# taz.de -- Nordkorea führt eigene Uhrzeit ein: 11.00 Uhr nach „Pjöngjang-Zeit“
       
       > Vor 18 Jahren kam der neue Kalender, jetzt gibt es eine neue Uhrzeit. Mit
       > der Einführung seiner eigenen Zeit setzt sich Nordkorea vom Nachbarn im
       > Süden ab.
       
 (IMG) Bild: Hat jetzt sogar seine eigene Uhrzeit: Kim Jong Un.
       
       Pjöngjang dpa | 18 Jahre nach der Einführung eines neuen Kalenders in
       Nordkorea hat Machthaber Kim Jong Un die Uhren des Landes um eine halbe
       Stunde zurückdrehen lassen. Seit Mitternacht gelte die „Pjöngjang-Zeit“ als
       neue Standardzeit, berichteten die staatlichen Medien des weithin
       abgeschotteten Landes am Samstag. Glockenschläge und Sirenengeheul hätten
       die Umstellung begleitet. Mit dem vorher angekündigten Schritt feierte
       Nordkorea die Befreiung der Koreaner von japanischer Kolonialherrschaft vor
       70 Jahren.
       
       Die Glocke an der Sternwarte in Pjöngjang habe geläutet, „wie sie es zur
       Freude der Koreaner getan hatte, als sie den Neujahrstag nach der Befreiung
       des Landes begrüßten“, hieß es in den Medienberichten. Der Zeitunterschied
       zur MESZ betrug in Nordkorea wie in Südkorea und Japan bislang sieben
       Stunden. Japan hatte Korea während der Kolonialherrschaft (1910-45) seine
       eigene Zonenzeit aufgezwungen. Mit der Änderung will Nordkorea das
       Vermächtnis der Kolonialzeit hinter sich lassen.
       
       Das kommunistische Regime in Pjöngjang hatte 1997 eine eigene Zeitrechnung
       eingeführt, die nach der Staatsideologie Juche bezeichnet wird. Der
       nordkoreanische Kalender beginnt 1912, mit dem Geburtsjahr des früheren
       Staatschefs Kim Il Sung, dem Großvater von Kim Jong Un. Das Regime zählt
       2015 als Juche 104. Allerdings wird parallel dazu auch die sonst weltweit
       verbreitete Zeitrechnung benutzt.
       
       Südkorea hatte von 1954 bis 1961 die Uhren ebenfalls um 30 Minuten auf
       seine eigene Zeit zurückgedreht, die vor der Kolonialzeit vorübergehend
       koreanische Normalzeit war. Nach dem Militärputsch von 1961 wurde dies aus
       praktischen Gründen wieder rückgängig gemacht.
       
       ## Südkorea befürchtet Probleme beim Pendelverkehr
       
       Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warnte diese Woche, dass der jetzige
       einseitige Schritt Nordkoreas die Trennung zwischen beiden Nachbarn
       vertiefen könne. Kurzfristig befürchtet Seoul vor allem Probleme beim
       Pendelverkehr zum gemeinsamen Industriekomplex in der grenznahen
       nordkoreanischen Stadt Kaesong.
       
       Nordkoreas Regime feierte den Befreiungstag am Wochenende unter anderem mit
       Kundgebungen, Konferenzen zur Wiedervereinigung, Konzerten und Huldigungen
       an die seit Jahrzehnten herrschende Kim-Dynastie. Kim Jong Un sei der
       „große Leitstern“, der sich wie seine Vorgänger für die Wiedervereinigung
       einsetze, hieß es in einem „Memorandum“ zum Jahrestag. Kim, der Anfang 30
       sein soll, herrscht seit dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 über
       das verarmte, aber militärisch hochgerüstete Land.
       
       In Pjöngjang fanden sich den Angaben zufolge zahlreiche Bürger auf dem
       Platz vor dem Kumsusan-Palast der Sonne ein, um sich vor Porträts von Kim
       Il Sung und Kim Jong Il zu verbeugen. In dem Palast sind die
       einbalsamierten Leichname der beiden früheren Machthaber ausgestellt. Die
       Feierlichkeiten endeten in der Hauptstadt mit einem Feuerwerk.
       
       16 Aug 2015
       
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