# taz.de -- „Honeymoon“ von Lana Del Rey: Hallo, Prinzessin der Langeweile
       
       > Vielleicht hat sie einfach zu viel Eis am Stiel gegessen. Die
       > Schwülstigkeitsexpertin Lana Del Rey ist mit einem neuen Album zurück.
       > Ein offener Brief.
       
 (IMG) Bild: Nun ja, etwas eintönig: Lana Del Rey (Ausschnitt Albumcover).
       
       Oh Lana, was ist nur mit dir geschehen? Früher schmeckte deine Pussy noch
       nach Pepsi-Cola. Da warst du die ungekrönte „Queen of Saigon“, eine Königin
       der Popwelt. Jetzt veröffentlichst du dein neues Album, „Honeymoon“, und
       bist nur noch Prinzessin Langeweile.
       
       Eingeleitet wird dein neues Doppelalbum von dem Titelsong [1][„Honeymoon“],
       und darin bleibst du dir als leidende Liebhaberin treu, wenn du mit
       rauchiger Stimme langsam dahinschmachtest: „We both know the history of
       violence that surrounds you / But I’m not scared, there’s nothing to lose
       now that I’ve found you.“ Wie hältst du das bloß aus?
       
       Ganz schön kitschig: Deine Flitterwochen verbringst du mit sinnlichen
       Streichern und Clayderman-Klavier. Auch insgesamt wirkt deine Musik viel
       ruhiger und ausgeglichener als früher. Müssen wir uns deshalb Sorgen
       machen? Du spielst weniger mit deinem Rollenbild als tragisches
       All-American-Girl, dafür rückst du deine Stimme in den Vordergrund: Okay,
       sie klingt melancholisch, schwermütig und bitter-süß wie immer. Aber du
       hauchst jetzt damit durch alle 14 Songs. Das klingt alles so schwülstig.
       
       Oder hast du endgültig in dem von Dunst umgebenen Traumfilm rübergemacht,
       den du früher nur gespielt hast? Hallo, Lana, wach? Wo bleiben deine
       Pop-Referenzen? Stattdessen übernimmst du in [2][“Burnt Norton“] einfach
       das gleichnamige Gedicht von T. S. Eliot und flüsterst die Zeilen durch
       einen Vintage-Filter: „Only in a world of speculation / What might have
       been and what has been / Point to one end, which is always present.“
       
       Und warum referierst du in „God Knows I Tried“ ausgerechnet „Hotel
       California“ von The Eagles und fantasierst deine eigene Kunstfigur im
       zweiten Vers, reimst „Rain“ auf „Fame“?
       
       Außerdem ist da ein Stilbruch, den ich nicht nachvollziehen kann: Mit
       deiner ersten Single-Auskopplung, [3][“High by the Beach“], machst du
       HipHop-Beats und Hoffnung auf ein „Born to Die“-Revival: ein Torch-Song, in
       dem du deine unglückliche Hassliebe zu den Medien thematisierst. Und dann:
       Pustekuchen.
       
       ## Die Gedanken tanzen mit einem Ghetto-Boy
       
       Am besten gefällt mir noch der Titel des anderen „Born to Die“-artigen
       Stücks, [4][“Music to watch Boys to“]: Deine herrlich sinnfreien und dabei
       so melancholischen Zeilen „Pink flamingos, always fascinated me / I know
       what only the girls know“ bleiben sofort hängen. Die Gedanken tanzen eng
       umschlungen mit einem Ghetto-Boy, und du trinkst dazu – was sonst? –
       Blue-Ribbon-Bier auf Eis.
       
       Aber warum bitte stöhnst du bei „Salvatore“ so lasziv auf Italienisch
       „Cacciatore“ und „Ciao Amore“? Hast du zu viel Eis am Stiel gegessen,
       während du auf deinen Liebsten gewartet hast, um dich aber zuletzt doch für
       eine Kugel Softeis zu entscheiden? Schlimm!
       
       „Honeymoon“ soll also Kino darstellen. Na ja, die Albernheiten deiner Texte
       klingen gleichzeitig tragisch und schön. Aber leider ist „Honeymoon“ –
       trotz des immer währenden Pathos deiner Rolle als suizidale Filmdiva – nun
       ja, etwas eintönig.
       
       24 Sep 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=oPU8XJcA__k
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=APRQ_QguELg
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=Q9qnpZNIyGc
 (DIR) [4] https://www.youtube.com/watch?v=Ddg_K1izcUE
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Du Pham
       
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