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet, sagt Harburgs Grünen-Chefin
       
       Auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge greifen Bezirkspolitiker
       inzwischen nach jedem Strohalm: Die Grüne-Fraktions-Chefin in Harburg,
       Britta Herrmann, beantragt jetzt ein über zehn Jahre leer stehendes
       Einkaufszentrum in der Harburger City zu nutzen. Bezirksamtsleiter Thomas
       Völsch (SPD) möge dieses Gebäude doch der Innenbehörde „zur Prüfung einer
       Beschlagnahmung“ vorschlagen, so ihr Antrag für die nächste
       Bezirksversammlung.
       
       Dass der keine Mehrheit bekommen wird, das hat die im Bezirk regierende
       SPD-CDU-Koalition über die Lokalpresse bereits verlauten lassen. Denn
       Beschlagnahmung sei nur das allerletzte Mittel, vorher müsste man alle
       Optionen, wie etwa Sporthallen, nutzen.
       
       Ende März, als Hamburg noch voraussichtlich 5.500 zusätzliche Plätze für
       Flüchtlinge benötigte, hatte die Grüne schon mal einen ungewöhnlichen
       Vorstoß gestartet. Denn es war absehbar, dass die zur Heilos-Gruppe
       gehörende „Maria-Hilf“-Klinik am Rande des Harburger Waldes im Sommer in
       einen kompakten Klinikneubau umzieht. Bis auf eine ehemalige Villa und ein
       Verwaltungshaus sollten die alten Gebäude abgerissen werden, schrieb das
       Abendblatt. Darunter ein Bettenhaus, das wie ein weißer Turm am Hang steht.
       
       „Das Haus wäre perfekt geeignet“, sagt Herrmann. „Es hat Zimmer,
       Gemeinschaftsräume und Sanitärräume.“ Es könnte Ausweichquartier für Frauen
       und Kinder sein, die in der Zentralen Erstaufnahme Schwarzenbergstraße in
       Zelten leben.
       
       Doch das Gelände solle nach dem Abriss mit Bäumen bepflanzt werden,
       berichten die Grünen. Dies sei bei der Planung des Neubaus vereinbart
       worden, weil für diesen Buchen gefällt wurden. „Die Neubepflanzung könnte
       verschoben werden“, findet Herrmann. Die Flüchtlinge seien im Moment
       wichtiger.
       
       Doch Herrmanns Antrag, man möge Bezirksamtsleiter Thomas Völsch
       beauftragen, mit Hilfe der beteiligten Fachbehörden bei der Helios Klinik
       eine Nutzung für Flüchtlinge durchzusetzen, wurde im Frühjahr von CDU und
       SPD abgelehnt.
       
       Dabei war Völsch wohl für diesen Plan. „Das Thema ist durchgeprüft“, sagt
       seine Sprecherin Bettina Maak. „Sie möchten es nicht.“ Mit „sie“ ist die
       Klinik gemeint. Der Bezirkschef habe bei der Klinik vorgesprochen, sei aber
       ziemlich schroff abgeblitzt, berichtete seinerzeit die Internetzeitung
       harburg-aktuell.
       
       Inzwischen hat sich die Lage verschärft, Hamburg hat über 30.000
       Schutzsuchende aufgenommen (siehe Kasten). Fragt man bei den
       Helios-Kliniken nach, gibt es ein schriftliches Statement. „Wir verstehen
       Flüchlingsunterbringung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
       Allerdings könne man „wegen des schlechten baulichen und
       versorgungstechnischen Zustands der Gebäude“ sowie einer bereits geplanten
       neuen Nutzung „eine Bereitstellung der Stadt leider nicht gewährleisten“.
       Auf Nachfrage räumt eine Sprecherin ein, dass für die Gebäude A und F im
       nächsten Jahr der Abriss geplant ist.
       
       „Maria Hilf hilft nicht“, sagt Britta Hermann. Sie sieht Krankenhäuser, die
       für ihre Bauten auch Zuschüsse von der Stadt bekommen, in einer besonderen
       Pflicht. So hat denn auch die benachbarte Asklepios-Klinik in Harburg zwei
       Etagen in einem ehemaligen Bettenhaus freigeräumt und Platz für bis zu 90
       Flüchtlinge geschaffen.
       
       Die Gruppe der Helios-Kliniken-GmbH hat über 80 Akut-Krankenhäuser. „Viele
       Kliniken sind in die medizinische Versorgung von Flüchtlingen
       eingestiegen“, berichtet ein Sprecher von der Berliner Zentrale. Ärzte
       gäben Sprechstunden, Kliniken organisierten Spenden oder Mitarbeiter
       arbeiteten ehrenamtlich. „Das Engagement überlassen wird den Klinken vor
       Ort.“
       
       18 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Syrische Flüchtlinge
 (DIR) Unterkunft
 (DIR) Immobilien Bremen
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Syrische Flüchtlinge
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tauziehen um Bettenhaus: Retten oder Abreißen?
       
       Die Stadtteil-Genossenschaft im Hulsberg-Viertel will aus dem Bettenhaus
       des Klinikums Mitte bezahlbaren Wohnraum machen. Die Stadt ist für Abriss.
       
 (DIR) Flüchtlingskind in Hamburg gestorben: Todesursache wird ermittelt
       
       Nach der Obduktion des toten Kinds sind die Ärzte in der
       Flüchtlings-Unterkunft nicht entlastet: So wirft der Dienstplan Fragen auf.
       
 (DIR) Lage in Erstaufnahmeeinrichtungen spitzt sich zu: Aufschrei gegen die Ungewissheit
       
       In Hamburg kommt es immer wieder zu Demonstrationen, weil die Registrierung
       schleppend verläuft.
       
 (DIR) Kommentar Ungarns Grenzschließung: Pragmatische Lösungen
       
       Dass Ungarn seine Grenze schließt, hat gravierende Folgen für die
       Nachbarländer. Am Schluss hat Griechenland den Schwarzen Peter.
       
 (DIR) Anschlag auf Flüchtlingsheim: Unterkunft in Flensburg attackiert
       
       In der Nacht zu Freitag brannte eine Flüchtlingsunterkunft in Flensburg.
       Die Polizei geht mittlerweile von einem Brandanschlag aus.