# taz.de -- Kommentar Putsch in Burkina Faso: Schwäche der zivilen Politik
       
       > Der Putsch und sein Ende in Burkina Faso zeigen: Immer sind es Soldaten,
       > die handeln. So wird die Demokratie in Westafrika geschwächt.
       
 (IMG) Bild: Zivile Akteure sind anderswo: Soldaten in Ouagadougou.
       
       Wer immer auch aus dem Tauziehen um die Macht in Burkina Faso als Sieger
       hervorgeht – ein Verlierer steht schon fest: die zivile Politik. Im Dreieck
       zwischen den Militärputschisten, den Putschgegnern in der Armee und der
       westafrikanischen Vermittlung ist die legitime Regierung des Landes nur
       Zuschauer.
       
       Präsident Michael Kafando und seine Regierung sind an den Gesprächen über
       eine Beendigung des Putsches offenbar nicht beteiligt, aber ihnen wird
       vorgeschrieben, was sie tun müssen, damit sie überhaupt wieder ins Amt
       dürfen: die Putschisten amnestieren, die Wahlen verschieben und bereits
       abgelehnte Kandidaten wieder zulassen.
       
       Dass sich die Präsidenten der beiden Musterdemokratien Senegal und Benin,
       die diesen Deal mit den Putschisten aushandelten, auf dieses schmutzige
       Spiel überhaupt einließen, ist ein Skandal, der die Demokratie in
       Westafrika insgesamt schwächt. Burkina Faso ist afrikaweit Vorreiter, was
       zivilgesellschaftliches Selbstbewusstsein angeht. Der Sturz des
       Langzeitherrschers Blaise Compaoré durch einen Volksaufstand vor elf
       Monaten wird in ganz Afrika bewundert.
       
       Übersehen wird dabei, dass der Volksaufstand nur deswegen erfolgreich war,
       weil ein Teil der Präsidialgarde sich auf die Seite des Volkes stellte und
       Compaoré aus dem Amt beförderte. Jetzt will ein anderer Teil der
       Präsidialgarde diesen Umsturz rückgängig machen, und nun kommt auch noch
       die Armeeführung ins Spiel, um diesen Putsch zu stoppen. Immer sind es
       Soldaten, die handeln.
       
       Das Volk geht wieder auf die Straße, aber es ist kein zentraler Akteur.
       Vielleicht war es das auch beim Sturz Compaorés nicht. Ist der Wunsch nach
       Demokratie eine Utopie? Letztendlich erfolgt jeder Machtwechsel in Burkina
       Faso durch die Macht der Gewehrläufe; die zivilen Institutionen sind
       Fassade. Und vielleicht ist das in mehr Ländern Afrikas der Fall, als man
       denkt.
       
       23 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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